Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Mal sah, wusste ich, dass du Ärger bedeutest.«
»Dito.«
»Ich wollte dich sofort hinter die Regale zerren, dich um den Verstand vögeln und anschließend nach Hause schicken.«
»Hättest du das gemacht, dann wäre ich auf keinen Fall gegangen.«
»Du bist auch ohne dies noch hier.«
»Es ist nicht nötig, dass du deine Unzufriedenheit darüber so deutlich zeigst.«
»Du bringst mein gesamtes Dasein durcheinander.«
»Gut, ich werde gehen.«
»Versuch das, und ich kette dich an.« Er funkelte mich an. » Das nenne ich schwanken.« Er seufzte.
Nach einer Weile streckte er mir die Hand hin.
Ich ergriff sie.
Der Spiegel in Barrons’ Arbeitszimmer rülpste mich aus. Ich flog quer durch den Raum und prallte an die Wand.
Ich hatte die Spiegel satt, die mich nicht mochten. Ich wollte, dass Cruces Fluch aufgehoben wurde, wenn alles vorbei war. Vielleicht hatte ich ja später Lust, in meiner Freizeit die Weiße Villa zu erkunden.
Ich runzelte die Stirn. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise musste ich alle Verbindungen zu meiner Vergangenheit kappen.
Barrons schwebte hinter mir aus dem Spiegel – weltmännisch und makellos wie immer, nur sein schwarzes Haar, die Brauen und die Haut waren vereist. »Halt!«, befahl er.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. »Was?«
»Da sind Leute auf dem Dach. Sie reden.« Er stand so lange still, dass das Eis schmolz und ihm von den Wangen tropfte. »Ryodan und andere. Die Keltar sind in der Nähe. Sie warten auf … was war das für ein Geräusch?« Er ging an mir vorbei aus dem Arbeitszimmer.
Er stürmte durch die Tür, die den privaten Teil des Hauses vom Laden trennte.
Ich folgte ihm. Hinter dem großen Fenster war es dunkel und nieselig mit leichtem Nebel, und der Ladenraum wurde nur durch die trüben indirekten Leuchten erhellt, die ich immer brennen ließ, damit der Laden nicht ganz dunkel war.
»Jericho Barrons«, sagte eine elegante, kultivierte Stimme.
»Wer, zum Teufel, sind Sie?«, wollte Barrons wissen.
Ich holte ihn gerade rechtzeitig ein, um zu sehen, wie ein Mann aus den Schatten der hinteren Sitzecke trat.
Er kam auf uns zu und bot uns die Hand an. »Ich bin Pieter Van de Meer.«
Er war lang und dürr mit der untadeligen Haltung eines Mannes, der in martialischen Künsten geübt ist, und ich schätzte ihn auf Mitte, Ende vierzig. Blondes Haar umrahmte ein nordisches Gesicht mit tiefliegenden blassgrünen Augen. Er erinnerte mich an eine Schlange, die zusammengerollt still abwartet und nur dann zuschlägt, wenn es sein muss.
»Noch ein Schritt, und ich töte Sie«, warnte Barrons.
Der Mann hielt erstaunt inne. »Mr Barrons«, sagte er ungeduldig. »Wir haben keine Zeit für so was.«
»Ich entscheide, wofür wir Zeit haben. Was machen Sie hier?«
»Ich komme von der Triton Group.«
»Und?«
»Lassen wir die Spielchen. Sie wissen, wer wir sind«, rügte der Fremde.
»Ihnen gehört unter anderem die Abtei. Ich mag Ihre Spezies nicht.«
»Unsere Spezies!« Pieter Van de Meer zeigte ein kleines Lächeln. »Wir beobachten Sie seit Jahrhunderten, Mr Barrons. Wir sind keine Spezies. Sie sind eine.«
»Warum töte ich Sie nicht gleich?«, flötete Barrons.
»Weil ›unsere Spezies‹ oft nützlich ist und Sie lange eine Möglichkeit gesucht haben, sich bei uns einzuschleichen. Sie hatten nie Erfolg. Sie sind neugierig. Ich habe dem Mädchen etwas mitgebracht. Es ist Zeit für die Wahrheit.«
»Was sollte jemand aus der Triton Group von der Wahrheit wissen?«
»Wenn Sie mich nicht mit einem gewissen Grad an Objektivität anhören wollen, dann werden Sie vielleicht jemand anderem Ihr Ohr leihen.«
»Verschwinden Sie augenblicklich aus meinem Laden, dann lasse ich Sie am Leben. Dieses Mal. Eine zweite Chance gibt es für Sie nicht.«
»Das können wir nicht zulassen. Sie sind kurz davor, einen gravierenden Fehler zu begehen, deshalb sind wir gezwungen, unsere Karten auf den Tisch zu legen. Es ist Ihre Entscheidung, nicht unsere.«
»Wer ist wir?« Ich hatte immer wieder zu der Sitzecke gespäht und die andere Gestalt, die dort saß, wachsam im Auge behalten. Es war nicht hell genug, um ihre Züge deutlich zu erkennen, aber ich sah, dass es eine Frau war. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen – eine böse Vorahnung. Pieters Blick wechselte von Barrons zu mir. Seine Miene wurde sanfter.
Mir war unbehaglich zumute. Er sah mich an, als würde er mich kennen. Dieser Mann war mir fremd, ich war ihm noch nie begegnet.
»MacKayla«, sagte er leise.
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