Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
an.
»Ausgezeichnet«, sagte er und ging weiter in Richtung Badezimmer, bevor er ihr zurief: »Und falls sich das Holz der Waffenscheiden verziehen sollte, Daenaira, bekommst du damit eins auf den Hintern.«
Dae schnaubte ungläubig.
Sie war so angespannt, dass er sie in zwei Stücke hätte brechen können.
Magnus beobachtete Daenaira aus den Augenwinkeln, weil sie immer noch schräg hinter ihm stand. Sie war ihm in den Speisesaal gefolgt und machte den Eindruck, als wollte sie gleich wieder verschwinden. Nun, auf ihn zumindest. Auf alle anderen wirkte sie ziemlich gelassen.
Doch Gelassenheit gab es bei Daenaira nicht. Seine nassen Haare waren der Beweis.
Als sie ihn ins Becken gestoßen hatte, hatte es ihn wahnsinnig in den Fingern gejuckt, ihr den Hals umzudrehen. Bei Gott, er war sich vorgekommen wie ein Esel.
Und jetzt hatte er sie ins kalte Wasser geworfen, indem er sie der Gesellschaft des Sanktuariums präsentierte, anstatt ihren ersten Abend entspannt zu gestalten und allein mit ihr in seinen Gemächern zu Abend zu essen. Doch jetzt war es zu spät. Jetzt musste er sie jedem vorstellen, weil einige sie bereits gesehen hatten. Abgesehen davon wollte er, dass sie sich sobald wie möglich im Sanktuarium frei bewegen konnte. Sie sollte sich nicht in ihre Räume verbannt fühlen.
Dae stand ganz still da, die Augen auf den überfüllten Raum gerichtet, und ihr Herz raste. Sie hatte so etwas nicht erwartet. So viele gut aussehende Männer in violetter Hose und im Priestergewand, und lauter gut gekleidete Frauen in Mitternachtsblau an deren Seite. Sie kam sich vor wie eine Blenderin.
»Wen haben wir denn da, Magnus?«, fragte einer von ihnen und lächelte zu ihr herunter.
Er war ihr sofort unsympathisch. Sein perfektes Lächeln war unaufrichtig.
» M’jan Shiloh, das ist K’yan Daenaira, meine neue Dienerin.«
» Drenna hat dich gesegnet«, sagte Shiloh überschwänglich und wollte ihre Hand ergreifen. Sie versteckte sie rasch hinter ihrem Rücken und trat dichter zu Magnus, obwohl sie sich selbst hasste für diese Reaktion. »Sie ist ein bisschen schüchtern, nicht wahr?«
»Es ist ihr erster Abend. Ich erinnere mich, dass ich selbst überwältigt war«, sagte Magnus leichthin. »Dae, das ist K’yan Nicoya. Sie ist M’jan Shilohs Dienerin.«
Nicoya kam ihr gleich bekannt vor. Die Selbstsicherheit und das überlegene Lächeln verrieten Dae genau, wie sie war. Das Einzige, was noch fehlte, war die neunschwänzige Katze. Sie war groß, majestätisch und schön und mit Sicherheit das größte Miststück von allen. Daenaira blieb stehen, wo sie war, und hütete ihre Zunge. Feinde konnte sie sich später immer noch machen.
Bisher sah es nicht sehr vielversprechend aus.
» M’jan Cort und K’yan Tiana«, fuhr Magnus fort.
Dae entging weder ein Gesicht noch ein Name. Auch begrüßte sie alle gleich, obwohl sie überzeugt war, dass sie die meisten schnell durchschaut hatte. Am Ende gab es ein paar, die sie mochte, ein paar, die sie nicht mochte, und überraschenderweise ein paar, bei denen sie es nicht so recht wusste. Zu denen gehörte Priester Sagan. Er hatte keine Dienerin, und nach dem, was sie mitbekommen hatte, hatte er schon eine ganze Weile keine mehr, was alle zu beschäftigen schien bis auf den großen stillen Mann selbst. Bestimmt hatte er das schon alles gehört, und es kümmerte ihn nicht im Geringsten, was die anderen dachten. Sein Gruß war ein kühles Nicken, bevor er weiterging. Sie war sich nicht sicher, ob er unhöflich war oder ob er den Eindruck hatte, dass sie nicht in der Stimmung war, sich mit Fragen der Etikette auseinanderzusetzen.
Aus einer Dienerin namens Greta wurde sie einfach nicht schlau. Dass die ältere Dienerin sich ihr gegenüber feindselig verhielt, war klar. Sie verbarg es nicht einmal vor Magnus, was wahrscheinlich ziemlich mutig war. Dae musste das anerkennen. Sie legte jedoch keinen Wert darauf, beurteilt zu werden, ohne dass sie irgendetwas getan hatte. Sie wollte sich ihre Verachtung auf die gewohnte Weise verdienen … indem sie die Leute verärgerte.
K’yan Hera war interessant. Sie war die erste Frau, die Dae kennenlernte, die in so fortgeschrittenem Alter war, dass silbergraue Strähnen ihr schwarzes Haar durchzogen und sie Krähenfüße in den Augenwinkeln hatte. Dae fragte sich, wie alt jemand wohl sein musste, bevor sich die Spuren auf diese Weise zeigten. War diese Frau all die Jahre Dienerin gewesen? Es musste eine Art Pensionsplan geben, oder?
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