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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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umzudrehen. »Ich warte seit Wochen.«
    Ich zuckte zusammen. Er hatte in diesen schauerlichen Tönen gesprochen, an die sich meine Ohren nie gewöhnen würden, auch wenn ich die Worte verstand. Allerdings war das nur ein Teil dessen, was mich erschreckte. Ich begriff, wen ich vor mir hatte.
    »Christian MacKeltar«, sagte ich und verzog das Gesicht. Ich sprach die Sprache meiner Feinde, eine Sprache, die ich nie gelernt hatte und die mein Mund eigentlich nicht formen konnte. Ich musste unbedingt so schnell wie möglich auf die andere Seite des Spiegels. »Bist du das?«
    »In Fleisch und Blut, Mädchen. Na ja … zumindest zum großen Teil.«
    Mir war nicht klar, was er damit meinte – war er nur zum Teil er selbst, oder bestand er nur zum Teil aus Fleisch und Blut? Ich fragte nicht nach.
    Er hob den Kopf und warf mir einen wilden Blick zu. Er war schön, aber etwas stimmte nicht. Seine Augen waren ganz schwarz. Dann blinzelte er, und plötzlich umgab seine Iris wieder Weiß.
    In einem anderen Leben wäre ich verrückt nach Christian MacKeltar gewesen. Zumindest hätte ich mich Hals über Kopf in den Christian, den ich in Dublin kennengelernt hatte, verknallt. Jetzt war er so anders, dass ich ihn vermutlich nicht wiedererkannt hätte, wenn er nicht mit mir reden würde – den gutaussehenden College-Studenten mit der umwerfenden Figur, dem Druidenherzen und dem bezaubernden Lächeln. Während ich die Muster, die sich unter seiner Haut bewegten, betrachtete, überlegte ich, ob seine Tätowierungen auch außerhalb des Gefängnisses, das allem die Farbe entzog, wieder schwarz sein würden oder immer noch kaleidoskopartig.
    Ich rührte mich zu lange nicht vom Fleck und schaute plötzlich durch eine dünne Eisschicht. Christian saß still da und war eisfrei. Wieso? Und er trug ein kurzärmeliges Hemd. Fror er nicht?
    Während ich mich vom Eis befreite, sagte er: »Das meiste, was sich hier zuträgt, geschieht in deinem Kopf. Die Empfindungen, die du dir gestattest, intensivieren sich.« Die Silben klangen wie dunkle Xylophontöne. Ich schauderte. Trotzdem hörte ich die schottische Färbung heraus, und die menschliche Note machte die Laute noch schauriger.
    »Du meinst, wenn ich nicht an das Eis denke, dann hüllt es michauch nicht ein?« Mein Magen knurrte, und augenblicklich war ich mit einer dicken, cremig blauen Glasur bedeckt.
    »Du hast an Essen gedacht, stimmt’s, Mädchen?« Belustigung schwang in seinem Ton mit und machte seine Stimme erträglicher. Er erhob sich, kam jedoch keinen Schritt auf mich zu. »Das wirst du hier sehr oft tun.«
    Ich dachte daran, dass sich die Glasur in Eis verwandelte. So einfach war das. Als ich vortrat, blätterte die Glasur von meiner Haut. »Heißt das, dass ich nur an einen warmen, tropischen Strand …«
    »Nein. Dieser Ort ist das, was er ist. Man kann ihn schlimmer machen, aber nicht besser. Du kannst nur zerstören, nicht erschaffen. Das ist eine weitere Gemeinheit, die sich die Königin hat einfallen lassen. Ich schätze, das auf dir ist auch keine süße Glasur, sondern irgendetwas, was man besser nicht genauer untersucht.«
    Ich warf unwillkürlich einen Blick auf den Sarkophag. Da stand er, der Schrecken meiner zwanzig Jahre währenden bösen Träume. Ich hatte versucht, ihn zu ignorieren, doch das gelang mir nicht. Er nagte an meinem Bewusstsein.
    Ich würde mich neben den Sarg stellen. Ihn öffnen, hineinschauen und schreien.
    Richtig. Aber das alles hatte keine Eile.
    Ich richtete meinen Blick wieder auf Christian. Was machte er hier? Was immer ihn an diesen Ort geführt hatte, hatte die meiste Zeit meines Lebens meine nächtlichen Stunden vereinnahmt. Ich hatte das Recht, ein paar Minuten für mich zu beanspruchen, bevor das Schicksal seinen Lauf nahm.
    Wenn ich nur für mich gewesen wäre!
    Es war mir nicht entgangen, dass ich das gefunden hatte, was ich brauchte. Welch ein Glück, dass ich hier auf den fünften der fünf für das Ritual nötigen Druiden gestoßen war!
    Zu schade, dass ich nicht mehr an Glück glaubte.
    Ich fühlte mich manipuliert. Aber von wem und weshalb?
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte ich.
    »Och, was ist mir passiert?« Sein Gelächter klang wie quietsehendeGriffel auf Schiefertafeln. »Du, Mädchen – du bist mir passiert. Du hast mir Unseelie-Fleisch zu essen gegeben.«
    Ich war entsetzt. Das hatte ihm das Feenfleisch angetan? Die Verwandlung, die Christian seit dem Tag, an dem wir unsere Kleider am Ufer des Sees getrocknet

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