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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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regelmäßigen Abständen in der Wand. Dennoch hatte Max kaum eine Wahl.
    Ich will raus, sagte sie sich im Stillen mit Nachdruck und versuchte, den Schlüsselzauber anzurufen. Sie klammerte sich fest an diesen Wunsch, während sie die Hand nach dem Riegel ausstreckte und ihn umlegte. Dann zog sie die Zellentür auf. Schmerz kräuselte sich fließend ihren Arm empor, als ob ein Künstler ihr mit einem Messer Muster in die Haut ritzte.
    Es handelte sich um einen Schutzzauber, der jeden Fluchtversuch schon im Ansatz vereiteln sollte. Max’ Abwehrmechanismen halfen ihr hier nicht. Sie schnappte nach Luft – ein rauher, schluchzender Laut. Ihr Arm fühlte sich schwer wie Blei an. Sie spannte die Muskeln an. Es war ein jämmerlicher Versuch. Sie war absurd schwach. Das magische Schloss hielt. Max biss die Zähne zusammen, und ihr Zorn flammte auf. Die Hexenschlampe würde sie nicht so leicht aufhalten!
    Sie legte die andere Hand an die Tür. Ich will raus! Sie zerrte – und der Zauber auf dem Schloss gab nach. Sie taumelte zurück und riss ihre Hände von den Gitterstäben. Einen Moment lang fand Max ihr Gleichgewicht wieder und klappte dann zusammen, als eine Welle der Übelkeit sie überkam. »Verdammte Scheiße«, murmelte sie.
    Der Schmerz in ihren Armen verflog, hinterließ jedoch ein giftiges Brennen. Max hatte Selange unterschätzt. Die Hexenschlampe war eine bessere Foltermeisterin, als sie gedacht hatte.
    »Bist du in Ordnung?«
    Alexander stand dicht bei der Tür in der Zelle. Sie richtete sich auf und starrte ihn finster an. Unvermittelt drängte sie sich an ihm vorbei, wobei sie das Zittern in ihren Beinen und den Ring aus pochendem Schmerz um ihren Hals ignorierte. Sie ging zu dem Safe, in dem Selange das Hagelkorn weggeschlossen hatte. Hier gab es keine Schutzzauber und keine Schmerzen, nur ein Gefühl wie von Seifenblasen, die sanft auf ihrer Haut zerplatzten, als das magische Schloss nachgab. Die Klappe öffnete sich einen Spaltbreit. Max hakte die steifen Finger dahinter und riss sie auf.
    Das Fach war leer.
    Sie starrte hinein und streckte den Arm aus, um in dem kleinen Hohlraum herumzutasten, als könnte sich die Schachtel mit ihrem Beutel darin versteckt haben. Ihre Finger streiften die Rückwand, und erneut spürte sie, wie Seifenblasen platzten, als sie aufschwang.
    Die Hexenschlampe hatte das Hagelkorn von der anderen Seite wieder rausgenommen. Max’ Miene verhärtete sich, und sie schob wütend das Kinn vor. Sie knallte die Safetür zu und drehte sich zu Alexander um. Er stand schwankend da. Seine Haut war grau, und seine Wangen waren ausgezehrt, doch seine Miene wirkte entschlossen und stolz. In seinen Augen brannte etwas, das sie nicht näher bestimmen konnte.
    »Wo finde ich Selange?«, krächzte sie. Als er stirnrunzelnd die Augen aufriss, stieg kochende Wut in ihrem Innern auf. »Vergiss es. Ich finde sie auch allein. Du hast genug getan.«
    Sie ging an ihm vorbei zur Tür hinaus. Von hinten griff er sie beim Arm. Sie schnappte seine Hand, drehte sie und spürte, wie seine Knochen sich unter dem Druck bogen. Als er sich nicht wehrte, stieß sie ihn von sich.
    »Hier entlang«, sagte er.
    Zögerlich folgte sie ihm ein kurzes Stück. Ihm jetzt zu vertrauen war nicht gefährlicher, als es nicht zu tun. Er hatte ihr zur Flucht verholfen. Er hat bei meiner Gefangennahme geholfen. Ihre Kiefermuskeln spannten sich an. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte.
    Vor einer Tür blieb er stehen. »Das ist meine Unterkunft. Dort gibt es eine Treppe nach oben zu Selanges Gemächern. Aber zuerst brauchst du etwas zu essen und Wasser.«
    Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, um herauszufinden, was der Haken bei der Sache war. Ihr fiel nichts ein. »Gut.« Eigentlich hätte sie ihren Hintern aus dem Sitz von Selanges Zirkel bewegen sollen. Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie der Hexe das Hagelkorn kampflos überließ.
    Alexander trat vor ihr ein und ging auf eine kleine Küchennische mit einem Tisch und zwei Stühlen zu. Max ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ihr tat alles weh, und sie war erschöpft. Die neuen Verletzungen waren in Verbindung mit ihren früheren Wunden zu viel. Ihre Heilzauber reagierten träge, und ihr Körper war zu schwer mitgenommen, um sie mit Energie zu versorgen.
    Sie setzte sich gerade hin und öffnete sich dem Schmerz. Innerlich nahm sie ihn an, zog ihn an ihre Brust wie einen Liebhaber. Der Trick bestand darin, das Leiden nicht zu leugnen, sondern es

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