Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
»Ich bin deine Mutter!«
»Rainey Lane ist meine Mutter.«
»Herzlos und ungerecht«, sagte Pieter. »Du gibst ihr nicht einmal eine Chance.«
»Warum sind Sie hier?«, fragte ich ungehalten.
»Weil ich ihr Mann bin, MacKayla. Und dein Vater.«
46
I ch hatte Brüder: Pieter jr. – er war neunzehn –, und Michael, den alle Mick nannten, war sechzehn. Sie zeigten mir Fotos. Wir sahen uns ähnlich. Selbst Barrons war fassungslos.
»Wir haben den Tod deiner Mutter inszeniert und eine Unbekannte an ihrer Stelle verbrennen lassen und begraben. Dann haben wir euch beide außer Landes geschmuggelt. Wir brachten euch in die Vereinigten Staaten und taten unser Bestes, ein gutes Zuhause weit weg von jeder Gefahr zu finden.« Pieter nahm Islas Hand. »Deine Mutter hätte das fast nicht überlebt. Sie hat monatelang kein Wort mehr gesprochen.«
»O Pieter, ich wusste, dass es sein musste. Es war nur …«
»Die Hölle«, ergänzte er. »Es war die absolute Hölle, die beiden aufzugeben.«
Ich stutzte. Sie sagten all die Dinge, die ich hören wollte. Es brach mir das Herz. Ich hatte Eltern. Brüder. Ich wurde geboren. Ich gehörte zu jemandem. Ich wünschte nur, Alina könnte das miterleben. Dann wäre alles vollkommen.
»Sie haben behauptet, Sie hätten ihr etwas Wichtiges zu sagen. Sagen Sie es und verschwinden Sie«, ordnete Barrons an.
Ich sah Barrons an. Einerseits hätte ich gern mehr gehört, andererseits wollte ich genau wie er, dass die beiden gingen und nie wieder zurückkamen. Gerade hatte ich mich mit einer Realität abgefunden, und jetzt wollten sie, dass ich diese Realität verwarf und eine neue willkommen hieß. Wie oft sollte ich mich noch an eine neue Identität gewöhnen, nur um zu erfahren, dass ich mich geirrt hatte? Ich fühlte mich nicht mehr bipolar, sondern schizophren, wie jemand mit vielen Persönlichkeiten.
»Wenn ich eure Tochter bin, wieso habe ich dann Erinnerungen, die eigentlich dem Unseelie-König gehören?«
Isla schnappte nach Luft. »Ist das so?«
Ich nickte.
»Ich hab dir gesagt, dass sie es tun könnte«, warf Pieter ein.
»Wer?«, wollte ich wissen. »Was?«
»Die Seelie-Königin kam zu uns, kurz nachdem das Buch entkam – bevor wir Dublin verließen. Sie sagte, sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um es zurückzuholen«, erklärte Pieter.
»Sie war sehr interessiert an dir, MacKayla«, sagte Isla bitter. »Du warst knapp drei Monate alt. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Du hattest ein pinkfarbenes Kleidchen mit winzigen Blumen an und ein regenbogenfarbenes Haarband auf dem Kopf. Du hast sie unaufhörlich angesehen, gekräht und die Ärmchen nach ihr ausgestreckt. Ihr beide wart regelrecht fasziniert voneinander.«
»Damals fürchteten wir, dass die Königin dich manipuliert haben könnte. Sie ist bekannt dafür. Sie sieht in die Zukunft undversucht, kleine Ereignisse zu beeinflussen, hier und da ein bisschen einzugreifen, um ihre Ziele zu erreichen«, erzählte Pieter. »Ein paar Mal war ich fast sicher, dass jemand in deinem Kinderzimmer war, kurz bevor ich hineinging.«
»Und ihr denkt, sie hat mir Erinnerungen des Unseelie-Königs eingepflanzt? Wie hätte sie das machen können? Ich dachte, sie hat aus dem Kelch getrunken und alles vergessen.«
»Wer kann das schon sagen?« Isla zuckte mit den Schultern. »Vielleicht waren es falsche, sorgfältig erdachte Erinnerungen, oder sie hat sie einem anderen Wesen entnommen. Möglicherweise hat sie nie wirklich aus dem Kelch getrunken. Einige meinen, sie hätte nur so getan.«
»Wen interessiert das? Weshalb sind Sie hergekommen?«, drängte Barrons ungeduldig.
Isla sah ihn verständnislos an. »Sie haben sich um MacKayla gekümmert, dafür können wir Ihnen nicht genug danken, aber wir sind hergekommen, um sie nach Hause zu holen.«
»Sie ist zu Hause. Und sie muss eine Welt retten.«
»Damit befasst sich die Triton Group«, sagte Pieter.
»Dann haben Sie bisher einen lausigen Job gemacht.«
Pieter bedachte Barrons mit einem tadelnden Blick. »In dieser Beziehung haben Sie sich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Wir haben unser Hauptanstrengungen auf die Suche nach dem Amulett gerichtet. Nach dem wahren Amulett.«
Ich kniff die Augen ein wenig zusammen. »Warum?«
»Die Triton Group sucht aus unterschiedlichen Gründen seit Jahrhunderten danach. Aber jetzt ist es unerlässlich, es zu finden, weil wir entdeckt haben, dass man nur mit Hilfe des Amuletts das Buch einsperren kann«,
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