Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
dass der Unseelie-König unseren Orden gegründet und das Buch hierhergebracht hatte, um es einzuschließen.
In der Mitte des Raumes lag eine Platte auf zwei Steinen. Auch sie war mit funkelnden Symbolen verziert, die jedoch ständig in Bewegung waren wie die Tätowierungen unter der Haut der Unseelie-Prinzen. Sie schlängelten sich über den Rand der Steinplatte und krochen auf dem Boden weiter.
»Hast du schon mal solche Runen gesehen, Barrons?«, fragte Ryodan.
»Nein. Du?«
»Nie. Könnten nützlich sein.«
Ich hörte das Klicken eines Handys, mit dem fotografiert wurde.
Im nächsten Moment zerschellte das Handy an der Wand.
»Bist du verrückt?«, fragte Ryodan fassungslos. »Das war mein Handy.«
»Möglich«, entgegnete Jo. »Aber hier drin wird nichts aufgenommen.«
»Mach noch einmal etwas von mir kaputt, und ich zermalme deinen Schädel.«
»Du gehst mir auf die Nerven«, sagte Jo.
»Du mir auch, Sidhe -Seherin«, grollte Ryodan.
»Lassen Sie sie in Ruhe«, mischte ich mich ein. »Es ist ihre Abtei.«
Ryodan schenkte mir einen finsteren Blick. Barrons schritt ein, und Ryodan wandte sich nach einem langen, spannungsgeladenen Moment ab.
»Das Buch muss auf die Platte gelegt werden, dann werden die vier Steine darum herum angeordnet«, wies Kat an.
»Dann muss MacKayla die Runen von dem Einband entfernen«, sagte V’lane.
»Was?«, rief ich und wirbelte herum, als er sich in der Höhle materialisierte. »Ich nehme diese Runen nicht ab.«
»Ich dachte, du bringst die Königin mit«, sagte Barrons.
»Vorher muss ich mich vergewissern, ob es hier sicher für sie ist.«
V’lane schaute sich in der Höhle um und musterte einen der Anwesenden nach dem anderen. Ich sah ihm an, dass es ihm nicht gefiel, dieses Risiko einzugehen. Sein Blick ruhte auf Velvet – der nickte. Dann wandte er sich mir zu. »Ich entschuldige mich, aber es ist die einzige Möglichkeit, sie zu schützen. Ich kann mich nicht zweiteilen, ohne auch meine Fähigkeiten zu halbieren.«
»Wovon redest du?«
Er antwortete nicht.
Plötzlich waren meine Eltern da. Mom und Dad – hier mit dem Sinsar Dubh. Mir wäre im Traum nicht eingefallen, sie jemals hierherzubringen. Ich vermutete, ihre Anwesenheit zwang mich, die Runen von dem Buch zu nehmen, aber das blieb noch abzuwarten.
Mein Dad hielt die in Decken gewickelte Seelie-Königin in den Armen. Sie war so dick eingepackt, dass ich nur ein paar silberne Haarsträhnen und ihre Nasenspitze sehen konnte. Meine Mom drückte sich an Dads Seite, und ich verstand, warum sich V’lane bei mir entschuldigt hatte. Er hatte allen Grund dazu.
»Du benutzt meine Eltern als Schild?«
»Ist schon gut, Baby. Wir wollten helfen«, sagte Jack.
Rainey pflichtete ihm bei. »Du bist genau wie deine Schwester und trittst allem allein entgegen, aber das brauchst du nicht. Wir sind eine Familie. Wir stellen uns allem gemeinsam. Außerdem – wenn ich noch eine Sekunde länger in diesem Glaskäfig hätte bleiben müssen, hätte ich den Verstand verloren. Wir sitzen dort schon seit Monaten herum.«
Barrons machte eine knappe Kopfbewegung, und Ryodan, Lor und Fade gingen auf meine Eltern zu und schirmten sie ab.
»Danke«, flüsterte ich. Barrons beschützte mich und die Meinen – immer.
V’lane beäugte immer noch alle Anwesenden. »Ich hatte keine andere Wahl, MacKayla. Sie wurde schon einmal entführt. Anfangs dachte ich, der Übeltäter wäre einer aus meinem Vok. Doch jetzt frage ich mich, ob er nicht einer von euch war!«
»Bringen wir die Sache hinter uns«, sagte ich. »Wieso soll ich die Runen entfernen?«
»Sie sind unberechenbare Parasiten, und du hast sie in eine fühlende Kreatur gedrückt. An Wänden oder Käfigen mögen sie nützlich sein. In unmittelbarer Nähe eines denkenden Lebewesens könnten sie sich als gefährlich erweisen. Mit der Zeit werden sie sich verwandeln und verbinden. Wer weiß, was für ein Monster dabei entsteht?«
Ich stieß den Atem aus. Das machte Sinn. Ich hatte ein Unseelie-Objekt mit einem anderen lebenden Unseelie-Objekt verbunden. Wer konnte sagen, ob die Runen das Buch letzten Endes nicht noch stärker machten und ihm gaben, was es brauchte, um sich erneut zu befreien?
»Es muss genau so sein wie vorher, wenn wir es einsperren. Ohne Runen.«
»Sie wird sie nicht abnehmen«, schaltete sich Barrons ein. »Das ist zu gefährlich.«
»Es wird gefährlich, wenn sie es nicht tut.«
»Sollte es etwas anderes werden, machen wir uns zu gegebener Zeit
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