Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
»Sie friert. Ichhätte gute Lust, sie zurückzubringen und abzuwarten, bis der unwirtliche Ort sein Werk an ihr vollendet«, sagte er düster.
»Wir brauchen sie.«
»Vielleicht.« Er schien davon nicht überzeugt zu sein. »Verdammte Feenwesen.«
Ich zwinkerte, und plötzlich stand er nicht mehr neben der Couch, sondern vor meiner Nase. Mein Atem beschleunigte sich. Zum ersten Mal setzte er seine übernatürliche Geschwindigkeit vor meinen Augen ein.
Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, fuhr mit dem Finger über meine Wange und zeichnete meine Lippen nach. Dann ließ er die Hand sinken.
Ich befeuchtete meine Lippen und sah zu ihm auf. Die Lust, die seine Nähe in mir entfachte, war beinahe unerträglich. Ich wollte mich an ihn lehnen und ihn küssen. Ich wollte mich ausziehen, ihn auf den Rücken werfen und auf ihm reiten, bis er raue, lüsterne Töne von sich gab.
»Wie lange weißt du schon, dass du die Konkubine des Unseelie-Königs bist?« Seine Stimme war zwar sanft, aber die Worte viel zu präzise. Sein Mund wirkte angespannt. Ich kannte jede Nuance dieses Mundes. »Du bist durch diesen Spiegel gegangen, ohne daran zu zweifeln, dass du es kannst.«
In meinem Lachen schwang eine Spur von Hysterie mit. Oh, wenn nur das mein Problem wäre!
War ich von der Frau auf dem Sofa besessen?
Oder war ich der König der Feen, der von Jericho besessen war?
Ich war immer tolerant, was geschlechtliche Präferenzen anging Liebe ist Liebe, und wer kann schon sagen, dass der Körper dem Herzen nicht folgen darf? Aber diese beiden Möglichkeiten konnte ich für mich selbst nicht hinnehmen. Keine passte mir wie ein Handschuh. Sexualität sollte jedoch passen. Ist sie richtig, fühlt sie sich gut an wie die eigene Haut, und das Einzige, was sich für mich wie Haut anfühlte, war eine Frau mit einem Mann. Dazu kam der Schrecken, dass ich für das ganze Chaos verantwortlich seinkönnte. Ich konnte dem Unseelie-König nicht mehr vorwerfen, dass er so viele falsche Entscheidungen getroffen und meine Welt in Aufruhr gebracht hatte. War ich diejenige, die die der Feen verwüstet hatte? Wenn ja, dann traf mich ungeheure Schuld.
Ich strich mir mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. Wenn ich noch länger über all das nachdachte, verlor ich den Verstand.
Ich bin nicht die Konkubine, Jericho. Ich fürchte, ich bin ein Teil des Königs in menschlicher Gestalt. »Nicht sehr lange«, log ich. Ich habe einige Dinge in der Weißen Villa wiedererkannt, und ich habe Träume, die nur einen Sinn ergeben, wenn ich die Konkubine bin. Ich wusste, dass es eine Möglichkeit gab, das zu überprüfen.
»Du verdammte Närrin, wenn du dich geirrt hättest, wärst du jetzt tot.«
»Aber ich habe mich nicht geirrt.«
»Beschränkt und unlogisch!«
Ich zuckte mit den Schultern. Offensichtlich war ich noch viel schlimmer.
»Du wirst nie wieder so etwas Idiotisches machen«, stieß er hervor.
Wenn ich meine Vergangenheit betrachtete, war ich ziemlich sicher, dass ich mich nicht an sein Verbot halten würde. Ich meine, wenn ich wirklich der Unseelie-König war – das mächtigste Feenwesen aller Zeiten –, dann bin ich bestimmt nicht grundlos als ahnungsloser Mensch auf die Welt gekommen. Das hieß, dass ich nicht nur böse, besessen und zerstörerisch war, sondern auch noch unentschuldbar dumm.
Barrons umrundete mich, betrachtete mich von oben bis unten wie ein exotisches Tier im Zoo. »Und du dachtest, ich wäre der König. Deshalb hast du versucht, mich mitzuzerren. Du kannst einfach nicht genug davon bekommen, mich zu töten, oder? Was war das Letzte, was du zu mir sagtest?« Er ahmte meine Stimme nach: » Was kann schon im schlimmsten Fall passieren? Ich locke dich in eine Falle und du bist – für wie lange? – tot. «
Ich schwieg. Es hatte wenig Sinn, mich jetzt noch zu rechtfertigen.
»Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen dieser Gedanke wieder romantische Flausen in den Kopf gesetzt hat, hab ich recht? Haben Sie sich eingebildet, wir wären ein unglückliches Liebespaar, Miss Lane? Brauchten Sie diesen Vorwand?«
Er zeigte mir sein Wolfslächeln, und ich dachte: Richtig, ein unglückliches Liebespaar mit einem zweischneidigen Schwert. Denn das war dieser Mann. Scharf, spitz und gefährlich. Ohne sichere Seite. Und ja, ich hatte tatsächlich gedacht, dass wir vom Schicksal gebeutelte Liebende sind. Aber das würde ich nicht eingestehen.
Ich drehte mich mit ihm im Kreis und hielt seinem dunklen feindseligen Blick
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