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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Nicht viel, aber ein bisschen. Das hatte ich schon vermutet. Dadurch ist es schwerer geworden, als ich dachte. Hat länger gedauert. Aber ich habe dir alles gegeben, was ich dir versprochen habe, und noch mehr.
    Und noch mehr.
    Magische Ketten. Einen Körper und einen Geist, mit denen etwas nicht stimmte . Die nicht menschlich waren. Sie war zu einer Shadowblade gemacht worden – einer Hexenkriegerin, die von den elementaren Kräften der Dunkelheit angetrieben wurde. Sie würde nie wieder ins Sonnenlicht treten können, und selbst der Mondschein würde ihr weh tun. Sie wollte fortlaufen, doch das bedeutete Schmerz. Dennoch versuchte sie es. Beim ersten Mal für vier, dann für zehn Monate und zum Schluss für ein ganzes Jahr. Jedes Mal kam sie wieder angekrochen, als wäre ihr vom Widerstand zerschundener Leib an einer unsichtbaren Leine zurückgezerrt worden. Und jedes Mal führte Giselle sie erneut an ihren Altar des Schmerzes. Um sie zu bestrafen, um sie zu verbessern, um die Bande fester zu schnüren. Wenn Max schwach war, wenn sie ihre Grenzen überschritten hatte, konnte sie nicht mehr widerstehen. Das machte es Giselle nur leichter. Also hörte Max auf davonzurennen.
    Giselle hatte Max’ Wut und ihren Verrat nicht verstanden. Aber du hast ja gesagt. Ich habe doch gefragt.
    Max wischte sich jetzt die Tränen weg und verzog den Mund. »Ich habe ja zum Unmöglichen gesagt – zu einem Märchen. Nicht zur Sklaverei«, murmelte sie bitter in der heißen Stille der Stahlkiste vor sich hin.
    Doch seit sie eine Shadowblade geworden war, war sie zur Expertin in Sachen Märchen geworden. Sie hatte sie eingehend studiert und so viel darüber gelernt wie möglich. Denn es hatte sich herausgestellt, dass sie nur allzu sehr der Wahrheit entsprachen. Märchen waren voller naiver Idioten, die dumme Dinge taten, weil sie es nicht besser wussten. In Märchen war Dummheit ein Verbrechen, das mit »lebenslänglich« bestraft wurde.
    Sie öffnete die Hand und drehte das Hagelkorn zwischen ihren Fingern hin und her. Ihr war völlig klar, was sie wollte. Sie wollte die magischen Bande brechen, die sie an Giselles Willen fesselten. Und dann wollte sie die Hexe töten. Langsam und schmerzvoll. Giselle sollte genauso leiden, wie sie selbst im Laufe der Jahre gelitten hatte, in dem Wissen, dass es keine Gnade für sie geben würde. Auge um Auge. Gerechtigkeit.
    Konnte es dazu kommen? Konnte dieser Eisklumpen ihr nach dreißig Jahren die Freiheit wiedergeben? Sie schluckte, und eine verzweifelte Hoffnung durchzuckte sie. Mit steifen Fingern steckte sie das Hagelkorn in ihre Tasche zurück.
    Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn sonst würden die Bannzauber sie noch von innen zerreißen. Es fühlte sich an, als würde ihr das Fleisch von den Knochen gezogen. Max schloss die Augen und versuchte, sich dem Schlaf hinzugeben, aber die Zaubersprüche ließen sich nicht reinlegen. Und dazu kam die unerwartete Zuversicht, die sich wie eine Faust einfühlte, die ein totes Herz mit einem Schlag zum Leben erweckte. Sie wusste nicht, wann sie wieder fähig sein würde zu schlafen.
    Weniger als eine Stunde war verstrichen, als sie hörte, wie jemand einen Schlüssel in die Fahrertür steckte.
    »Ich bin’s, Lise«, erklang die ungerührte Stimme von Oz’ Stellvertreterin. Der Tahoe erzitterte leicht, als sie einstieg. »Giselle geht wegen dir die Wände hoch. Das dürfte eine tolle Show werden, wenn wir zurückkommen. Ich habe Popcorn in der Mikrowelle und Sitze in der ersten Reihe. Also enttäusche mich nicht, in Ordnung?«
    Der Duft von Kaffee drang durch die Ritzen ins Innere der Kiste und ließ Max das Wasser im Mund zusammenlaufen. Klar, dass Lise sie damit quälte. »Manchmal bist du ein echtes Miststück«, sagte sie und beäugte angewidert eine Flasche Gatorade.
    »Meistens bin ich ein echtes Miststück«, antwortete Lise mit unerschütterlichem Gleichmut, während sie den Motor anließ und den Tahoe rückwärts aus der Parklücke fuhr. »Man sollte immer das sein, worin man gut ist, oder? Genauso wie du eben knallhart bist, Probleme mit Autoritätspersonen hast und außerdem ein Talent dafür, den Leuten eine Scheißangst einzujagen.«
    Max grinste. »Ich jage dir doch keine Angst ein. Nicht mal tollwütige Bären mit Handgranaten jagen dir Angst ein.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich musste schon mehr als einmal die Unterwäsche wechseln, nachdem ich dich in Aktion gesehen habe. Ich bin nur froh, dass du auf unserer Seite

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