Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
erklärte Pieter. »Ein Repräsentant unserer Firma hat – zu spät übrigens – von der Auktion gehört, bei der es versteigert wurde. Wir kamen beim Schloss des Walisers kurz nach Johnstones Massaker an. Danach schien sich der Gothic-Vampir in Luft aufgelöst zu haben.«
»Eher wurde er vom Erdboden verschluckt«, murmelte ich.Meine Gefangenschaft in der Grotte unter dem Burren würde ich nie vergessen.
»Über Monate hatten wir keine Ahnung, wo sich das Amulett befand. Wir nahmen an, dass es Darroc in Besitz hat, konnten jedoch keinen unserer Leute nahe genug an ihn heranbringen. Er duldete keine Menschen um sich. Dann erreichten uns Berichte, dass sich MacKayla in sein Lager eingeschleust hat und seine rechte Hand ist.« Seine Augen glänzten vor Stolz. »Gut gemacht, Liebling! Du bist so brillant und einfallsreich wie deine Mutter!«
»Du hast von dem ›wahren Amulett‹ gesprochen«, sagte ich.
»Die Legende sagt, der König habe viele Amulette angefertigt«, antwortete Isla. »Alle können mehr oder weniger Illusionen aufrechterhalten. Wenn man mehrere zusammen benutzt, sind sie sagenhaft kraftvoll. Aber nur das letzte kann sogar den König selbst täuschen. Das Buch hat mittlerweile so viel Macht entwickelt, dass es mit anderen Mitteln nicht mehr aufgehalten werden kann. Illusion ist die einzige Waffe, die ihm etwas anhaben kann.«
»Wir hatten recht!«, rief ich mit einem Blick zu Barrons.
»Das ist nicht dein Kampf«, sagte Pieter sanftmütig. »Wir haben dies alles angefangen. Wir werden es auch beenden.«
Ich rutschte nach vorn auf die Sofakante und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Was sagst du?«
»Deine Mutter ist diejenige, die das machen muss. Wenn du ihr auch nur ein bisschen ähnlich bist, dann denkst du, dass es dein Problem ist, das weiß ich, Liebling. Deshalb haben wir uns ja so große Sorgen gemacht und sind heute Nacht hergefahren. Isla ist ›die Besessene‹. Vor dreiundzwanzig Jahren hat das Buch bei seiner Flucht Besitz von ihr ergriffen. Sie kennt das Buch. Sie war eins mit ihm. Sie versteht es. Und sie ist die Einzige, die es ruhigstellen kann.«
»Es tötet alle Menschen, von denen es Besitz ergriffen hat«, stellte Barrons sachlich klar.
»Fiona hat es am Leben gelassen«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
»Sie hat Unseelie-Fleisch gegessen. Sie war anders.«
»Isla konnte es aus ihrem Körper reißen«, erläuterte Pieter. »Soweit bekannt ist, hat außer ihr nie jemand so erbitterten Widerstand geleistet, dass es von ihr abließ, solange sie noch am Leben war, und sich einen anderen, bequemeren Wirt suchte.«
Barrons war nicht im Entferntesten überzeugt. »Aber erst nachdem es sie dazu gebracht hatte, alle Mitglieder des Haven abzuschlachten.«
»Ich habe nie behauptet, dass es leicht war«, flüsterte Isla unendlich traurig. »Es war grauenvoll, dass es mich zu dieser Tat gezwungen hat. Ich muss damit Tag für Tag leben.«
»Aber es ist hinter mir her«, protestierte ich.
»Es wittert deine Blutlinie und sucht nach mir«, sagte Isla.
»Aber ich habe diese spezielle Gabe«, murmelte ich wie betäubt. Oder nicht? Ich war es leid, meine Rolle in diesem Drama nicht zu kennen.
War ich diejenige, die den Weltuntergang einleitete? War ich die Konkubine? Oder der Unseelie-König? War ich überhaupt ein Mensch? Oder die Person, die dazu bestimmt war, das Buch einzukerkern?
Die Antwort auf all diese Fragen lautete »nein«. Ich war nur Mac Lane, die herumpfuschte, allen im Weg stand und dämliche Entscheidungen traf.
»Die hast du, Liebling«, versicherte Isla. »Aber dies ist nicht deine Schlacht.«
»Du hast andere Aufgaben zu erfüllen«, sagte Pieter. »Dies ist nur der erste von vielen Kämpfen, die wir ausfechten müssen. Uns stehen finstere Zeiten bevor. Selbst wenn das Buch hinter Schloss und Riegel ist, müssen die Mauern zwischen den Bereichen wiederaufgebaut werden. Ohne das Schöpfungslied ist das nicht möglich. Eine Menge Arbeit kommt auf uns zu.« Er lächelte. »Deine Brüder haben auch ihre Talente. Sie können es kaum erwarten, dich kennenzulernen.«
»Oh, MacKayla, wir sind wieder eine Familie!«, rief Isla und fing erneut an zu weinen. »Das war unser sehnlichster Wunsch.«
Ich schaute zu Barrons. Seine Miene war düster. Ich wandte mich wieder Pieter und Isla zu. Das war auch mein sehnlichster Wunsch. Ich war nicht der König. Ich wurde als Mensch in eine Familie geboren. Mein Verstand konnte es noch nicht fassen, aber mein Herz versuchte
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