Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Mensch zu werden, und was für einer! Er konnte ganz leicht zum wilden Tier werden. Er war die stärkste, schnellste, klügste Kreatur, die ich je gesehen hatte. Er konnte alles und jeden töten, sogar Feenwesen. Er hingegen erwachte immer wieder zum Leben. Trotzdem ging er aufrecht und lebte in Dublin, er besaß einen Buchladen und tolle Autos und sammelte seltene schöne Dinge. Er schimpfte, wenn seine Teppiche angekokelt wurden, und es ärgerte ihn, wenn seine Klamotten kaputtgingen. Er sorgte füreinige Menschen, ob es ihm gefiel oder nicht. Und er hatte ein Ehrgefühl, das Tieren fehlte.
»Ehrgefühl ist animalisch. Tiere sind echt. Menschen sind falsch. Und jetzt hören Sie auf zu denken.« Er ließ gerade lange genug von mir ab, um das zu sagen, dann raubte er mir wieder den Atem.
Ich war nicht nett. Mir war nicht danach zumute. Ich war in einer unbequemen Stellung ans Sofa gepresst und ihm vollkommen ausgeliefert, es sei denn, ich wollte mir den Hals bei einem Befreiungsversuch brechen. Ich wollte wissen, auf welchen Zauber er aus war, deshalb zog ich mich in mich selbst zurück und schnellte dann in seinen Kopf.
Rote Seidenlaken.
Ich bin in ihr, und sie sieht mich an, als wäre ich ihre Welt. Die Frau richtet mich zugrunde.
Ich schrecke zurück. Ich habe Sex mit mir, sehe mich selbst mit seinen Augen: nackt und umwerfend – so findet er mich? Er nimmt meine Mängel gar nicht wahr. So gut habe ich im Spiegel noch nie ausgesehen. Ich will mich wieder zurückziehen. Es fühlt sich pervers an. Ich bin fasziniert. Aber solche Erkenntnisse suche ich nicht …
Wo sind die Handfesseln? Ah, halt ihren verdammten Kopf, sie will ihn wieder in den Mund nehmen. Sie möchte, dass ich komme. Fessle sie. Wie lange muss ich noch?
Er spürt mich.
Verschwinde aus meinem KOPF!
Ich vertiefe den Kuss, beiße in seine Zunge, und er ist wahnsinnig vor Lust. Das nutze ich aus und tauche tiefer. Da ist ein Gedanke, den er abschirmt. Den will ich.
Niemand zu Hause außer der Frau, für die ich die Welt bin. Ich kann so nicht weitermachen.
Warum nicht? Was kann er nicht weitermachen? Ich habe auf jede Art, die er sich wünscht, Sex mit ihm, während ich ihn voller Bewunderung anhimmle. Wo ist das Problem?
Was, zum Teufel, tue ich hier?
Er weiß, wer er ist, was ich bin.
Er weiß, dass wir aus verschiedenen Welten kommen und nicht zusammengehören.
Dennoch hatte es für ein paar Monate keine Grenzen zwischen uns gegeben. Wir hatten an einem Ort existiert, an dem es keine Bestimmungen und Regeln gab, und ich war nicht die Einzige, die das genossen hatte. Allerdings war ich ständig in sexueller Glückseligkeit gefangen, während er merkte, wie die Zeit verging, und alles, was passierte, mitbekam – dass ich ohne Verstand vegetierte und ihm Vorwürfe machen würde, sobald ich wieder zu mir käme.
Ich hoffe, das grüne Leuchten in ihren Augen zu sehen. Selbst wenn das bedeutet, dass sie adieu sagt.
Und ich hatte adieu gesagt. Ob irrational oder nicht, ich hegte Groll gegen ihn. Er hatte meinen Körper und meine Seele nackt gesehen, ich andererseits hatte gar nichts über ihn erfahren. Ich war blind und hilflos vor Lust, die nicht speziell ihm galt. Ich war nichts anderes als Lust, und er war da.
Nur einmal , denkt er, während wir beobachten, wie meine Augen leerer werden.
Einmal – was? Statt zu drängen, versuche ich einen verstohlenen Angriff. Ich gebe vor, mich zurückzuziehen, lasse ihn in dem Glauben, er hätte gewonnen, und mache im letzten Moment kehrt. Statt mich auf seine Gedanken zu stürzen, bleibe ich ganz, ganz ruhig und lausche.
Er streicht mir das Haar aus dem Gesicht. Ich sehe aus wie ein Tier. In meinem Blick ist nichts Menschliches. Ich bin eine Höhlenfrau mit einem winzigen prähistorischen Gehirn.
Wenn du weißt, wer ich bin. Lass mich dein Mann sein.
Er fegt mich mit solcher Wucht aus seinem Kopf, dass ich fast das Bewusstsein verliere. Meine Ohren dröhnen, und mein Kopf schmerzt.
Ich ringe um Atem. Er ist weg.
34
I ch ging mit beschwingten Schritten durch den Temple-Bar-Bezirk. Ich war früh aufgewacht und hatte einen Blick auf den Sonnenstrahl, der durch mein Fenster drang, geworfen, mich angezogen und war aufgebrochen, um Erledigungen zu machen.
Der Kühlschrank war leer, ich wollte zwei Geburtstage nachfeiern und würde, was die Zutaten für die Torte betraf, mächtig improvisieren müssen. Seit Halloween waren Butter, Eier und frische Milch knapp, aber eine Frau aus dem Süden
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