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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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    Sie bogen um eine scharfe Kurve, und Max stemmte sich Halt suchend gegen die Stahlwände. Auf unserer Seite. Das war das Schwere daran, Giselle zu töten – was würde mit all den anderen passieren, die in Horngate lebten? Es wäre leicht, zu sagen, dass sie gut zurechtkommen würden: indem sie anderen Zirkeln beitraten oder in Freiheit lebten wie die meisten anderen Leute auch. Aber in Wirklichkeit war es gar nicht einfach, einem Hexenzirkel beizutreten. Viele würden sicher nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollten, wenn sie keiner Hexe dienen konnten. Genau bei diesem Punkt war Max sich nicht sicher, ob sie damit leben konnte – und dadurch verstärkte sich sogar noch ihr Wunsch, Giselle zu töten, falls das möglich war. Die Hexe hatte ihr das angetan. Sie hatte Max in magische Fesseln gelegt und diese dann mit schweren Ketten aus Loyalität und Freundschaft verstärkt.
    Horngate war klein und bestand lediglich aus den zweiundzwanzig Zirkelhexen und ihren Familien, den Sunspears, den Shadowblades und einer Handvoll weiterer Leute. Es lag in den unbarmherzigen Bergen westlich von Missoula im Bundesstaat Montana und nahm zehn Quadratmeilen Wald in den Rocky Mountains ein. Allerdings erstreckte sich Giselles Territorium im Süden bis Pocatello, im Osten bis Ennis, im Norden bis zur kanadischen Grenze und im Westen bis Kellogg, Idaho. Als Elementarhexe bezog Giselle Macht aus den starken geologischen Kräften, die unter der steinernen Haut der Berge am Werk waren. Die meisten geringeren Hexen, die im Zirkel dienten, waren ebenfalls Elementarhexen. Einige von ihnen praktizierten aber auch Glyphenmagie, bei der Symbole zum Einsatz kamen, um Magie zu generieren und anzuzapfen: Zahlen, Worte, Bilder, Gesten und so weiter. Fleischzauberer gab es in Horngate nicht, denn in Montana lebte nicht viel, womit sie hätten arbeiten können. Die Bevölkerungszahl war zu gering.
    Die Haupthalle des Zirkelsitzes war eine unterirdische Festung, in der Giselle mit ihren Sunspears und Shadowblades lebte. Die meisten anderen hatten sich Hütten in den umliegenden Hügeln errichtet. Dadurch waren sie nah genug, um sie schnell zusammentrommeln zu können, und weit genug weg, um ein bisschen Privatsphäre zu genießen. Die meisten Hexen arbeiteten zusammen mit ihren Familien in der Festung oder in den riesigen Gewächshäusern, die Horngate regelmäßige Einnahmen sicherten. Das ganze Jahr hindurch zogen sie alle möglichen Obst- und Gemüsesorten und verkauften sie im ganzen pazifischen Nordwesten. Dank der Magie waren die Gewächshäuser üppig und ertragreich und ihre Erzeugnisse schwer gefragt. Dieses Geschäft sorgte für ein festes Einkommen – genug, damit die Steuerfahndung kein zweites Mal hinschaute. Ein paar Hexen und Familienangehörige arbeiteten in Missoula oder Hamilton. Zwei waren Chirurgen, fünf weitere Krankenpfleger, einer war ein Schmied, eine war Maschinistin und zwei waren Lehrer. Doch der Hauptteil von Horngates Reichtum rührte von den magischen Dienstleistungen her, die Giselle zu exorbitanten Preisen anbot. Es fehlte niemals an willigen Kunden.
    Für Max war Horngate eine Zuflucht – ein wilder, grausamer Garten Eden für Raubtiere wie sie. Sie wusste nicht, wann es geschehen war, aber mittlerweile betrachtete sie diesen Ort als ihr Zuhause. Wenn sie Giselle zerstörte, würde sie auch Horngate zerstören. Wenn sie Giselle jedoch nicht tötete, wenn sie nur die Bande löste, die sie gefangen hielten, würde das nicht genügen. Max schloss die Augen. Sie wäre gezwungen, die Jäger zu töten, die man ihr hinterherschicken würde – Lise, Oz und die anderen. Ihr Hass loderte weißglühend auf, und ihr vorheriger Hoffnungsschimmer erlosch. Ihre Finger verkrümmten sich zu Klauen. Verdammt soll diese Hexenschlampe sein!
    Der zunehmend starke Geruch nach Meer und Dieselkraftstoff verriet Max, dass sie in den Lagerhausdistrikt an den Docks einfuhren. Der Wagen bog mal in die eine und mal in die andere Richtung ab, holperte über Eisenbahnschienen und Spurrillen und hielt schließlich an. Max hörte das Geräusch eines Metalltors, das hochgekurbelt wurde, und dann fuhr das Auto weiter vor. Rumpelnd und mit einem abschließenden Klappern schloss sich das Tor. Lise rollte ein Stück weiter, parkte den Tahoe und schaltete den Motor aus. Sofort entriegelte Max ihre lichtundurchlässige Kiste. Sie schob sogleich die Klappe auf, als Lise den Kofferraum öffnete.
    Max zwängte sich heraus und stemmte

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