Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
ich …
»Hol Luft, schönes Mädchen.«
Ich konnte wieder atmen.
»Bitte, halt ihn auf.« Ich war mir nicht zu schade, ihn anzuflehen. Ich würde sogar auf die Knie gehen. Wenn es V’lane gelang, die ultimative Macht zu erlangen, wollte ich nicht mehr in dieser Welt leben. Nicht, solange er das Sagen hatte. Mit einem Zauber könnte er Barrons töten, und er hatte ganz deutlich gemacht, dass er das bei erster Gelegenheit tun würde. Er musste gestoppt werden. Ich hatte nicht vor, noch einen meiner Lieben zu verlieren. Meine Eltern sollten ein schönes Alter erreichen. Barrons sollte für immer leben. Und ich? Nun ja, ich war nicht sicher, was ich tun würde. Allerdingshatte ich vor, ein langes, erfülltes Leben zu genießen. »Es würde mir viel bedeuten.«
»Du wärst mir was schuldig. Genau wie meiner Grauen Frau.«
Gab es etwas, was er nicht wusste? Ein Pakt mit dem Bösen …, würde Barrons sagen, wenn er nicht eingefroren wäre. »Abgemacht.«
Er zwinkerte. »Ich hatte das ohnehin im Sinn.«
»Oooh! Wieso hast du dann …«
»Du bist ein hübsches Mädchen. Und hast gebettelt. Das liebe ich. Gute Voraussetzungen für Helden. Diese Rolle wird mir selten zugedacht.«
Er war weg und tauchte nahe der Steinplatte auf, um V’lane durch die Kristallwand anzustarren.
Ich erschrak, als ich sah, dass V’lane die Hälfte des Sinsar Dubh bereits aufgesaugt hatte.
Aber das spielte keine Rolle. Der König würde ihn aufhalten, zerquetschen wie einen Käfer. V’lane würde einen Blick auf den werfen, der zu ihm gekommen war, und sich mit eingezogenem Schwanz und winselnd vor Angst aus dem Staub machen. Der König würde die Höhle versiegeln, und alles war gut. Niemand hätte den Zauber, der Leben vernichtet. Barrons wäre weiterhin untötbar. Das war eine Konstante, mein Fels in der Brandung.
»… vor das Ganze begann. Wo kommt er her, um alles in der Welt?«, endete meine Mutter. Sie runzelte die Stirn. »Und wo ist er hin?«
Die Zeit lief weiter, und alle in der Höhle bewegten sich.
V’lanes Kopf war gesenkt, und seine Augen öffneten sich einen Spaltbreit.
Seine Reaktion war ganz anders, als ich erwartet hatte.
Er verzog den Mund zu einem kühlen Lächeln. »Höchste Zeit, dass du dich zeigst, alter Herr.«
»Ah«, sagte der Unseelie-König. »Cruce.«
52
C ruce? V’lane war Cruce?
Ich schaute mich um. Alle waren so verblüfft wie ich und schauten zwischen V’lane und dem Jungen mit den verträumten Augen hin und her.
Als ich an Darrocs Seite stand und die Unseelie- und Seelie-Armeen auf der verschneiten Straße aufeinandertrafen, war ich tief beeindruckt vom mythischen Ausmaß des Ereignisses.
Heute erfuhr ich von dem Jungen mit den verträumten Augen, der eigentlich der Unseelie-König war, dass der Seelie, der sich seit Hunderttausenden von Jahren als V’lane »verkleidet« hatte, in Wirklichkeit der legendäre Cruce, alias Krieg, war – der letzte und vollkommenste Unseelie, der jemals das Licht der Welt erblickt hatte.
Und er stand seinem Schöpfer gegenüber.
Cruce hielt dem Blick des Unseelie-Königs stand, ohne zu wanken.
Das war der Stoff, aus dem Millionen Jahre alte Legenden gewoben wurden.
Mein Blick wechselte von einem zum anderen. Man hätte in der Höhle eine Stecknadel fallen hören können.
Ich drehte mich zu Barrons um; er war geschockt und hatte beide Brauen gehoben. Zur Abwechslung war das etwas, was er nicht gewusst hatte. Er nahm den Jungen mit den verträumten Augen genauer in Augenschein.
» Er ist der König? Dieser gebrechliche alte Kauz?«
»Alter Kauz? Sie meinen die hübsche Französin«, sagte Jo. »Sie ist Serviererin im Chester’s.«
»Französin? Das ist der Doppelgänger von Morgan Freeman von der Bar im Chester’s«, sagte Christian.
»Nein«, widersprach Dageus, »er ist der ehemalige Gärtner vom Edinburgh Castle, der nach dem Einsturz der Mauern einen Job in Ryodans Pub angenommen hat.«
Und ich sah einen jungen College-Jungen mit verträumten Augen. Wieder zwinkerte er mir zu. Jeder sah eine andere Gestalt in ihm.
Ich richtete mein Augenmerk auf V’lane – äh, Cruce.
Wie konnte ich das übersehen? Wie konnte er mich derart hinters Licht führen? In jener Nacht auf der verschneiten Straße hatte ich nicht miterlebt, wie ein Seelie-Prinz einem Unseelie-Prinzen gegenübertrat – es waren zwei Unseelie-Prinzen gewesen. Falls der Bruder des Krieges ihn erkannt hatte, hatte er es mit keiner Geste verraten.
V’lane war
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