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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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zurückgehen.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich durch Verzweiflung und Sinnlosigkeit watete wie durch nassen Zement. Zeitabläufe existierten nicht an diesem Ort. Es gab weder Uhren noch Minutenoder Stunden, weder Tag noch Nacht, weder Sonne noch Mond. Nur unbarmherziges Schwarz, Weiß und Blau, passend zum erbärmlichen Elend.
    Wie oft war ich im Schlaf diesen Weg gegangen? Wenn ich ein und denselben Traum schon seit der Geburt hatte, dann mehr als achttausendmal.
    Die Wiederholung machte jeden Schritt zum Automatismus. Ich umging die Stellen mit gefährlich dünnem Eis, obwohl ich nicht wissen konnte, dass es da war. Intuitiv erahnte ich, wo sich die tiefen Abgründe befanden. Ich kannte die Formen und Anzahl der verschiedenen Höhleneingänge in den schwarzen Wänden hoch über mir. Ich erkannte gewisse Orientierungspunkte, die so unauffällig waren, dass sie nur jemand wahrnahm, der diesen Weg bereits zahllose Male gegangen war.
    Wäre mein Blutkreislauf intakt, würde mein Herz jetzt heftiger schlagen. Mir war nicht klar, was mich erwartete. Falls ich in meinen Träumen jemals das Ziel meiner Wanderungen erreicht hatte, dann hatte ich das aus meinem Bewusstsein wirksam verdrängt.
    Immer war es eine Frauenstimme, die mir Befehle gab und mich anwies zu gehorchen. Übernahm die Konkubine in mir die Herrschaft, sobald ich schlief? Nährte sie meine Träume, um meine Erinnerungen frisch zu halten und mich dazu zu bringen, irgendetwas zu tun?
    Laut Darroc gab es das Gerücht, dass der Unseelie-König in einer Grabstätte aus schwarzem Eis eingeschlossen war und den ewigen Schlaf schlief. Hatte man ihn in eine Falle gelockt, und streckte er in meinen Träumen die Hände nach mir aus, um mir beizubringen, wie ich ihn befreien konnte? Drehte sich mein ganzes Leben nur um diese eine Aufgabe?
    Obwohl mir bewusst war, welch große Liebe den König und die Konkubine verband, ärgerte ich mich, dass meine Existenz ausgebeutet wurde ohne Rücksicht auf das, was aus mir hätte werden können. Hatte sie seinerzeit nicht lange genug gelebt und darauf gewartet, dass er aufwachte und endlich anfing zu leben?
    Kein Wunder, dass ich in der Highschool dachte, ich wäre psychotisch. Von Kindesbeinen an war ich mit den verschütteten Erinnerungen an ein absurdes Leben herumgelaufen!
    Mit einem Mal fand ich alles an mir fragwürdig. Liebte ich die Sonne wirklich so sehr, oder war das nur ein Überbleibsel von ihr? War ich tatsächlich so interessiert an Mode oder lediglich begeistert von dem Schrank mit den tausend sagenhaften Kleidern? Und was war mit meiner Vorliebe, meine Umgebung zu verschönern? War das ein Auswuchs ihres Bedürfnisses nach Veränderung, während sie auf ihren Geliebten gewartet hatte?
    Mochte ich die Farbe Pink überhaupt?
    Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie viele ihrer Kleider einen rosa Farbton hatten.
    »Oh«, machte ich. Der Laut war so tief und volltönend wie ein Gongschlag.
    Ich wollte nicht sie sein. Ich wollte ich sein. Aber nach allem, was ich wusste, war ich nie geboren worden.
    Mir kam ein schrecklicher Gedanke. Vielleicht war ich gar nicht die Reinkarnation der Konkubine, sondern die Konkubine selbst, und jemand hatte mich gezwungen, aus dem Kelch zu trinken!
    »Klar, und als Nächstes schickt ihr mich zum plastischen Chirurgen und verpasst mir ein anderes Gesicht, wie?«, brummte ich. Ich sah der Konkubine überhaupt nicht ähnlich.
    Jede Menge Ängste schwirrten mir im Kopf herum, und eine war schlimmer als die andere.
    Ich blieb stehen, als hätte ich ein Zeichen bekommen.
    Ich war am Ziel und hatte immer noch keine Ahnung, welches Schicksal mich hinter dem nächsten Felsen gute fünf Meter weit weg erwartete.
    Ich stand so lange still, dass sich das Eis wieder bildete.
    Verzweiflung überkam mich. Es widerstrebte mir, auf den Felsen zu klettern und mir Klarheit zu verschaffen. Was, wenn mir nicht gefiel, was ich dort fand? Hatte ich die Erinnerung an diese Sequenz verdrängt, weil ich hier sterben musste?
    War es zu spät?
    Das Gefängnis war verlassen, und es hatte kaum Sinn weiterzumachen. Ich sollte einfach aufgeben, mich für immer ins Eis zurückziehen und vergessen. Ich wollte weder die Konkubine sein, noch den König finden oder im Reich der Feen bleiben und für immer seine Geliebte sein.
    Ich wollte ein Mensch sein, in Dublin und Ashford leben und meine Eltern lieben. Ich wollte mit Jericho Barrons streiten und eines Tages, wenn unsere Welt wieder in Ordnung war, einen

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