Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
wollte. Er fürchtet die Macht, ich nicht. Er weigert sich, unser Volk zu regieren, ich werde für es eintreten, wie er es nie getan hat.«
»Und wenn sie deiner Herrschaft überdrüssig sind?«, schaltete sich der König ein. »Wenn dir klar wird, dass du es ihnen nie recht machen kannst?«
»Ich werde sie glücklich machen. Sie werden mich lieben.«
»So denken alle Götter. Anfangs.«
»Halt den Mund, alter Mann.«
»Du hast immer noch V’lanes Gesicht. Wovor hast du Angst?«, wollte der König wissen.
»Ich fürchte nichts.« Doch sein Blick verweilte auf mir. »Ich kämpfe für mein Volk, MacKayla. Das habe ich seit meiner ›Geburt‹ getan. Er hat sich für uns geschämt, uns versteckt und zu einem jämmerlichen Dasein verdammt. Vergiss das nicht. Es gab Gründe für alles, was ich getan habe.«
Mit einem Mal wurde seine goldene Mähne rabenschwarz, seine goldene Samthaut bronzefarben.
Die schillernden Augen wurden leer, und ein mit Silber durchwirkter Reif legte sich um seinen Hals. Unter der Haut tobten kaleidoskopartige Tattoos wie Wellen einer aufgewühlten See. Er war schön. Angsteinflößend. Ein Seelenzerstörer. Ein goldener Strahlenkranz umgab ihn. Und sein Gesicht, o Gott, das Gesicht! Ich kannte es. Ich hatte es schon gesehen. Es beugte sich über mich. Er hielt meinen Kopf in seinen Armen, wiegte mich.
Während er in mich drang.
» Du warst der Vierte in der Kirche!«, rief ich. Er hatte mich vergewaltigt. Mit seinen Dunklen Brüdern hatte er mich zu einer geistlosen Person gemacht und mich geschunden und nackt auf der Straße liegen lassen. Und ich wäre für immer geistlos undgebrochen geblieben, hätte mich Barrons nicht aus der Abtei geholt und geheilt.
Der Unseelie-Prinz legte den Kopf auf die Seite – er sah genauso unnatürlich aus wie seine Brüder. Scharfe Zähne leuchteten weiß in dem dunklen Gesicht. »Sie hätten dich getötet. Sie kannten keine Menschenfrauen. Darroc hat ihren Hunger unterschätzt.«
»Du hast mich vergewaltigt!«
»Ich habe dich gerettet, MacKayla.«
»Meine Rettung wäre gewesen, wenn du mich von dort weggebracht hättest.«
»Du warst bereits eine Pri-ya , als ich dich fand. Dein Leben ging zu Ende. Ich habe dir mein Elixier gegeben …«
» Dein Elixier?«, fragte der König milde.
»… um deine Wunden zu heilen.«
»Um das zu tun, hättest du keinen Sex mit mir haben müssen.«
»Ich habe dich begehrt. Du hast mich immer wieder zurückgewiesen. Ich hatte deine Proteste satt. Du wolltest mich. Du hast daran gedacht. Und damals warst du nicht einmal wirklich dort. Was hätte sich geändert?«
»Du denkst, das macht es erträglich?«
»Ich verstehe deine Vorwürfe nicht. Ich habe nichts getan, was andere nicht schon gemacht hatten. Nichts, was du nicht schon in Erwägung gezogen hast. Und ich habe es besser gemacht als die anderen.«
»Was genau hast du mir gegeben?«
»Das weiß ich nicht – genau. « Er ahmte meinen Ton perfekt nach. »Ich habe es nie zuvor einem Menschen verabreicht.«
»War es das Elixier der Königin?«
»Es war meins«, sagte der König.
»Ich habe es verbessert. Du bist Vergangenheit«, erklärte Cruce. »Ich bin die Zukunft. Es ist Zeit, dich zu beseitigen.«
Er wollte den König auslöschen? War das möglich?
»Kinder. Die reinsten Nervensägen. Ich weiß nicht, warum ich sie erschaffen habe.«
»Du hast ja keine Ahnung«, sagte Cruce. »Dass ich V’lanes Aussehen übernommen habe, war nicht die erste Illusion, die ich kreiert habe, alter Narr, auch wenn es die erste war, die du zu Gesicht bekommen hast. Dies hier war die erste.« Er bückte sich, packte einen Haarbüschel der Königin und zog sie daran hoch. Die Decken fielen von ihr.
Der König blieb absolut reglos.
In seinen Augen sah ich das schwarz-weiße Boudoir, seine innere Leere, die nur noch fade Erinnerungen durchzogen, die endlos langen öden Jahre, das ewige Leid. Seine Einsamkeit war so allumfassend wie seine Flügel. Ich kannte die Freude bei ihrer Vereinigung und die Verzweiflung nach ihrer Trennung.
Ich würde nie wieder darauf vertrauen, ein Gesicht zu kennen. Ich suchte meine Sidhe -Seher-Mitte und verlangte, verstärkt durch das Amulett, die Wahrheit zu sehen.
Die Königin war immer noch die Konkubine. Die sterbliche Geliebte des Königs, deretwegen er wahnsinnig wurde, das Sinsar Dubh erschaffen und sein Volk verlassen hatte.
»Sie ist die gegenwärtige Königin, und ihr Tod wird mir die Wahre Magie unseres Volkes garantieren.
Weitere Kostenlose Bücher