Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
durchging. Was sie da erzählte, gehörte zu den schlimmsten Sünden. Hatte sie ihn gerufen, damit er sich auf die Suche nach ihm machte? Ausgerechnet Guin? Es gab nur wenige Schattenbewohner, die Magnus einschüchtern konnten, wenn er sich vorstellte, dass er sie jagen sollte, doch Guin stand mit Abstand ganz oben auf der Liste. Es gab fast so etwas wie eine Verbindung zu Sagan. Sagan lebte fast ausschließlich für die Kriegskunst, doch Guin … Guin war ein grausamer und gerissener Kerl, der nicht einmal dann würde sterben wollen, wenn er ins Herz getroffen worden wäre.
Hass und das Böse konnten ein Wesen zu allem Möglichen drängen, doch was Guin so erbarmungslos antrieb, war etwas völlig anderes. Guin war stur und unnachgiebig, urtümlich und gnadenlos – ein Mann, der eher sterben würde, als dass er aufgab, der seinen Gegner mit in den Tod nahm, wenn er schon sterben musste. Es gab keinen Kompromiss.
» K’yatsume «, sagte Magnus vorsichtig, »es ist sehr wichtig, dass du so genau wie möglich für mich wiederholst, was er gesagt hat.«
Malaya hörte auf, hin und her zu gehen, und blickte ihn eher überrascht als erschrocken an. Magnus las eine gewisse Erleichterung aus der Reaktion. Es war klar, dass sie nicht erwartete, dass er Guin bestrafen würde, egal, zu welchem Schluss er kam. Sie war natürlich zu eng mit Guin verbunden, um in dieser Sache einen klaren Blick zu haben. Doch anders als bei dem Gesetz, das der Senat womöglich auf sie anwenden wollte, hatte sie keinen Einfluss auf die Tempelgesetze. Sie konnte sich dem Erlass, zu heiraten, widersetzen, weil sie schließlich eine absolute Herrscherin war. Sie konnte das überkommene Gesetz mit Zustimmung ihres Bruders aufheben und die Kritik der Traditionalisten auf sich ziehen. Doch sie konnte auf gar keinen Fall Magnus vorschreiben, wen er mit einer Buße belegen wollte.
Sie blinzelte und lachte, wenn auch ein wenig unbehaglich. »Wirklich, M’jan , so ist es nicht. Es war … nun, es war … «
Verdammt! Wie beim Licht sollte Malaya etwas erklären, was sie selbst nicht verstand? Doch sie musste es herausfinden, weil sie eine gewisse Anspannung bei ihrem spirituellen Berater bemerkt hatte.
»Ich denke, er hat einen Annäherungsversuch unternommen«, gestand sie, und wieder überflutete die Erinnerung ihre Sinne. Ihre Brüste brannten noch immer von der rauen Berührung ihrer Nippel. Schon allein der Gedanke an Guin – ausgerechnet Guin – erregte sie! Dass er sie überhaupt hatte anfassen wollen … Nein, er hatte sie nur wieder gepiesackt wie immer, das war alles. Es war nur eine dieser Taktiken, die er liebte, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Auch noch nach fünfzig Jahren gelang es ihm, sie völlig durcheinanderzubringen. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. »Ich bin sicher, er hat es getan, um mich zu verunsichern, dieser gemeine Hund«, sagte sie zu dem Priester. »Weißt du, was er gesagt hat? Er hat gesagt, wenn er von mir nicht die Erlaubnis bekäme, zu gehen, würde er ›ganz, ganz nah‹ bei mir bleiben. Du warst nicht dabei, aber es war klar, dass er etwas andeuten wollte! Kannst du dir das vorstellen? Guin hat mir tatsächlich gedroht mit … mit … «
»Sex«, ergänzt Magnus, und seine finstere Miene wurde noch finsterer, während er herauszufinden versuchte, was beim Licht Guin sich dabei gedacht hatte. »Malaya, warum hat er dich nicht einfach um seine Beurlaubung gebeten, ohne Spielchen zu spielen?«
»Oh, nun … ähm … das hat er eigentlich«, sagte sie unbehaglich.
»Hast du es ihm verweigert?« Magnus hob überrascht eine Braue. »Guin hat noch nie um freie Zeit gebeten, und als er es schließlich getan hat – und ich erinnere dich daran, wie oft du zu ihm gesagt hast, dass er das ruhig tun könnte – , hast du sie ihm verweigert?«
»Ich dachte, er wollte auf eine Hexenjagd gehen! Er hat mich gefragt, gleich nachdem Tristan diese schreckliche Bombe hat platzen lassen. Ich konnte nicht klar denken. Und er hat so eine Art, mich vollkommen aus der Fassung zu bringen. Manchmal ist er nicht zu verstehen. Und er nimmt mir die Luft zum Atmen! Er ist total sauer auf den Senat, der mir Vorschriften machen will über mein Leben, und ich glaube, das liegt daran, dass er es jedem übel nimmt, der in einem Gebiet wildert, das er für sein Revier hält. Drenna soll jedem verbieten, mir zu sagen, was ich tun soll, außer Guin!«
»Malaya, entscheidend ist doch, dass du ihn dazu gebracht hast, dass er sich
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