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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Klagen wollte ich meinem Schmerz Ausdruck verleihen, weil ich wusste, dass er Schmerz kannte. Die Ehrfurcht konnte ich nicht erklären. Als wäre er heilig für mich. Ich sah zu ihm auf. Angeblich war er bei meiner Mutter gewesen, als sie in der schicksalhaften Nacht die Abtei verlassen hatte, und er hatte mir nie davon erzählt. Wie konnte ich ihn verehren? Ich hatte nicht die Kraft, ihn zur Rede zu stellen. Seit ich wusste, dass Dani Alina umgebracht hatte, fühlte ich mich wie ein Ballon, aus dem die Luft gewichen war.
    »Warum sitzen Sie im Dunkeln?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß, wer Alina getötet hat.«
    »Ah.« Diese eine Silbe sagte mehr als andere Menschen mit vielen Worten. »Ohne jeden Zweifel?«
    »Ja.«
    Er wartete. Stellte keine Fragen. Und plötzlich begriff ich, dass er das nie tun würde. Das gehörte zu seinem Charakter. Barrons fühlte , und wenn seine Gefühle am stärksten waren, redete er am wenigsten. Selbst aus dieser Entfernung nahm ich die Anspannung in seinem Körper wahr, als er abwartete, ob ich ihm mehr offenbarte. Tat ich das nicht, würde er einfach weitergehen und so lautlos, wie er hereingekommen war, im hinteren Teil des Hauses verschwinden.
    Und wenn ich redete? Was, wenn ich ihn bitten würde, mich zu lieben? Nicht mit mir zu vögeln, sondern Liebe zu machen.
    »Es war Dani.«
    Er schwieg so lange, dass ich schon fürchtete, er hätte mich nicht gehört, dann stieß er einen langen, müden Seufzer aus. »Das tut mir leid, Mac.«
    »Was soll ich tun?« Ich war entsetzt, weil meine Stimme so gebrochen klang.
    »Sie haben noch nichts unternommen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was wollen Sie tun?«
    Ich lachte bitter und fing beinahe an zu schluchzen. »So tun, als hätte ich es nie herausgefunden, und weitermachen wie bisher.«
    »Dann tun Sie genau das.«
    Ich legte den Kopf zurück und betrachtete ihn ungläubig. »Was? Barrons, der große Rächer, rät mir, zu vergeben und zu vergessen? Du verzeihst nie. Du gehst keinem Kampf aus dem Weg.«
    »Ich kämpfe gern, Sie auch – manchmal. Aber in diesem Fall scheint es nicht so.«
    »Es ist nicht … ich meine … Gott, es ist so kompliziert.«
    »So ist das Leben. Unvollkommen. Ziemlich durcheinander. Welche Gefühle haben Sie für Dani?«
    »Ich …« Es kam mir wie Verrat vor, auf diese Frage zu antworten.
    »Lassen Sie mich das anders ausdrücken: Was haben Sie für die Kleine empfunden, bevor Sie herausgefunden haben, dass sie Alina getötet hat?«
    »Liebe«, flüsterte ich.
    »Denken Sie, Liebe vergeht einfach so? Hört auf zu existieren, wenn sie zu schmerzlich oder unbequem wird?«
    Ich staunte. Was wusste Barrons von Liebe?
    »Wenn es nur so wäre. Wenn man sie einfach abdrehen könnte wie einen Wasserhahn. Die Liebe ist ein verdammter Fluss mit gefährlichen Stromschnellen. Nur eine Naturkatastrophe oder ein Damm kann den Fluss aufhalten – und auch dann wird er meistens nur in eine andere Richtung geleitet. Beide Maßnahmen sind extrem und verändern die Landschaft so sehr, dass man sich letzten Endes fragt, wieso man sich überhaupt die Mühe gemacht hat. Es gibt nicht mehr die alten Merkmale, an denen man sich orientieren konnte. Die einzige Möglichkeit zu überleben ist, neue Wege zu ersinnen. Sie haben sie gestern geliebt, Sie lieben sie heute, und sie hat etwas getan, was Sie niederschmettert. Sie werden sie morgen lieben.«
    »Sie hat meine Schwester umgebracht!«
    »Aus Bosheit? Hass? Grausamkeit? Machthunger?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie lieben sie«, erwiderte er. »Das heißt, Sie kennen sie. Wenn man jemanden liebt, sieht man in ihn hinein. Lassen Sie Ihr Herz sprechen, Miss Lane. Ist Dani so ein Mensch?«
    Jericho Barrons empfiehlt mir, mein Herz sprechen zu lassen? Verdrehte Welt.
    »Meinen Sie, ihr hat jemand den Auftrag dazu gegeben?«
    »Sie hätte es besser wissen müssen!«
    »Junge Menschen sind eben Kinder und benehmen sich auch so.«
    »Suchst du nach Entschuldigungen für sie?«, fragte ich aufgebracht.
    »Es gibt keine Entschuldigung. Ich weise lediglich auf die Dinge hin, die Sie von mir hören wollen. Wie ist Dani seit Ihrer ersten Begegnung mit Ihnen umgegangen?«
    Es schmerzte, die Worte auszusprechen: »Wie mit einer großen Schwester; sie hat zu mir aufgesehen.«
    »War sie Ihnen gegenüber loyal? Ist sie gegen andere für Sie eingestanden?«
    Ich nickte. Selbst, als sie dachte, ich hätte mich mit Darroc gemeingemacht, hat sie mir zur Seite gestanden. Sie wäre mir bis

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