Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Sie sagte es im Flüsterton, doch ganz kalt, während sie in seine goldenen Augen blickte. »Und ab jetzt fasst du mich nicht mehr ohne meine Erlaubnis an, oder ich breche dir die Finger.«
Schweigend ließ Magnus sie los, und sie wich zurück. Er sah auf, entdeckte die Menge um sie herum und blickte plötzlich in die besorgten Augen seines Sohnes. Rasch wandte er den Blick ab und streckte Killian die Hand hin, sodass der benommen mit seiner Hilfe und ziemlich beschämt auf die Füße kam.
»Was zum Henker war das denn?«, wollte er wütend wissen. Er machte Anstalten, auf Daenaira loszugehen, doch Magnus’ harte, unerbittliche Hand auf seiner Brust hielt ihn zurück.
»Ich glaube, K’yan Daenaira hat lediglich ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass sie von Fremden nicht angefasst werden will«, sagte Magnus eindringlich.
» K’yan? « Killian wurde blass, und seine Augen ruckten von dem sexy kleinen Hitzkopf, der halb nackt auf der Straße stand, zu dem Priester zurück. Das bedeutete, dass Killian unwissentlich eine heilige Frau berührt hatte. Außerdem hatte er sie in den Augen Gottes ohne jeden Respekt geneckt und mit ihr geflirtet. »Sie hat kein Wort davon gesagt, Magnus! Ich hatte keine Ahnung. Ich würde so etwas nie tun!« Der Wachmann schluckte auf einmal schwer, als ihm noch etwas bewusst wurde. »Sie gehört zu dir?«
Schlimm genug, es einer Dienerin gegenüber an Respekt fehlen zu lassen; schlimmer noch, es der Dienerin des mächtigsten Mannes im Tempel gegenüber an Respekt fehlen zu lassen. Egal wie man es betrachtete, es war ein strafwürdiges Vergehen. Es spielte keine Rolle, ob sie sich zu erkennen gegeben hatte oder nicht. Selbst die einfachste Frau sollte die Möglichkeit haben, die Straße entlangzugehen, ohne sich bedroht oder belästigt zu fühlen. Killian hatte eine Grenze überschritten, und er wuss te es .
Er würde Buße tun müssen.
Trace zuckte zusammen angesichts Killians misslicher Lage, wobei er seinen Anteil an dem ganzen Dilemma erkannte und sich ziemlich schuldig fühlte deswegen. Er hatte zwar erwartet, dass Killian forsch sein und dafür eine Abfuhr oder im schlimmsten Fall eine Ohrfeige kassieren würde, bevor sein Opfer davongestürmt wäre, aber so etwas hätte er niemals erwartet.
»Magnus, das ist wirklich ein schlimmes Missverständnis«, mischte er sich ein.
»Ja«, sagte der Priester kühl. »Eins, das sogar in körperliche Gewalt ausgeartet ist. Würde es deinem Freund etwas ausmachen, uns zu sagen, was Daenaira dazu veranlasst hat, ihn zu schlagen?«
Killian errötete vor Scham, und sein Blick schoss zu Dae und flehte sie an, es nicht in der Öffentlichkeit zu wiederholen. Es hätte nur bestätigt, wovon Magnus sowieso schon felsenfest überzeugt war; er wusste, dass Dae niemandem ohne guten Grund wehtat. Sie war das Ziel von zu viel sinnloser Gewalt gewesen, als dass sie sie selbst willkürlich ausüben würde. Magnus zweifelte nicht daran, dass Killian bekommen hatte, was er verdiente. Das Problem war, dass Daenaira nicht mehr hatte aufhören können. Sie hatte nicht mehr innehalten, zurückweichen, die Hände heben und ihr Handeln den anderen Wachen vernünftig erklären können.
Wie Magnus feststelle, hatte Daenaira den Kampfgeist eines Berserkers. Ein Kampf wurde erst dann beendet, wenn sie sich nicht mehr bedroht fühlte. Das, so begriff Magnus, war der Kern ihrer dritten Kraft. Jeder Schattenbewohner konnte sich mit einem Schatten verbinden oder zwischen miteinander verbundenen Schatten hin und her springen, und jeder Schattenbewohner konnte sich auch entmaterialisieren, doch manchmal wurde ein Schattenbewohner mit einer verborgenen dritten Kraft geboren. Zum Beispiel mit der Fähigkeit, anderen die Wahrheit zu entlocken. Oder mit der beeindruckenden Fähigkeit seines Sohnes, von Schatten zu Schatten zu springen, ohne dass diese miteinander verbunden sein mussten; eine Teleportation zwischen dunklen Stellen, die eine Sichtverbindungen miteinander hatten.
Jeder Priester und jede Dienerin hatten eine solche dritte Kraft. Diejenigen, die mit einer dritten Kraft geboren waren, wurden häufig das eine oder das andere. Wenn sie keinen spirituellen Weg einschlugen oder für einen solchen Weg auserwählt wurden, wurden sie meistens zu sehr einflussreichen Personen in ihrer Welt. Magnus hatte sich gefragt, was wohl ihre Kraft sein würde, doch er hatte nicht die Gelegenheit gehabt, sie zu fragen, ob sie es überhaupt wusste. Wenn diese grimmige Kampfkraft
Weitere Kostenlose Bücher