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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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er sich mit knochenloser Eleganz. »Sie sind da«, verkündete er mit leiser Stimme, die Alexander veranlasste, die Hand zur Faust zu ballen.
    Er wusste nicht, was ihn an Kev so reizte. Der Tatane war schon fast so lange wie Alexander bei Selange, und er hatte nie etwas getan, um ihr zu schaden. Aber in seinem Blick und in seinem Tonfall lauerte ein Versprechen, das Gefahr und Verrat verhieß. Alexander musste sich beherrschen, als Kev vor den Tisch trat und Selange den Weg versperrte.
    Eine plötzliche Veränderung überkam das Feenwesen, eine Härte, als hätte Kev sich zu Stein verwandelt. Seine Haut sah so grau aus wie die Moais, die riesigen Steinstatuen seiner Heimat auf den Osterinseln. Die Goldsprenkel in seinen Augen bewegten sich langsam, und seine Lider schlossen sich halb. Alexander lief ein Kribbeln über die Kopfhaut.
    »Sei dir bewusst, dass du an einer Schwelle stehst«, erklärte Kev, und seine Stimme wurde tiefer. »Wenn du sie überschreitest, kannst du die Tür nicht wieder schließen. Auf der anderen Seite erwarten dich sowohl Gefahr als auch eine Verheißung. Wenn du dich jetzt abwendest, dann folgen für dich weder Konsequenzen noch eine Belohnung.«
    Selange zögerte. »Kannst du sehen, wie die Sache ausgeht?«
    Kev legte den Kopf schief. »Ich sehe nur die Schwelle. Ich spüre nur die Möglichkeiten. Es liegt an dir, den letzten Schritt zu machen und zu erfahren, was sein könnte und was sein wird. Oder du drehst um und lässt die Schwelle unüberschritten.«
    Die Härte schmolz dahin, und seine Haut nahm wieder ihren warmen Braunton an. Blinzelnd trat Kev zurück und wartete. Selange rührte sich nicht vom Fleck.
    »Wer ist gekommen?«, fragte Alexander.
    Ruckartig erwachte Selange aus ihrer Versunkenheit. Sie strich ihr Kleid glatt, hob das Kinn und holte Luft. Ihre roten Lippen verzogen sich zu einem falschen Lächeln.
    »Gäste. Sie werden erwartet. Wir wollen sie nicht warten lassen.«
    Damit ging sie entschlossen an Kev vorbei und zog die mit Schnitzereien versehenen Türen auf. Rasch eilte Alexander ihr hinterher.
    Sie traten in einen runden fensterlosen Raum von fünfundvierzig Meter Durchmesser. Die gewölbte Decke war gut zwei Stockwerke hoch. In den Holzboden eingelegt war ein Anneau- Boden. Dieser bestand aus einem Kreis, der ein Pentagramm mit einem Dreieck in der Mitte einfasste. Ganz in der Mitte befand sich ein silbernes Rund von der Größe einer Frisbee-Scheibe. Die Wände waren kahl, und der Holzboden abgenutzt und zerkratzt. Doch Alexanders gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf das Geschöpf, das innerhalb der leuchtenden Konturen des Dreiecks stand. Er zog die Waffe aus dem Halfter und wollte sich schon vor Selange schieben, um sie zu beschützen. Sie hielt ihn jedoch zurück, indem sie ihre zitternde Hand auf seinen Arm legte.
    »Solange er sich innerhalb der Schutzzeichen befindet, ist es halbwegs sicher.« Ihre Stimme war trotz ihrer Nervosität fest.
    Alexander blieb hinten, aber er war weiterhin angespannt und zornig.
    Der Engel war über zwei Meter groß. Er trug löchrige blaue Jeans, und seine Füße waren ebenso nackt wie seine Brust. Aus seinem Rücken spross ein Flügelpaar, dessen Federn schwarz glänzten. Ein blauer und orangefarbener Schimmer tanzte über die unteren Ränder seiner Schwungfedern. Dort, wo seine Flügelspitzen den Boden berührten, versengten sie das Holz. Die Kohlespuren passten zu denen auf seinen Hosenbeinen, die durch mangelnde Achtsamkeit entstanden waren. Er verströmte den Geruch Göttlicher Magie, vermischt mit dem Gestank verbrannter Federn. Seine Augen waren rot, und sein weißes Haar war kurz geschnitten. Sein Gesicht und sein Körper wirkten wie gemeißelt und erinnerten an eine Statue von Michelangelo. Er sah aus, als wäre er etwa zwanzig, obwohl er zweifellos viele tausend Jahre alt war.
    »Ich entbiete dir meinen Gruß, Lady Selange«, sagte er mit einer spöttischen Verbeugung. Er achtete sorgfältig darauf, nicht auf das leuchtende Dreieck zu treten.
    »Ich vernehme deinen Gruß«, antwortete Selange vorsichtig. Sie verzichtete lieber auf einen Willkommensgruß, um sich nicht ungewollt zu etwas zu verpflichten. »Bringst du eine Nachricht von deiner Herrin?«
    »Sie bietet Folgendes an.« Er griff eine Schriftrolle aus der Luft und hielt sie in die Höhe.
    »Was steht dort?«
    Höhnisch hob er die Brauen. »Ich bin nicht im Bilde über ihre privaten Korrespondenzen.«
    »Nun gut.« Selange murmelte etwas und machte eine

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