Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
paar strahlenden Sternen am Nachthimmel Platz.
Die hügeligen Wiesen erstreckten sich meilenweit bis zum Mond. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich nur bis zum Gipfel des letzten Hügels laufen und könnte mit einem Satz auf den Mond springen. In der Luft summte Elektrizität, und in der Ferne grollte ein Donner. Schwarze Megalithen ragten wie Finger eines gefallenen Riesen in das kühle Auge des Mondes.
Wir standen zwischen hohen Steinen – Cruce vor dem König, ich zwischen ihnen.
Die Königin lag vor Cruces Füßen.
Ich wich zurück, um beide im Auge zu haben, und überlegte, wer uns hierher gebracht haben mochte. Cruce oder der König? Warum?
Wind zerzauste mein Haar. Die Brise brachte einen würzigen Geruch und den Duft von Jasmin mit sich. Jäger schwebten vor dem Mond und begrüßten ihn mit gongartigen Klängen. Der Mond antwortete.
Ich hatte keine Ahnung, auf welcher Welt, in welcher Galaxie ich war, aber ein Teil von mir – mein innerer König – kannte diesen Platz. Wir hatten diesen Ort wegen seiner Ähnlichkeit mit Tara gewählt, aber Tara war verglichen damit nur eine blasse Imitation. Auf Erden war der Mond nie so nahe wie hier, und es gab nur einen, nicht drei. Kräfte pulsierten im felsigen Herz dieses Planeten, die Magie der Erde war schon vor langer Zeit von den Menschen zum Schweigen gebracht worden.
»Warum wir drei?«, wollte ich wissen.
»Kinder«, erwiderte der König.
Mir gefiel nicht, was diese Antwort andeutete. Der Krieg war nicht mein Bruder.
»MacKayla«, sagte Cruce sanft.
Ich bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Hast du dir einen Spaß gemacht? Du hast mich andauernd belogen, mich benutzt.«
»Ich wollte, dass du mich akzeptierst, wie ich bin, aber – wie sagt ihr? – mein Ruf ist mir vorausgeeilt. Andere haben deinen Kopf mit Lügen über Cruce angefüllt. Ich gab mir Mühe, sie zu korrigieren und dir die Augen zu öffnen.«
»Indem du mir noch mehr Lügen auftischst? V’lane hat Cruce nicht getötet, als der König und die Königin in Streit gerieten. Du hast V’lanes Identität angenommen.«
»Mit den drei Amuletten, die der König für nicht gut genug hielt, habe ich sie alle getäuscht. Zusammen sind sie sehr kraftvoll.« Er berührte mit einem selbstgefälligen Grinsen seinen Hals, und obwohl ich sie nie gesehen hatte, wusste ich, dass er die Amuletteimmer noch trug. Er hatte sie eingesetzt, um die makellose Illusion eines Seelie-Prinzen aufrechtzuerhalten. Ich hatte nur ein paar Mal ein Flackern wahrgenommen, wenn er in der Nähe der Schutzzauber der Abtei war.
»Als ich dich gerufen habe, um mir zu helfen, die Wächterin in der Abtei zu überwinden, hast du nur gezischt und bist verschwunden …«
»Es war ein Wahrheitszauber aus Fleisch und Blut. Er hat mich als Unseelie erkannt. Wäre ich geblieben, hätte ich die Illusion nicht halten können. Aber du konntest auch nicht daran vorbeigehen. Weshalb?«
Ich wich dieser Frage aus. »Die Königin hat V’lane mit ihrem Schwert getötet und es nie gemerkt. Seither hast du seinen Platz eingenommen.«
»Er war ein Dummkopf. Nach meiner Audienz bei der Königin hatte sie V’lane den Auftrag gegeben, mich in ihren Gemächern einzusperren. Ich habe ihm sein Gesicht genommen und meins gegeben. Er war nicht halb so begabt wie ich. Er wusste nichts von echten Illusionen und wäre niemals imstande gewesen, ein solches Amulett herzustellen, auch wenn er noch eine Million Jahre gelebt hätte. Dann brachte ich ihn zu ihr, damit sie ihn tötete. Er war erbärmlich. Er beteuerte seine Unschuld. Winselte um Gnade und machte meinen Namen lächerlich. Übrigens nicht nur er – die anderen Unseelie-Prinzen versuchten sich mit einem stümperhaften Fluch und schrieben ihn mir zu.«
»Du hast dich die ganze Zeit bei den Seelie versteckt.«
»Und nie aus dem Kelch getrunken. Ich war ein Beobachter und habe auf den geeigneten Moment gewartet. Das Buch wurde schon seit einer Ewigkeit vermisst. Der alte Narr hat es versteckt. Vor dreiundzwanzig Jahren habe ich es aufgespürt und wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war. Aber genug von mir. Was bist du, MacKayla?«
»Du hast Darroc manipuliert.«
»Ich habe ihn ermutigt, wenn Ermutigungen nötig waren.«
»Du möchtest König sein«, sagte ich.
Cruces schillernde Augen blitzten. »Warum auch nicht? Jemand muss die Herrschaft übernehmen. Mein alter Herr hat seinen Kindern den Rücken gekehrt. Wir waren misslungene Kreaturen, die er einsperren und verstecken
Weitere Kostenlose Bücher