Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
begonnen, Drennas Nachrichten als eine wohlverdiente Strafe anzunehmen. Er hatte anscheinend eine Art Zurechtweisung gebraucht, weil er neuerdings eine große Dosis abbekam. Es war zweifellos eine Reaktion darauf, dass er es im Haus der Götter zu einem solchen Grad an Korruption hatte kommen lassen.
Er wollte diesen Missstand beheben. Der Tempel. Das ganze Sanktuarium. Und vor allem wollte er die Dinge zwischen sich und Daenaira in Ordnung bringen. Er wünschte, er könnte sagen, dass es nur Lust und körperliches Begehren waren, die dieses Verlangen förderten, etwas, das nur wilder und leidenschaftlicher Sex befriedigen konnte, doch trotz der quälenden Träume im Schlaf war es ihr Schmerz und ihr vorwurfsvoller Zorn ihm gegenüber, die ihn zerstörten. Zu wissen, dass er die Möglichkeit vertan hatte, ihr Vertrauen zu gewinnen, war wie eine Wunde in seinem Bewusstsein und in seiner Seele.
Magnus’ Gedanken wurden vom Klopfen an seiner Tür unterbrochen. Er straffte sich, holte tief Atem und versuchte, eine entspannte Haltung einzunehmen.
»Herein.«
Als er seinen Sohn hereinkommen sah, wusste er sofort, dass die Dinge nicht besser wurden, und er seufzte.
»Trace«, sagte er warnend.
Trace hatte seine Türschwelle jeden Abend der vergangenen Woche verdunkelt und hatte seinen Gefühlen gegenüber Daenaira wiederholt Luft gemacht. Er vertraute ihr nicht. Er fürchtete, dass sie Magnus im Schlaf an die Kehle gehen könnte. Er fand, sie war beschädigt und labil. Magnus war so weit gegangen, Trace daran zu erinnern, dass diese Beschreibung bis vor Kurzem auch auf ihn und auf seine Frau zugetroffen hatte. Trace war beinahe ein Jahr lang in der Gewalt einer bösen und zerstörerischen Frau namens Acadian gewesen und gefoltert worden, nachdem er während des Krieges gefangen genommen worden war. Es hatte Jahre gedauert, bis er sich davon wieder erholt hatte, und den letzten Schritt dazu hatte er erst vollzogen, nachdem er Ashla begegnet war. Ashla selbst war gepeinigt von den Erinnerungen an eine gestörte Mutter, die sie in dem Glauben aufgezogen hatte, dass sie ein Teufel sei, wo sie doch in Wahrheit das Produkt einer verbotenen Beziehung zwischen ihrer Menschenmutter und einem Schattenbewohner war. Es hatte Traces verwandten Geist gebraucht, damit sie in ein neues Leben mit dem anderen Teil ihres Erbes geführt werden konnte. Gemeinsam hatten sie die Scherben zu einem Ganzen gekittet.
Unglücklicherweise war Trace Frauen gegenüber noch immer sehr argwöhnisch. Es fiel ihm schwer, ihnen zu vertrauen, und Karris Betrug war nicht gerade hilfreich gewesen. Nachdem er Daenairas wilden Kampf gesehen hatte, und noch immer erschüttert von dem Giftanschlag auf Magnus, war Trace entschlossen, seinen Vater davon zu überzeugen, sich der Gefahr zu entledigen, die sie darstellte.
»Trace, geh nach Hause. Geh zu deiner Frau und zu deinem König, die deinen Rat mehr brauchen als ich«, sagte Magnus erschöpft und setzte sich so abweisend wie möglich hinter seinen Schreibtisch.
» M’jan , du musst in den Palast kommen.«
Magnus blickte rasch zu seinem Sohn auf, denn die Anspannung in dessen Stimme schreckte ihn auf.
»Was ist los?«
»Ich wünschte, ich könnte es dir sagen. Tristan verlangt nach dir, aber er will mir nicht sagen, warum. Malaya ist außer sich vor Sorge um ihren Bruder. Sie weiß, dass es nicht seine Art ist, im Glauben eine Lösung für sein Problem zu suchen. Trotzdem will Tristan, dass du kommst. Er will seine Gemächer nicht verlassen und lässt niemand anderen zu sich als Xenia.«
Magnus war bereits aufgestanden und hatte sich im Vorbeigehen sein Katana geschnappt. »Ich werde Dae holen.«
Trace blieb stehen, anstatt ihm zu folgen. »Sie? Wozu?«
Magnus drehte sich langsam zu seinem Sohn um und verengte die Augen wegen dessen respektlosem Ton. »Tristan hat nach dem Priester gerufen. Sie ist meine Dienerin. Wo ich hingehe, da geht auch sie hin. Da du im Sanktuarium groß geworden bist, solltest du das wissen.«
Natürlich wusste er das. Sie wussten es beide. Magnus erinnerte ihn nur daran, um ihm die Gelegenheit zu geben, sein Verhalten zu korrigieren.
»Ja, M’jan «, sagte er respektvoll, wenn auch nicht erfreut.
Zufrieden wandte Magnus sich um und eilte den Gang entlang, um seine Dienerin zu holen. Sie war in der Trainingshalle gewesen, doch jetzt musste sie im Religionsunterricht sein. Magnus bog in den Schultrakt des Gebäudes ein und erreichte Heras Klassenraum. Er trat ein und
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