Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Schultern glätteten sich über seiner Brust und gingen in kräftige Bauchmuskeln über. Es kribbelte ihr in den Fingern: Am liebsten hätte sie darübergestrichen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Er ist ebenso giftig wie schön. Ihr Mund wurde zu einer schmalen Linie. So dringend hatte sie es nicht nötig. In seiner Brust waren drei Krater, wo ihn Kugeln getroffen hatten. Die Wunden fingen bereits an zu heilen, und jede war von einem blaulila Hof umgeben. Als er sie sah, blieb er stehen.
»Lass dich nicht stören«, sagte sie und verschränkte die Arme. »Nimm dir Zeit.« Die Röte schoss ihm in die Wangen. Er sagte nichts, ging an seine Kommode und zog Kleider hervor. Dann stakste er ins Badezimmer zurück und machte die Tür fest hinter sich zu.
Eine Minute später war er zurück. Max hatte die Schublade mit den Filmen wieder zugemacht und studierte gerade eine Reihe asiatischer Zeichnungen auf Sandpapier, die neben dem Bett an der Wand hingen. Außerdem hatte er verschiedene kleine Kitschbilder und ein paar schwarz-weiße Landschaftsaufnahmen aufgehängt. Seine Filmsammlung war umfangreich, und wie sie mochte er dunkle, ruhige Farben. Er war nicht unordentlich, und in seinem Zimmer duftete es leicht nach Nelken.
Als er die Badezimmertür erneut öffnete, drehte sie sich um und sah zu, wie er ein dunkelgrünes Seidenhemd aus dem Schrank holte und es über einem schwarzen Unterhemd zuknöpfte.
»Hast du Waffen?«
Er ging zur leeren Wand zwischen Bett und Bad und drückte mit dem Fuß auf einen Knopf, der unter dem dicken Teppich verborgen war. Ein Wandstück glitt beiseite und gab den Blick auf zahlreiche Waffenhalterungen dahinter frei. Er hatte Handfeuerwaffen, Gewehre, Jagdbogen, Armbrüste, Messer, Schwerter, Speere, Gurte mit Leuchtgranaten und Regalfächer voller Patronen, Pfeile und Armbrustbolzen.
»Bereitest du dich auf das Ende der Welt vor?«, fragte Max ungerührt.
»Ich hatte viele Jahre Zeit, all das anzusammeln.«
»Was ist mit den Essensvorräten?«
Er hob eine Schulter. »Ich ziehe es vor, meine Schwächen nicht zu zeigen. Wenn ich verwundet bin, kann ich meine Heilzauber hier stärken, ohne gesehen zu werden. Aber wenn du vorhast, dir dein Hagelkorn zu holen, bevor wir Aulne Rouge verlassen, müssen wir uns beeilen.« Er wies mit einer Hand auf seine Waffenauswahl.
Max rührte sich nicht vom Fleck. Bedeutungsvoll sah sie zu dem Knopf auf dem Boden und dann wieder zu ihm. »Ich habe nicht vor, mich ein zweites Mal in eine winzige Zelle einsperren zu lassen«, erklärte sie gelassen.
Alexanders Blick wurde eisig, und sein Körper erstarrte. Abrupt trat er in die Kammer. »Zufrieden?«
»Lass dich nie zweimal verarschen«, sagte Max und folgte ihm. Sie griff nach einem 45er Colt – ein Standard-Militärmodell – und einem Kampfmesser mit schwarzer Klinge. Max begutachtete die Pistole, die bereits geladen war. Sie lud durch, steckte sie in den Hosenbund und das Messer in die Gesäßtasche. Dann nahm sie sich sechs weitere Clips und verstaute sie in ihren vorderen Taschen. Mit einem Gurt voller Leucht- und Handgranaten kehrte sie ins Schlafzimmer zurück, während Alexander sich seinerseits bewaffnete. Er streifte eine massige Weste über, die vor Munition starrte. Dann legte er eine 45er im Halfter an und hängte sich eine Uzi über die Schulter, so dass der Lauf unter seinem Arm baumelte. Anschließend band er sich ein Kampfmesser um den Oberschenkel, trat ebenfalls aus dem Waffenschrank und schob ihn zu.
»Willst du sonst noch etwas mitnehmen?«, fragte Max.
»Die Nacht läuft uns davon.«
»Und trotzdem verschwendest du Zeit. Du hast zwei Minuten, dann verschwinden wir.«
Sie beobachtete, wie er eine rechteckige Sporttasche aus dem Schrank holte und sie eilig mit Kleidern befüllte. Er nahm ein paar Dinge von seiner Kommode, die sie nicht erkennen konnte, und legte sie obenauf, bevor er den Reißverschluss zuzog.
»Das ist alles?«
»Das genügt.«
»Nicht viel, was du nach so vielen Jahren einpackst. Wie lange genau bist du denn schon bei Selange?«
Er verzog das Gesicht. »Wer verschwendet hier jetzt Zeit?« Er nahm die Tasche und ging durchs Wohnzimmer zu einer Tür neben der Küchennische, die Max für einen Garderobenschrank gehalten hatte. Dahinter befand sich eine Wendeltreppe. Alexander ließ seine Tasche vor der Tür liegen und hob die Uzi. »Ich gehe vor.«
Die Treppe wand sich den fünfzehn Meter hohen Schacht empor. Max folgte Alexander dichtauf und drängte
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