Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
in die Hölle gefolgt.
»Sie wusste, dass Sie Alinas Schwester sind?«
»Ja.«
»Es muss entsetzlich für die Kleine gewesen sein, zu Ihnen zu kommen – jedes Mal.«
Ich hatte ihr gesagt, wir wären wie Schwestern. Und Schwestern vergeben sich alles. Ich hatte ihr Gesicht im Spiegel gesehen, als ich das gesagt hatte. Sie fühlte sich unbeobachtet, und ihr Blick wirkte trostlos. Jetzt wusste ich, warum. Weil sie dachte: Ja, klar. Mac wird mich umbringen, wenn sie es je herausfindet. Trotzdem kam sie immer wieder zu mir. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, dann wunderte mich, dass sie die beiden Unseelie nicht gesucht und getötet hatte, um den verdammten Beweis für ihre Tat ein für alle Mal auszulöschen.
Barrons schwieg eine Weile, dann sagte er: »Hat sie Alina eigenhändig ermordet? Mit bloßen Händen? Mit einer Waffe?«
»Warum fragst du das?«
»Alles hat unterschiedliche Nuancen.«
»Du meinst, einige Tötungsarten sind besser als andere?«
»Ich weiß, dass es so ist.«
»Tot ist tot.«
»Stimmt. Aber Töten ist nicht immer Mord.«
»Ich glaube, sie hat Alina in diese Gasse gebracht, weil sie wusste, dass sie dort niedergemetzelt wird.«
»Jetzt klingt es, als seien Sie nicht mehr so sicher, dass Dani Ihre Schwester umgebracht hat.«
Ich erzählte ihm, was letzte Nacht geschehen war, was die Unseelie gesagt hatten und wie Alinas Leichnam ausgesehen hatte. Und dass Dani plötzlich verschwunden war.
Als ich zum Ende kam, nickte er.
»Also, was soll ich tun?«
»Sie fragen mich um Rat?«
Ich wappnete mich gegen eine sarkastische Bemerkung. »Reiß mir nicht gleich den Kopf ab, ja? Ich hab eine schlimme Nacht hinter mir.«
»Das hatte ich nicht vor.« Er hockte sich vor mich hin und schaute mir in die Augen. »Diese Sache macht Sie fertig. Mehr als alles andere, was Sie erlebt haben. Es ist schlimmer, als zur Pri-ya zu werden.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Damals brauchte ich nonstop Sex – keine Vorwürfe, keine Schmach. Machst du Witze? Verglichen mit dem Rest meines Lebens war das ein Vergnügen.«
Lange Zeit sagte er nichts, aber dann: »Aber es ist nichts, was Sie im vollen Besitz Ihrer geistigen Kräfte wiederholen möchten.«
»Es war …« Ich suchte nach den richtigen Worten.
Er wartete reglos.
»Wie Halloween. Bei den Tumulten. Die Leute plünderten und machten verrückte Dinge.«
»Wollen Sie damit sagen, als Pri-ya hatten Sie einen Blackout?«
Ich nickte. »Was soll ich tun?«
»Ziehen Sie Ihr verdammtes …« Er fletschte die Zähne und wandte sich ab. Als er mich wieder ansah, war er wieder ganz weltmännisch. »Sie entscheiden, womit Sie leben können.«
»Fragen Sie, ob ich damit leben kann, wenn ich sie töte? Kann ich mich selbst leiden, wenn ich sie nicht töte?«
»Nein, ich meine: Können Sie ohne sie leben? Wenn Sie sie töten, vernichten Sie für immer ihr Leben. Dann gibt es Dani nicht mehr. Mit vierzehn wäre ihre Existenz beendet. Sie hatte ihre Chancen, und sie hat sie vermasselt, sie hat verloren. Sind Sie bereit, ihr Richter und ihr Scharfrichter zu sein?«
Ich schluckte, ließ den Kopf hängen und versteckte mein Gesicht hinter den Haaren. »Heißt das, dann würde ich mich selbst nicht mehr mögen?«
»Ich glaube, Sie kämen gut damit zurecht. Solche Dingeverdrängen Sie an geheime Plätze. Ich weiß, wie Sie funktionieren. Ich habe Sie beim Töten beobachtet. O’Bannion und seine Männer – das war schwer für Sie, weil sie die ersten Menschen waren, für deren Tod Sie mit verantwortlich waren, danach haben Sie alles einigermaßen ungerührt hingenommen. Aber hier würde es sich um eine vorsätzliche Tat handeln. Um in diesem Gewässer zu schwimmen, braucht man Kiemen.«
»Das verstehe ich nicht. Heißt das, ich soll Dani töten?«
»Einige Taten verändern Sie zum Besseren, andere zum Schlechteren. Vergewissern Sie sich, zu welcher Kategorie diese gehört, und akzeptieren Sie es, bevor Sie irgendetwas unternehmen. Für Dani ist der Tod unwiderruflich.«
»Würdest du sie töten?«
Ich merkte, dass ihm die Frage nicht behagte, kannte jedoch nicht den Grund dafür.
Nach angespanntem Schweigen sagte er: »Wenn Sie das wollen, ja. Ich werde sie für Sie töten.«
»Nein, das … nein, ich bitte dich nicht, das für mich zu übernehmen. Ich wollte wissen, ob du es an meiner Stelle machen würdest.«
»Ich kann mich nicht an Ihre Stelle versetzen. Es ist zu lange her.«
»Du wirst mir nicht sagen, was ich machen soll, oder?« Aber
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