Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Doch abgesehen von ihrem Alter, das bei den Menschen knapp fünfzig Jahren entsprach, hatte sie ein strahlendes Lächeln und ein Funkeln in den Augen, das Daenaira das Gefühl gab, ihre Zustimmung gefunden zu haben. Alles ohne Worte oder Händeschütteln.
Einen mochte sie, und zwar M’jan Brendan. Sie merkte gleich, dass er für Magnus das war, was einem besten Freund am nächsten kam. Die beiden Männer sahen sich, und zum ersten Mal spürte sie, wie Magnus’ Körper sich entspannte. Er wurde locker und freundlicher. Brendan zog sie auf, weil sie sich versteckte.
»Magnus, wo ist dein Katana?«, fragte Brendan, als sie später am selben Tisch aßen, und hob überrascht eine Braue, da Magnus’ ganzer Waffengürtel fehlte.
»Er wird gereinigt«, sagte er ohne zu zögern.
Daenaira verschluckte sich an ihrem Wein, als sie ein Lachen zu unterdrücken versuchte. Brendan bemerkte die Reaktion, doch er konnte beim besten Willen nicht erkennen, warum. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, entspannt und ungezwungen, während er die neue Dienerin in Augenschein nahm.
»Du überraschst mich, Magnus. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Priester so schnell eine neue Dienerin hatte. Es ist schon ein Jahr her, dass ich Nan durch Crush verloren habe, und ich habe noch immer keinen Ersatz gefunden.«
»Vielleicht solltet Ihr sie gar nicht ersetzen. Ihr solltet eine neue Gefährtin suchen.«
Brendan setzte sich überrascht auf und lachte. »Ich fasse es nicht. Sie kann ja reden.«
»Nur wenn ich etwas Wichtiges zu sagen habe«, bemerkte sie.
Brendan blickte Magnus an, der nur mit den Schultern zuckte.
»Verstehe«, entgegnete Brendan, »und das weißt du schon nach einem Abend als Dienerin?«
»Nein.« Sie hielt kurz inne. »Ich bin keine Dienerin, solange ich nicht mein Gelübde abgelegt habe. Ich weiß das, weil ich eine sensible Frau mit Köpfchen bin. Entschuldigt mich.«
Sie stand auf und verließ den Tisch, wobei sie ein Lächeln unterdrückte, bis sie den Speisesaal verlassen hatte. Sobald sie außer Sicht war, atmete sie erleichtert auf, weil sie nun nicht mehr den ganzen Blicken ausgesetzt war. Dae hatte gut aufgepasst, als sie zum Speisesaal gegangen waren, und sie ging rasch den gleichen Weg zurück. Sie wusste allerdings nicht, wo die öffentlichen Toiletten waren, also konnte sie nur in das organisierte Chaos zurückkehren und jemanden um Hilfe bitten oder einfach in ihre Gemächer zurückkehren.
Wahrscheinlich war es dumm von ihr, sich zu drücken. Schließlich war sie erwachsen, und sie war in einem wilden Durcheinander aufgewachsen, das viel gefährlicher gewesen war als das hier. Es war erst ein paar Jahre her, dass sie unter so vielen Leuten gewesen war. Sie befand sich gerade im Treppenhaus, als plötzlich ein grelles Licht aufleuchtete. Sie schrie auf, erschrocken, wie jeder Schattenbewohner es gewesen wäre, wenn er geblendet würde. Das Brennen war scharf und kurz, dann war es wieder verschwunden. Irgendein Blitzlicht. Ihr Herz klopfte, als sie zum letzten Treppenabsatz hinabtaumelte und lauschte, was um sie herum geschah. Wie weit war sie vom Speisesaal entfernt? Würde Magnus sie hören, wenn sie nach ihm rief, bei den vielen Leuten dort? Die Sinne der Schattenbewohner waren ausgeprägt, doch hier waren Stein, Erde und Marmor dazwischen.
Da hörte sie einen Schritt hinter sich, und sie presste sich gegen die Wand, als eine Faust sie ins Gesicht traf, auf die bereits geschwollene Wange, worüber sie wirklich sauer war, und sie reagierte, indem sie den Arm packte und ihn fest an ihren Körper presste. Sie war sich nicht sicher, doch sie vermutete, dass es eine Frau war. Eine kräftige Frau oder ein schlanker Mann, doch sie war zu geblendet, um es herauszufinden. Sie wollte die Person in den Bauch treffen, das sicherste und nächste Ziel. Sie warf sich nach oben, während sie den Arm, den sie umklammerte, herunterriss. Ihr Knie traf die Knie des Angreifers mit Wucht und verursachte auch ihr selbst Schmerzen. Sie unterdrückte einen Fluch, doch es befriedigte sie, dass ihr Gegner taumelte und stöhnte.
Bis sie von hinten gepackt wurde und jemand ihr beinahe den Kopf abriss. Das war auf jeden Fall ein Mann, schon wegen der Kraft, mit der er sie hochriss, und wegen der muskulösen Brust an ihrem Rücken. Dann wurde sie zu Boden geschleudert.
»Pass auf!«, knurrte er und ließ seine Stimme absichtlich rauer klingen, wie sie wusste. Sie strampelte, um herauszufinden, wo seine Beine waren, als
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