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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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wirbelte zu ihm herum und marschierte auf ihn zu. Ihre Absätze klapperten auf dem Boden. Alexander wich nicht zurück. Die Hände in die Hüften gestemmt, blieb sie stehen und schaute ihn mit steinerner Miene an. Ihre Haare stellten sich auf und wiegten sich leicht wie in einer unsichtbaren Strömung. Magie tanzte in einem Netz aus blauen Blitzen über ihre Haut. Er bekam einen trockenen Mund. Sie hatte die Macht, ihn zu töten. Es würde etwas Mühe erfordern – schließlich hatte sie selbst ihn stark gemacht. Aber seine Bannzauber würden es ihm nicht gestatten, sie zu verletzen. Genauso wenig gestatteten sie es ihm jedoch, an diesem Punkt nachzugeben. Sie war in Gefahr.
    »Ich ziehe Marcus aus demselben Grund heran, aus dem ich Lance heranziehe , damit er Arthur als Primus der Sunspears ersetzt«, erklärte sie und bohrte ihm den Finger fest gegen die Brust. »Ich tue es, weil ich eine ganze Primus-Armee brauchen werde für das, was kommt.«
    Er stürzte sich auf diesen kleinen Informationsfetzen. »Was kommt?«
    Erneut schaute sie auf die Schriftrolle. Ihre Lippen zitterten. »Das Ende der Welt. Die Geburt einer völlig neuen Ordnung. Jetzt geh. Schick Kev zu mir.«
    Ihr Tonfall duldete keinen weiteren Widerspruch. Alexander verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Kev saß an seinem Schreibtisch.
    »Sie will, dass du reingehst«, sagte Alexander zu dem Tatane-Feenwesen und trat dann auf die Galerie hinaus.
    Er hatte das Gefühl, dass sich eine Falle um ihn schloss, und das Bedürfnis, sich freizukämpfen, war überwältigend. Allerdings sah er weder die Falle noch den unsichtbaren Feind, dessen heißen Atem er auf seiner Haut spürte. Das Ende der Welt? Was bedeutete das? Und wie sollte er Selange davor beschützen?

    In der Abenddämmerung schickte Selange nach ihm. Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein maßgeschneidertes schwarzes Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte, und eine hochgeschlossene, langärmelige Jacke mit einem tropfenförmigen Ausschnitt, der tiefen Einblick gewährte. Ein Rubinanhänger ruhte zwischen ihren Brüsten. Wahrscheinlich hätte niemand sonst ihre etwas angestrengte Miene bemerkt, ihre herabhängenden Schultern oder das leichte Zittern ihrer Hände. Aber Alexander kannte sie schon seit über einem Jahrhundert, und er konnte ihr Auftreten gut genug deuten, um zu wissen, wann sie ihre Magie bis an die Grenzen ausgereizt hatte. Beim Öffnen des Briefes? Oder war es dessen Inhalt gewesen, der sie so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte?
    »Dir geht es gut?«, fragte er, obwohl – und durchaus auch weil – er wusste, dass er sie damit verärgerte.
    Mit einer abwehrenden Handbewegung tat sie die Frage ab und setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs. »Ich habe meine Sunspears losgeschickt, damit sie die Wintergreisin finden. Ich hoffe, dass sie ihren Stab sicherstellen können. Der war es, auf den die Redcaps es abgesehen hatten.«
    »Was sollten sie damit anfangen?«, erkundigte er sich und war überrascht, dass sie tatsächlich antwortete.
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Jemand hat sie ausgesandt, um ihn zu holen. Sie wollten – oder konnten – nicht sagen, um wen es sich handelte.«
    Er konnte immerhin raten. Genau wie Engel konnten Redcaps nur von jemandem mit viel Macht kontrolliert werden – sehr viel mehr Macht als eine einfache Hexe, selbst eine so starke wie Selange. Und mindestens ein solches Wesen hatte ein besonderes Interesse an ihr entwickelt. Er hatte das Gefühl, den festen Boden unter den Füßen zu verlieren und über den Rand der Welt zu rutschen. Was die Frage betraf, wer oder was hinter der Sache stecken mochte, tappte er völlig im Dunkeln. Selange mit ihrer verdammten Geheimniskrämerei! Sie wusste, was vor sich ging, und zwar schon seit einer ganzen Weile. Trotzdem hatte sie ihm kein Wort gesagt. Wie sollte er da für ihre Sicherheit sorgen?
    Als sie nun auch noch weitersprach, war er schockiert. Wie viel Angst musste sie haben, wenn sie mit Informationen herausrückte, von denen sie für gewöhnlich meinte, dass sie niemanden sonst etwas angingen? Ein furchtsames Schaudern überkam Alexander und nistete sich in seinen Eingeweiden ein. Sie hatte wirklich Angst, und das bedeutete, dass die Lage sehr viel schlimmer war, als er gedacht hatte. Und er hatte eine ziemlich gute Vorstellungskraft.
    »Nachdem ich die Redcaps befragt hatte, habe ich heute ein bisschen Zeit mit Nachforschungen verbracht. Manche Legenden behaupten, dass

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