Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
belustigt angrinste, was seinen Kampf um die Waffe Lügen strafte. »Gib auf, Baylor! Du kannst nicht gewinnen. Heute nicht«
Die Feststellung war eher eine Ankündigung, denn ein Knie fuhr zwischen Baylors aufgestützten Beinen hoch und traf ihn so hart, dass er einen Salto über den Kopf des anderen hinweg machte. Baylor knallte mit dem Rücken auf den Boden, was ihm ein überraschtes Keuchen entrang. Befreit von seinem Gegner rappelte der andere sich hoch, taumelte aber nur gegen einen Ladentisch. Das Schwert hielt er schlaff in der Hand, wobei die Spitze den Boden berührte. Er fuhr sich mit dem breiten Handrücken an die Nase, die blutete, wie Ashla bemerkte. Trotz seiner Entschlossenheit und seines Draufgängertums war selbst ihr klar, dass er entkräftet war und dass er einiges abbekommen hatte.
Trotz seiner dunklen Hautfarbe konnte sie die Schwellung und Färbung frischer Prellungen im Gesicht und auf den Fingerknöcheln erkennen.
Der mit dem Namen Baylor lag stöhnend auf dem Boden und versuchte sich von dem kräftigen Tritt in die Hoden zu erholen, der schmerzhafter gewesen sein musste, als wenn eine Frau ihn verabreicht hätte. Die meisten Männer hätten dieses Manöver als schmutzigen Trick betrachtet, doch der erschöpfte Mann hatte eindeutig jede Möglichkeit gegen den Koloss Baylor nutzen müssen, und Ashla machte es ihm überhaupt nicht zum Vorwurf, dass er auf eine so brutale Taktik zurückgegriffen hatte.
»Du … wagst es … deine Leute … zu hintergehen«, keuchte der stehende Mann mühsam. Er presste einen Arm an den Körper, anscheinend unter Schmerzen, und Ashla überraschte sich bei dem sorgenvollen Gedanken, dass er sich eine oder gar mehrere Rippen gebrochen haben könnte. Sie kannte ihn doch gar nicht, oder den Grund, weshalb sie kämpften. Warum also, fragte sie sich, sollte sie um die eine Seite mehr besorgt sein als um die andere?
»Es gab eine Zeit, da hat man dich für den Verräter gehalten, Ajai Trace«, knurrte Baylor. »Die Geschichte wird von Siegern geschrieben.«
Baylor rollte sich stöhnend und schnaufend auf alle viere, wobei seine Bewegungen anscheinend Schmerzen in seinen Zeugungsorganen hervorriefen. Er blickte auf, und Ashla starrte plötzlich in tiefe, bedrohlich blickende Augen. Doch so finster der Blick anfänglich auch gewesen sein mochte, viel schlimmer war das nachfolgende Grinsen, bei dem er seine Zähne zeigte.
»Sieh an. Was haben wir denn da?«
Bei der spöttischen Bemerkung zuckte Ashla zusammen, doch aus irgendeinem Instinkt heraus packte sie mit zitternden Fingern den Griff des Schwerts zu ihren Füßen. Sie wollte es nicht benutzen, nur … sie wollte sichergehen, dass es außerhalb seiner Reichweite war. Ihr Blick wanderte zu dem anderen Mann, und sie war überrascht und unbeschreiblich dankbar, dass er sich ganz aufgerichtet hatte und, als hätte er überhaupt keine Schmerzen mehr, rasch sein eigenes Schwert aufhob und entschlossen zwischen Baylor und sie trat.
»Komm schon, Trace«, sagte Baylor gedehnt, als der andere mit der Spitze seines Schwerts sein vorspringendes Kinn berührte. Eine falsche Bewegung, und sein Kopf würde sich von seinem Hals verabschieden. »Schau mal, die Furcht in ihren Augen. Schau nur, wie die Verlorene zittert. Kapierst du nicht? Das heißt, sie kann uns sehen.«
Trace war sich ziemlich sicher, dass es sich um irgendeinen Trick handelte. In seiner Welt wussten alle, dass die Verlorenen einen Schattenbewohner nicht sehen konnten. Es gab eine Ausnahme, doch die erforderte eine Zeremonie und einen Priester, und es musste einen verdammt guten Grund dafür geben, diese Art von Kontakt herzustellen, und es war aberwitzig zu glauben, dass er von allein zustande kam. Trace hatte die zusammengekauerte Verlorene entdeckt, kurz nachdem sie durch das Fenster hereingestürzt waren. Ihre Reaktion in dem Moment war nachvollziehbar. Sie konnte sie ja nicht sehen, doch mit Sicherheit das Fenster, das auf sie zuflog.
Trace warf einen kurzen Blick rechts neben sich und verschaffte sich einen Eindruck von dem weiblichen Wesen. Es war unmöglich, sie zu übersehen, wirklich. Sie war alles, was seine Leute nicht waren. Hellhäutig. Blond. Weiß gekleidet. Ängstlich. Er konnte nicht anders, als sie erneut anschauen, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, wie hellhäutig und blond sie aussah. Selbst ihre Augen waren von einem so hellen Blau, wie er es noch nie gesehen hatte.
Und sie starrten ihn direkt an.
Groß,
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