Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
hat – in der Dragon Lady Library.
Beim ersten Schrei bewege ich mich mit meiner »Raster-Spring«-Methode – in aller Vorsicht natürlich. Salven aus Automatikwaffen sind schwer auszurechnen.
Ich bin schnell, aber, Mann , das Rat-a-tat-tat ist auch verdammt schnell. Den Schüssen kann man schwer ausweichen. Und ich höre konstante Salven.
Ich befinde mich in einem der Korridore und folge den Schreien, doch plötzlich ist es so stockdunkel, wie es die meiste Zeit in Rowenas Kopf sein muss. Wieder kichere ich. Ich heitere mich heute Abend ganz schön auf.
Ich bleibe stehen, drücke mich an die Wand und bewege mich wie ein Kerl. Ich strenge meine Augen an, um etwas in dem finsteren Korridor zu erkennen. Ich habe meinen Halo nicht auf, doch in meinen Taschen stecken ein paar Taschenlampen. Ich hole eine heraus und knipse sie an.
Wir bekommen nie alle Schatten aus der Abtei. Niemand zieht Schuhe oder Stiefel an, ohne vorher hineinzuleuchten und sie ordentlich auszuschütteln. Und das alles nur bei helllichtem Tag.
Niemand, kein Mensch , geht hier durch dunkle Flure.
Also – wieso ist es dunkel, und wer ballert hier herum?
Ich höre Stöhnen und Ächzen. Viele Verwundete. Das sind keine Warnschüsse, sie sind echt.
Ich trete so lautlos wie möglich einen Schritt vor. Glas knirscht unter meinen Stiefeln, und ich weiß, warum es dunkel ist. Die Schützen haben die Lampen zerschossen.
Ich höre ein leises, schreckliches Lachen, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ich leuchte mit der Taschenlampe, aber die Dunkelheit schluckt das Licht.
Ich höre jemanden schnell atmen.
Wieder knirschen Scherben – dieses Mal jedoch nicht unter meinen Sohlen.
Ich bin ziemlich sicher, dass der Schütze auf mich zukommt!
Ich schließe die Finger um den Griff meines Schwertes. Ro hat versucht, es mir wegzunehmen. Ich erklärte ihr, ich wäre ihre persönliche Wächterin, wenn sie erlaubt, dass ich es bei mir behalte. Ich halte Wache, wenn alle schlafen. Ich lerne, Kompromisse zu schließen.
Was, zum Teufel, kommt da auf mich zu?
Später, als ich die Geschichte erzähle, verschweige ich etwas.
Die Wahrheit ist, das Undenkbare ist passiert. Ich fürchtete mich in dem dunklen Flur – ich spürte, dass sich etwas auf mich zubewegte, und das jagte mir Angst ein.
Ich erzähle, dass ich den dunklen Korridor nie erreicht habe.
Und hab nie zugegeben, dass ich voller Angst zum Licht geflüchtet bin und mich anschließend mit Rastersprüngen in den Speisesaal zurückgezogen habe.
Wieder sind Schüsse zu hören und Schreie, und wir alle laufen los, aber es gibt nur einen Eingang. Wir kippen die Tische um und verschanzen uns dahinter.
Jo und ich landen hinter demselben Tisch. Solange sie ihr lesbisches Zeug nicht an mir ausprobiert, kann sie gern mein Versteck mitbenutzen. Ich klopfe gegen die Tischplatte. Sie ist dick und aus solidem Holz. Sie könnte halten, je nachdem, welches Kaliber die Kugeln haben und aus welcher Entfernung sie abgefeuert werden.
Noch mehr Schreie. Ich möchte mir die Ohren zuhalten wie ein Feigling und verabscheue mich dafür.
Ich muss mich umsehen. Ich muss wissen, was, verdammt noch mal, uns das antut.
Jo und ich versuchen, zu den entgegengesetzten Enden des Tisches zu kriechen, und stoßen zusammen. Sie funkelt mich böse an.
»Als ob das mein Fehler wäre«, zische ich defensiv. »Du hast dich auch bewegt.«
»Wo ist Liz?«, zischt sie zurück.
Ich zucke mit den Schultern. Mit Händen und Knien auf dem Boden wackle ich mit meinem Hinterteil. In der Abtei ist die Hölle los, und sie macht sich Sorgen um ihre kleine Freundin. »Määäh«, sage ich.
Sie sieht mich an, als wäre ich verrückt. Dann schauen wir beide hinter dem Tisch hervor.
Schüsse knallen durch den Raum, prallen an Wänden und am Holz ab. Überall spritzt Blut, und die Schreie verstummen nicht. Die Schützin steht in der Tür.
Jo schnappt nach Luft, und ich wäre fast umgefallen.
Es ist Barb!
Was, zur Hölle, soll das alles?
Sie hat sich Munitionsgürtel umgehängt und hält die größte Uzi, die ich je gesehen habe, in den Händen. Sie ist kreidebleich, verflucht und beschimpft uns. Und wir hocken da wie leichte Beute. Ich gaffe sie mit offenem Mund an. »Barb?«, murmle ich. Das macht keinen Sinn!
Das Merkwürdige ist, dass Jo die Freundin entgeistert anstarrt und herausplatzt: »Ich dachte, es ist Liz!«
Ich werfe ihr einen Blick zu, kann aber nur den Kopf sehen. Sie scheint mit den Schultern zu zucken.
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