Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Gehirn regelrecht einfriert.
O Scheiße! Das Sinsar Dubh ist heute Vormittag mit uns zur Abtei gefahren. In unserem Bus!
Ich habe im selben Bus gesessen wie das Buch des Unseelie-Königs und hatte keine Ahnung davon!
Ich überlege, welche Optionen ich habe. Gegen Geschosse bin ich nicht immun. Es nützt niemandem, wenn ich heute sterbe – am wenigsten mir. Keine Ahnung, wie ich das Buch aufhalten kann – da muss ich passen. Kein Mensch weiß, wie man es stoppen kann.
Ich wage mich nicht so nah heran, dass es mich packen kann.
Wenn es mich in Besitz nimmt, kann es alle Abteibewohner in null Komma nichts niedermähen.
Ich schlucke schwer. Ich frage mich, ob das Buch auf der Suche nach mir ist. Ich schätze, es war darauf aus gewesen, irgendeiner Sidhe -Seherin allein zu begegnen, damit es uns von innen angreifen und Rache für seine Gefangenschaft üben kann.
Sie sterben. Sie alle sterben da draußen, hinter meinem Tisch. Es bringt mich schier um, dass sie erschossen werden.
Und mir fällt, verflucht noch mal, nichts ein, was ich tun könnte.
Mir bleibt eine Chance, aber damit halte ich es nicht auf. Ich packe Jo und springe hinaus.
Ros Gesicht ist bleich, blutleer. So habe ich sie noch nie gesehen. Sie sieht aus, als wäre sie seit gestern zwanzig Jahre gealtert. Einhundertachtzehn Sidhe -Seherinnen kamen ums Leben, bevor sich Barb den Weg aus der Abtei freigeschossen hat, in den Bus mit allen Waffen gestiegen und verschwunden ist.
Weitere hundert sind verwundet.
Das Sinsar Dubh hat uns einen Besuch abgestattet und eine kleine Vorstellung geliefert; es hat uns sozusagen mit seiner Schnauze angestupst und seinen dicken Mittelfinger gezeigt.
Jo und ich sitzen vor Ros Schreibtisch.
»Ihr habt nicht mal versucht, es aufzuhalten?«, sagt Ro schließlich. Sie lässt uns schmoren. Das tut sie gern. Kartoffeln und Karotten werden zu Mus, wenn sie zu lange kochen. Höchste Zeit, dass ich es ihr mit gleicher Münze heimzahle. Aber ich bin nicht mehr so leicht zu besänftigen wie früher.
Ich brauche es nicht aus Ros Mund zu hören. Ich habe in den letzten fünf Minuten gesehen, wie ihre vorwurfsvollen blauen Augen blitzen. Ich antworte ihr nicht. Ich hab schon genug gesagt. Sie hätte den Mund aufmachen und uns warnen sollen. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass das Sinsar Dubh einen solchen Coup durchzieht. Ro trainiert uns nicht. Sie versucht, uns klein zu halten. Leider. Genau wie Mac gesagt hat. Hätte ich sterben sollen, nur damit sie sagen kann: »Dani hat’s versucht«? Was für ein Quatsch. Ich sterbe nicht, damit sie sich besser fühlt.
Jo sagt: »Großmeisterin, es sah aus, als hätte sich Barb dagegen gewehrt. Nach den Informationen, die Jayne und seine Männer über das Sinsar Dubh gesammelt haben, sind wir ziemlich sicher, was das zu bedeuten hat.«
»Och, und auf einmal vertraust du Jayne? Ich unterrichte euch! Ich!«
Jo dreht sich für einen Moment weg. Mir fällt ein, dass Barb eine ihrer besten Freundinnen war. Doch Jo erstaunt mich mit ihrer Härte. Als sie sich Ro wieder zuwendet und anfängt zu sprechen, ist ihre Stimme ganz ruhig. »Sie hatte vor, sich in Kürze umzubringen, Rowena. Unser erstes Ziel war, das Buch davon abzuhalten, einen neuen Körper unter seine Gewalt zu bringen. Wäre Dani in seine Reichweite gekommen, hätte es einen buchstäblich unaufhaltsamen Körper gehabt.«
Ro straft mich mit einem bohrenden Blick. »Stets bereit – das bist du doch, oder, Danielle?«
Unwillkürlich verziehe ich das Gesicht. Sie macht mir ständig wegen irgendwas Vorwürfe. Ich hab’s satt, sie an der Nase herumzuführen und ihr etwas vorzumachen. »Das hängt davon ab, von welchem Standpunkt man es sieht, Ro«, erwidere ich kühl. »Und du stehst immer auf der falschen Seite.«
Jo saugt scharf die Luft ein.
Ich bin zu weit gegangen und habe vor, noch weiter zu gehen. Mir egal. Seit Mac verschwunden ist, macht Ro deutlich, dass sie mich wieder in Gnaden aufnehmen würde, wenn ich nur ein klein wenig kooperieren würde. Ich rede wie die Katze um den heißen Brei, spiele mit ihr, so dass sie hoffen kann, ich käme zu ihr zurück.
Aber das wird nicht geschehen.
Ich habe gerade zugesehen, wie mehr als hundert meiner Schwestern – selbst wenn sie Schafe sind, so bleiben sie doch meine Schwestern – abgeschlachtet wurden. Und diese alte Frau funkelt mich böse an? Wenigstens gebe ich meine Sünden zu. Ich gehe jeden Abend mit ihnen ins Bett und wache jeden Morgen mit
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