Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
bestätigt fühlt. Er respektiert dich aufrichtig. Und wenn du falschliegst, dann lässt er dich das deutlich spüren. Schon gut, es ist seine Vorstellung von Richtig und Falsch, doch Guin passt sehr genau auf, in was für einen Kampf er zieht. Allerdings bin ich nicht glücklich darüber, dass er dir zu nahegetreten ist. Das ist absolut inakzeptabel.«
»Oh … nun, wie du gesagt hast, Magnus, er sah sich gezwungen, seinen Standpunkt klarzumachen.« Obwohl es ein ziemlich seltsames Ultimatum war. Was, wenn sie Ja gesagt hätte zu seinem Angebot … ?
Malaya spürte, wie ihr ganzer Körper erschauerte bei dem Gedanken und wie Hitze durch jede Ader ihres Körpers jagte, wie eine sich schnell ausbreitende giftige Wolke.
Sie fuhr sich rasch mit der Zunge über die Unterlippe und erwiderte den Blick ihres Beichtvaters.
»Und ich denke, man kann nicht sagen, dass es unwillkommen war«, sagte sie leise.
Magnus war einen Moment lang vollkommen verblüfft, doch er fing sich schnell wieder und setzte eine unbeteiligte Miene auf.
»So wie das letzte Mal?«, fragte er sie.
Sie nickte und stieß den Atem aus, als fühlte sie eine große Erleichterung, dass sie ihm das eingestehen konnte. »Das letzte Mal« war vor vielen Jahren gewesen. Vor über einem Jahrzehnt. Sie war von Guins Annäherungsversuch damals genauso verwirrt und verunsichert gewesen wie jetzt. Niemand zweifelte an seiner Loyalität oder an seinem Bestreben, dafür zu sorgen, dass sie glücklich und gesund war. Doch manchmal benahm er sich so unbeherrscht und irrational, dass sie ratlos waren.
Aber … jetzt, wo Magnus seine Beziehung mit Daenaira als Spiegelbild hatte, fragte er sich, ob sich hinter den extremen Wutanfällen und der kühlen Distanz nicht etwas verbarg. Trotzdem war es nicht unbedingt seine Aufgabe, der Monarchin das klarzumachen.
»Du kennst meinen Rat bereits«, sagte er sanft zu ihr. »Meditiere. Bete zu Drenna um Klarheit, Malaya. Lass sie deinen Geist lenken. Versuch nicht, dir durch Vorurteile Möglichkeiten zu verbauen, und achte darauf, dass du alle Gesichtspunkte bedenkst.« Er hielt inne, und sein Mund verriet eine gewisse Missbilligung. »Lass nicht zu, dass Angst dein Handeln bestimmt. Bei mir selbst war das so, und ich bedaure das Leid, das dadurch entstanden ist.«
»Angst? Bei dir?«, fragte sie ungläubig.
»Ja, K’yatsume . Wenn wir kein Vertrauen haben, tritt Angst an die Stelle. Karri hat dieses Vertrauen in mir zerstört, und ich bin in Angst versunken. Ich bin auch jetzt noch hin und her gerissen zwischen Vertrauen und Angst. Doch das ist der Kampf, den ich führen muss. Unrecht daran war, dass es Kreise zog und dass jemand verletzt wurde, der unschuldig war. Egal, zu welcher Entscheidung du kommst – versichere dich, dass nicht Furcht dich lenkt. Trotz seines dicken Panzers und seiner ungeheuren Stärke ist Guin genauso verletzlich wie wir alle. Pass auf!«
»Du machst dir zu viele Sorgen, Magnus«, sagte sie leichthin, obwohl in ihrer Stimme Unruhe mitschwang. »Ich könnte Guin niemals wehtun. Ich brauche ihn viel zu sehr. Ich werde einen Weg finden, um alle so gut wie möglich zufriedenzustellen, wie immer. Den Senat, meinen Bruder und Guin.«
»Du hast jemanden vergessen, K’yatsume «, stellte er leise fest.
» Drenna ?« Sie lachte.
»Nein, Liebes. Dich selbst. Vergiss nicht dich selbst.«
»Henry«, sagte Daenaira leise.
Der verwirrte Junge saß auf dem Bett, die Knie an die Brust gezogen und die Arme über den Kopf gelegt. Er war nackt, und es war unübersehbar, dass er am Boden zerstört war. Sagans und Daes Erscheinen machte alles nur noch schlimmer für ihn, und vor Scham über seinen entblößten Zustand wandte er sich ab.
Daenaira wollte zu ihm gehen, doch Sagan hielt sie mit einer Hand zurück. Ihr wurde bewusst, dass er recht hatte. Henry wollte nicht, dass ihn eine Frau in einem so schrecklichen Augenblick bemutterte und in den Armen wiegte, also ging sie wieder zur Tür und schloss sie, damit sie unter sich waren.
Der Raum war ansonsten leer. Shiloh und Nicoya hatten sich aus dem Staub gemacht, und Daenaira nahm an, dass sie ins Schattenreich geflohen waren. Trotzdem sah sie sich in dem kleinen Raum vorsichtig um. Die beiden konnten sich genauso gut wieder materialisieren, wie sie sich entmaterialisiert hatten, und sie konnte Shilohs Waffengürtel nirgendwo entdecken, was bedeutete, dass er bestens ausgerüstet war.
Sagan ging zu Henry und griff dabei nach dessen Kleidern.
»Henry?«,
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