Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
ihnen auf. Wenn ich in den Spiegel schaue, starren sie mich an. Und ich sage: Mann, lass das alles hinter dir.
»Wie konnte sich das Buch befreien, Ro?« Ich springe auf und lege die Hand auf den Schwertgriff. »Warum hast du uns nie davon erzählt? Vielleicht bist du während der Wache eingeschlafen? War’s so?«
Ihre Stimme klingt angespannt, und sie ist sogar noch eine Spur blasser, als sie Jo ansieht und faucht: »Du wirst dieses Kind zu seinem Zimmer führen – sofort.«
Als ob ich das zulassen würde! Niemand kann mich unter Kontrolle halten. Seit ich den Jäger getötet habe, fühle ich mich wie der Kerl, der einem Riesen mit der Steinschleuder den Garaus gemacht hat. Ro kann nicht mehr über meinen Kopf bestimmen wie früher.
»Ich spreche nur das aus, was alle denken; sie trauen sich nur nicht, darüber zu reden. Ich habe keine Angst mehr vor dir, Ro. Ich habe heute Abend das Sinsar Dubh gesehen. Jetzt weiß ich, wovorich Angst habe.« Ich kicke meinen Stuhl zurück, so dass er an die Wand knallt. »Ich gehe. Hier hält mich nichts mehr.« Das ist mein Ernst. Ehrlich. Früher dachte ich, ich wäre wenigstens ein klein bisschen sicher in der Abtei, aber wir haben Schatten hier. Und jetzt hat sich auch noch das Buch eingeschlichen. Tatsache ist, dass ich mir sogar in einer verdammten Dunklen Zone eine sicherere Behausung einrichten kann!
Außerdem wird niemandem hier auffallen, dass ich weg bin. Vielleicht mache ich mich auf die Suche nach Jayne und schließe mich den Guardians für eine Weile an.
»Du gehst augenblicklich in dein Zimmer, Danielle Megan!«
Mensch, ich hasse diesen Namen. Ein Klein-Mädchen-Name.
»Was würde deine Mutter von dir denken?«, fügt sie hinzu.
»Was würde meine Mutter davon halten, was du aus mir gemacht hast?«, antworte ich schnippisch.
»Ich habe eine stolze und echte Waffe für die richtige Seite aus dir gemacht.«
»Ich schätze, deshalb fühle ich mich die meiste Zeit wie mein Schwert. Kalt. Hart. Blutig.«
»Immer melodramatisch, stimmt’s? Werd erwachsen Danielle O’Malley. Und setz dich hin.«
»Du kannst mich mal, Ro.« Damit laufe ich los.
Die kühle irische Luft bläst mir ins Gesicht – ein paar Stellen auf meinen Wangen sind besonders kalt, aber ich kümmere mich nicht darum. Ich weine nicht. Nie.
Allerdings fehlt mir manchmal meine Mom.
Die Welt ist groß.
Das bin ich auch.
Mann , ich bin obdachlos!
Ich stolziere in die Nacht.
Endlich frei.
7
W ieso hast du den Spiegel, der nach Dublin führt, in einem der weißen Flügel aufgehängt, wenn du weißt, dass sich das Haus immer neu arrangiert? Warum hast du ihn nicht an einer stabilen und leichter zugänglichen Stelle angebracht?«, frage ich, während wir durch die Flure gehen.
Dieses Gefühl aus der Highschool, zweipolig zu sein, kehrt mit Wucht zurück. Er ist alles, was ich hasse. Mein Wunsch, ihn zu töten, ist so stark, dass ich die Fäuste in die Taschen stecken muss.
Außerdem ist er der Mensch, der mit meiner Schwester in den letzten Monaten ihres Lebens besonders vertraut war, und demzufolge ist er auch der Einzige, der all die Fragen beantworten kann. Zudem ist er in der Lage, die Zeit, die ich in diesem Ödland verbringen muss, beträchtlich zu verkürzen.
Hast du ihr Tagebuch an dich genommen? Kannte sie Rowena oder irgendeine der anderen Sidhe -Seherinnen? Hat sie dir von der Prophezeiung erzählt? Warum hast du sie getötet? War sie glücklich? Bitte, sag mir, dass sie vor ihrem Tod glücklich war!
»Kein Zimmer in der Weißen Villa wird jemals komplett dunkel, nicht einmal nachts. Ich habe mich geirrt, als ich zum ersten Mal einen Spiegel öffnete. Ich hab ihn an einen falschen Platz gehängt. Deshalb ist eine Kreatur, die ich sicher im Gefängnis glaubte und die ich niemals aus dem Unseelie-Kerker zu befreien gedachte, entkommen.«
»Was für eine Kreatur?«, will ich wissen. Dieser Mann, der aussieht wie aus einer Versace-Werbung, der geht und spricht wie ein Mensch, ist kein Mensch. Er ist schlimmer als jemand, der von einem Gripper besessen ist – einem der zarten, wunderschönen Unseelie, die in die Haut eines Menschen schlüpfen und komplett von ihm Besitz ergreifen können. Er ist einhundert Prozent Fee in einem Körper, der niemals seiner hätte sein dürfen. Er ist ein kaltblütiger Mörder und verantwortlich dafür, dass Milliarden Menschen dahingemetzelt wurden – Hunderttausende davon in Dublin in einer einzigen Nacht. Wenn es eine Kreatur in der
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