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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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klar, dass ich jeden Willen, von hier wegzugehen, verlöre, wenn ich mich zu lange in der kargen Region aufhielt. Meine Überzeugung, dass es außer dieser arktischen Öde, diesem Verlies des Elends, nichts mehr gab und dass sie exakt das war, was ich verdiente, würde von Minute zu Minute wachsen.
    Kam ich zu spät? Hätte ich dem Ruf folgen sollen, bevor die Mauern eingestürzt waren? Sah ich deshalb die vielen Stundengläser mit dem unaufhörlich rinnenden schwarzen Sand?
    Aber ich hörte die Stimme immer noch in meinen Träumen – und auch jetzt im Wachzustand. Das musste bedeuten, dass ich noch Zeit hatte.
    Wofür?
    Ich suchte die vielen Höhlen in den Felsen mit Blicken ab, welche die Unseelie ins Eis geschlagen und zu ihren frostigen Unterkünften gemacht hatten. Nichts rührte sich. Ohne mich vergewissern zu müssen, wusste ich, dass sie keine Behaglichkeit boten. Hoffnungslose Kreaturen bauten keine Nester. Sie litten. Tiefe Trauer erfüllte mich bei dem Gedanken, dass die Unseelie solche Entbehrungen erdulden mussten. Die Königin hatte sich wahrlich eine drastische Strafe ausgedacht! Die Unseelie hätten als Artgenossen der Lichten Feen nicht zu einer Ewigkeit in Kälte und Finsternis verdammt sein dürfen. An sonnigen Stränden und in tropischem Klima wären sie vielleicht nicht so grässlich geworden und hätten sich weiterentwickelt wie ihr König. Aber nein, die rachsüchtige Königin konnte sich nicht damit zufriedengeben, sie einfach zu verbannen. Sie wollte , dass die Unseelie litten. Und für welche Verbrechen? Was hatten sie getan, um so ein Schicksal zu verdienen, außer dass sie ohne ihre Zustimmung ins Leben gerufen wurden?
    Ich war beunruhigt über meinen Sinneswandel. Plötzlich empfand ich Mitleid mit den Unseelie und glaubte, der König hätte sich entwickelt.
    Das musste an den Erinnerungen liegen, die dieser Ort barg.
    Ich ging mit knirschenden Schritten über das raue Eis und schlug einen schmalen Pfad zwischen zig Meter hohen Felswänden ein. Diese dünne Spalte gehörte auch zu meinen Kindheitsschrecknissen. In dem kaum einen Meter breiten Durchgang fühlte ich mich eingeengt, klaustrophobisch, und doch wusste ich, dass dies der richtige Weg war.
    Mit jedem Schritt wuchs das Gefühl der Zwiespältigkeit.
    Ich war Mac, die Unseelie hasste und sich nichts mehr wünschte, als sie wieder hinter Schloss und Riegel zu sehen.
    Ich war die Konkubine, die den König und all seine Kinder liebte.
    Es hatte hier auch glückliche Momente gegeben, bevor die böse Königin in den letzten Sekunden vor ihrem Tod alles zerstört hatte.
    Apropos Tod – ich hätte längst sterben müssen. Ich atmete nicht. Mein Blutfluss stagnierte. Kein Sauerstoff. Ich hätte tödliche Erfrierungen erleiden müssen, gleich nachdem ich durch den Spiegel getreten war. Es gab keine plausible Erklärung dafür, dass ich mich unter diesen Umständen auf den Beinen halten konnte, und dennoch ging ich aufrecht.
    Mir war so kalt, dass der Tod eine willkommene Erleichterung gewesen wäre. Die Vorstellung, es jemals wieder warm zu haben, überstieg beinahe meine Vorstellungskraft.
    Ein halbes Dutzend Mal zog ich in Erwägung, meine unerwünschte Mission abzubrechen. Ich könnte umdrehen, zurück zur Villa gehen und durch den Spiegel schlüpfen, mit Jericho unsere Pläne weiterverfolgen und so tun, als wäre dies hier gar nicht geschehen. Er würde bestimmt niemandem davon erzählen. Er hatte selbst ein paar düstere Geheimnisse, die er bewahrt wissen wollte.
    Ich könnte vergessen, dass ich die Konkubine war oder überhaupt schon einmal existiert hatte. Im Ernst – wer wollte schon jemanden lieben, den er in diesem Leben nie getroffen hatte? Der Gedanke an den Unseelie-König weckte ein Chaos an Emotionen in mir, das ich lieber ungeordnet und unerforscht ließ.
    Beeil dich! Mach schnell!
    Rasiermesserscharfe Schneeflocken fielen auf mich nieder. Tief in den Höhlen ertönten schreckliche krächzende Geräusche. Jericho hatte mir erzählt, dass es besonders grausam entstellte Unseelie gab, die in ihren Behausungen geblieben waren, obwohl die Mauern eingestürzt waren – sie fühlten sich hier wohl. Wie hätte ich mich bewegen sollen, solange das Gefängnis noch bevölkert war? Was das betraf – wie hatte ich überhaupt hierhergefunden? Wie wurde ich zu diesem Ort dirigiert, und vor allen Dingen, von wem? Wessen Marionette war ich? Mir passte es nicht, hier zu sein, trotzdem könnte ich um nichts in der Welt

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