Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
ließ den Dolch zu Boden fallen und zog sie fest an sich.
»Wo?«, krächzte er, unfähig, Luft zu holen, weil sie so eng umschlungen waren.
»Auf der Treppe«, sagte sie.
Brendan verschwand wie ein Blitz durch die Tür hinter ihnen.
»Oh, Ihr Götter, lass mich sehen«, verlangte er und lockerte ein wenig seinen Griff, um sie zu betrachten. Sie war verbrannt. Ihr Gesicht war hellrot, ihre Hände und ihre Brust ebenfalls. »Wer beim Licht hat das getan?«
»Da war ein Licht. Ein Blitz. Oh Götter, das brennt so! Ich kann nicht sehen!« Sie schluckte und hustete, und er wollte sie fester an sich drücken, doch wegen der Verbrennungen hatte er Angst, er würde ihr wehtun. »Er hat versucht … Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
Sie war kurz davor zu weinen wie ein Baby. Dae weinte nicht. Sie kämpfte. Sie gewann oder verlor, doch sie weinte nie.
»Sag mir, dass du wirklich mit allen schmutzigen Tricks gekämpft hast«, befahl er ihr.
»Schmutzig wie Matsch in einem Schweinestall«, sagte sie bebend vor Lachen und verdrängte damit den Wunsch, zu weinen. »Ich glaube, ich habe etwas von einem Penis unter meinen Fingernägeln.«
Magnus lachte laut auf, während er sie trotz seiner Besorgnis erneut fest an sich zog. »Siehst du, genau das wollte ich. Eine Kämpferin.«
»Okay, aber können wir das bei einem Mal am Tag belassen? Das war ein bisschen viel.«
»Ja, Baby, das war es. Es tut mir leid. Ich kann heute anscheinend kein Versprechen halten. Ich habe gesagt, niemand würde dich anfassen.«
»Nun, ich habe ihn fester angefasst. Das zählt doch auch.«
»Ja, natürlich zählt das.«
Magnus blickte auf, als Brendan durch die Tür kam und den Kopf schüttelte.
»So ein Mist. Ich kann nicht glauben, dass er aufstehen konnte!«, knurrte sie, als sie bemerkte, dass Brendan unverrichteter Dinge zurückkam. »Ich dachte, ich hätte ihn ordentlich erwischt.«
»Dem Blut nach zu urteilen, hast du ihm ganz schön zugesetzt«, sagte Brendan grinsend.
»Großartig. Jetzt müssen wir nur alle dazu bringen, die Hose runterzulassen, und wir haben unseren Mann«, sagte sie trocken.
»Okay, gehen wir wieder in unsere Gemächer«, sagte Magnus leise, während er gemeinsam mit ihr aufstand.
»Sie sollte eine Heilerin aufsuchen.«
»Nein!« Es war nur ein einzelnes Wort, doch es sprach Bände über Magnus’ erschüttertes Vertrauen. Brendan hatte nicht den Wunsch, ihn erneut darauf anzusprechen.
»Ich habe das hier gefunden. Der Typ will wohl unbedingt sterben, wenn er so etwas Starkes benutzt hat.« Brendan zeigte Magnus eine batteriebetriebene Lampe mit einem gebündelten Richtstrahl, bevor er die Birne an die Wand schmetterte. »Wie zum Teufel bekommt jemand so etwas hier herein?«
Magnus und Brendan schauten sich an.
»Von den Hydrokulturen«, sagten sie gleichzeitig.
»Ja, das steht für ›Ort mit den Lichtern‹«, seufzte Dae.
»Es ist eine Hochsicherheitszone. Nur wenige haben Zugang. Das könnte den Kreis der Täter sehr einengen«, teilte ihr Magnus mit.
»Großartig. Magnus?«
»Ja, K’yindara ?«
»Kann ich jetzt das schwere Sai haben?«
5
Es dauerte zwei Tage, bis sie ihre Gemächer wieder verließ.
Das Gefühl, dass sie ein Freak war, hatte sich nur noch verstärkt. Das Einzige, was ihr übrig blieb, war, alle anderen zu ignorieren und zu tun, was sie sich vorgenommen hatte. Ihr Plan für den ersten Tag war, das Gebäude zu erkunden.
Sie hatte einen verblüffenden Orientierungssinn, also würde sie nicht lange brauchen, den gesamten Grundriss des Sanktuariums auswendig zu kennen. Diesmal war sie bewaffnet, nicht mit einem Sai , sondern mit Handgelenkdolchen – kleinen Messern in Scheiden, die sie unter den Ärmeln versteckte. Dafür hatte sie eine weiter geschnittene Bluse gebraucht, was sie erheiternd fand. Magnus allerdings hatte seinen Sinn für Humor völlig verloren. Sie konnte es verstehen. Er war nicht so an diese Dinge gewöhnt wie sie.
Dae hingegen fing sich ziemlich schnell wieder, wenn sie sich mit dem Gedanken an Rache befassen konnte. Heute würde sie sich mit jeder Biegung, jeder Stufe und jeder Abstellkammer vertraut machen, die sie regelmäßig benutzen musste.
Der Nachteil war natürlich, dass sie zwangsläufig allen begegnen würde, ob sie wollte oder nicht. Die erste Begegnung hatte sie im Königshof in der Nähe eines faszinierenden Onyxbrunnens mit zahlreichen Darstellungen von Drenna und der Dunkelheit. Es gab einen ähnlichen Brunnen aus weißem Marmor vor
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