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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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des Königs vom Spiegel liefen nicht vor meinen Augen ab wie die Überbleibsel der Vergangenheit in der Hälfte der Konkubine. Hier schienen sie mir direkt ins Gehirn zu gleiten.
    Mit einem Mal kam es mir vor, als hätte ich mehr als zwei Persönlichkeiten in mir: Die eine rannte durch riesige Korridore aus schwarzem Eis, die andere stand in einer königlichen Empfangshalle und beobachtete, wie die erste Feenkönigin mit einer mächtigen Dunkelheit kämpfte, Schwächen suchte und immerzu manipulierte. Ich kannte jede Einzelheit ihres Wesens, wusste, wie sie in ihrer wahren Gestalt aussah und wie sie sich am liebsten tarnte. Ich kannte sogar ihren Gesichtsausdruck im Tode.
    Komm zu mir …
    Ich lief wieder los – durch die finsteren Flure. Der König hatte nicht viel übrig für Dekorationsstücke. Es gab keine Fenster, durch die man die Außenwelt hätte sehen können, allerdings erinnerte ich mich, dass in den alten Zeiten, in denen die Königin diesen Bereich noch nicht zum Gefängnis gemacht hatte, welche da gewesen waren. Außerdem wusste ich, dass die Räume früher mit schlichten, aber herrschaftlichen Möbeln eingerichtet waren. Heute waren die einzigen Verzierungen kunstvoll ins Eis gehauene Muster, die der Umgebung eine gewisse majestätische Nüchternheit verliehen. Wenn man den Hof der Königin mit einer grell geschminkten Hure verglich, dann war der des Königs eine ungewöhnliche Naturschönheit.
    Ich kannte jeden Winkel, jede Abzweigung, jedes Zimmer. DieKonkubine musste hier gelebt haben, ehe der König die Spiegel für sie gefertigt hatte. Für mich. Ich schauderte.
    Wo war er?
    Wenn ich tatsächlich eine Wiedergeburt seiner Geliebten war, wieso erwartete er mich dann nicht? Es schien, als wäre mir vorherbestimmt, hier zu enden – auf die eine oder andere Art. Wer rief mich?
    Ich sterbe  …
    Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Meine vorherige Atemnot war nichts im Vergleich zu dem, was mir diese zwei Worte antaten. Ich würde meinen rechten Arm, ja sogar zwanzig Jahre meines Lebens geben, um diesen Tod zu verhindern.
    Vor den riesigen Toren zur königlichen Festung kam ich rutschend zum Stehen. Sie bestanden aus geschnitztem ebenholzfarbenem Eis und mussten etwa hundert Meter hoch sein. Ich konnte sie nicht öffnen. Aber die Stimme drang durch diese Tore in die grausige eisige Unseelie-Hölle.
    Komplizierte Symbole schmückten die hohen Bögen, in die die Tore eingelassen waren, und plötzlich war mir klar, dass es einen Zugangscode geben musste. Unglücklicherweise konnte ich die Symbole nicht erreichen, um auf die vorgesehenen Stellen zu drücken, und nirgendwo stand eine Leiter parat.
    Dann spürte ich ihn.
    Fast als hätte er sich hinter mir erhoben.
    Ich hörte ein Kommando, das aus meinem eigenen Mund kam – Worte, die ich mit einer menschlichen Zunge nicht hätte artikulieren können. Und plötzlich schwangen die Tore lautlos auf.
    Das eisige Gefängnis sah genauso aus wie in meinen Träumen – mit einem einzigen signifikanten Unterschied.
    Es war leer.
    In meinen Alpträumen war das Gefängnis immer voll mit monströsen Unseelie, die auf den Felsen über mir hockten und Eisbrocken den Abhang herunterrollen ließen, als wären sieBowlingspieler und ich ein Kegel. Andere, die etwas tiefer saßen, stachen mit gigantischen Eiszapfen nach mir. Ich machte mich auf einen Angriff gefasst, als ich durch das mächtige Portal schritt.
    Er blieb aus.
    Die starre arktische Umgebung war eine große, leere Hülle eines Gefängnisses mit verrosteten Gittern.
    Zwar waren die ehemaligen Häftlinge ausgebrochen, aber die Verzweiflung wehte noch von den zerklüfteten Felsen in die tiefen Schluchten.
    Ich legte den Kopf zurück. Da war kein Himmel. Nur Felsen aus schwarzem Eis, so weit das Auge reichte. Die Felsen strahlten einen blauen Schimmer aus – das war das einzige Licht an diesem Ort. Blau-schwarze Nebelschwaden waberten von den Felswänden herunter.
    Hier ging niemals der Mond auf und nie die Sonne unter. Es gab keine Jahreszeiten.
    An diesem Ort wäre der Tod ein Segen. Hier gab es keine Hoffnung, keine Aussicht, dass sich das Leben jemals ändern würde. Hunderttausende von Jahren hatten die Unseelie in dieser kalten, mörderischen, sonnenlosen Felslandschaft ausgeharrt. Ihre Bedürfnisse, ihre Leere hatte das Material, aus dem ihr Kerker gemacht war, besudelt. Vor Urzeiten war dies eine schöne, wenn auch fremdartige Welt gewesen. Jetzt war sie durch und durch verseucht.
    Mir war

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