Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
»Das ist eine lange Geschichte.«
Ich sehe mich im Raum um und versuche die Lage abzuschätzen. Wir befinden uns ganz hinten im Saal. Na ja, so sind wir wenigstens die Letzten, die ihr Leben verlieren. Was, verdammt noch mal, soll ich tun? Wieso schießt Barb auf uns?
Ich sehe Jo an. Sie ist keine Hilfe. Wie der Papierbogen, auf den ich Der Dani Daily geschrieben habe, ist sie blank und nichtssagend.
Mann , ich wünschte, Mac wäre hier. Was würde sie machen? Soll ich mich vorwärts bewegen und versuchen, Barb die Waffe abzunehmen? Bin ich schnell genug dafür? Ich will heute nicht sterben.Morgen wird mein Tag. Und ich weiß einfach, dass es ein guter Tag wird. Außerdem habe ich zu viel zu tun. Jemand muss ein Auge auf Ro haben.
Aber wir fallen um wie die Fliegen. Heilige Scheiße, Barb rottet uns aus! Ich stecke mir einen ganzen Schoko-Riegel auf einmal in den Mund, kaue ihn nur so weit, dass ich ihn hinunterschlucken kann. Ich brauche jeden Funken Energie, um diese Sache durchzuziehen. Ich muss irgendetwas tun! Barb hat noch reichlich Munition. Mega Dani kann sich nicht hinter einem Tisch verstecken und Däumchen drehen.
Ich schiele um die Tischplatte herum und mache einen mentalen Schnappschuss von der Umgebung. Ich präge mir die Positionen der Menschen, Tische, Stühle und Hindernisse ein.
Das Problem ist Barb. Sie ist die Unbekannte in meiner Gleichung. Sie bewegt sich und ballert so wild durch die Gegend, dass ich nicht einmal ein Raster möglicher Bewegungen anfertigen kann.
Scheiße!
Mit starrem Blick versuche ich, so etwas wie ein Muster zu erkennen. Ich ducke mich hinter den Tisch, als ein Schuss vorbeizischt, dann wage ich mich wieder heraus. Es gibt kein festes Muster.
Ich atme superschnell, blase meine Wangen auf und puste die Luft wieder aus, um die Adrenalinzufuhr anzukurbeln. Ich hebe den Kopf, drücke das Rastergitter, so gut ich kann, auf die Szenerie und verleihe meinen Füßen Flügel, als Barb an den Rändern unscharf wird. Die Temperatur im Raum fällt beträchtlich, und mein Atem wird weiß.
Jo gibt einen erstickten Laut von sich.
Wir beide sehen es gleichzeitig.
Es ist gar nicht Barb, die da um sich schießt.
Nun … es schießt, und sie schreit, aber nicht wie die rasende Psycho-Schlampe aus der Hölle, für die ich sie gehalten habe.
Sie kreischt vor Entsetzen.
Sie kämpft um die Herrschaft über das Gewehr und versagt. Siedrückt den Lauf nach unten und feuert eine Salve in den Boden, ehe der Lauf sich wieder hebt. Sie versucht, die Waffe nach links, auf die Wand zu richten. Das Gewehr schnellt zurück nach rechts. Ihr Finger ist die ganze Zeit am Abzug.
Wieder verschwimmt sie vor meinen Augen.
Sie ist nur Barb.
Nein, das ist sie nicht! Sie ist – Mann – was soll das, verdammt noch mal? Sie hat zu viele Köpfe, zu viele Zähne. Sie ist ein Monster! Und es ist kein Schatten.
Es ist wieder Barb.
Sie wird gezwungen, uns zu töten.
Hinter ihr klettert ein Schatten die Wand hinauf. Er ist riesig! Er wächst, dehnt sich aus, und als er lacht, gefriert mir das Blut in den Adern, so dass es nicht mehr zum Gehirn fließen kann.
»Wo ist die Großmeisterin, dieses Miststück?«, brüllt das Monster. »Ich will ihren verdammten Kopf.«
Jo und ich sehen uns an.
Wir haben verstanden.
Wir beide wissen, was in Barb gefahren ist, was wirklich all die Salven abfeuert, und mir geht durch den Kopf, dass ich nicht annähernd so beschissen bin, wie Mac denkt.
Jo und ich ducken uns langsam hinter den Tisch.
Zwei kleine brave Schafe verstecken sich vor einem Buch.
Dem Buch.
Das Buch, das wir alle finden wollen. Und wir geben richtig an, dass wir es wieder einsperren. Ja, klar, aber was, um alles in der Welt, sollen wir jetzt mit dem Ding machen?
Diese Dreistigkeit. Es ist hierhergekommen. Hierher, wo es so lange gefangen war. Bildet es sich ein, unsichtbar zu sein? Das Ding macht mich so sauer, dass ich am ganzen Leib zittere. Es ist hergekommen . Menschenskind, das ist ein echter Hammer.
Ich habe Macs Tagebuch gelesen. Ich weiß, wie das vor sich geht. Das Buch bringt die Leute dazu, es in die Hand zu nehmen. Ich, Barb, Jo und etwa fünfzehn andere sind heute Morgen nach Dublingefahren, um Besorgungen zu machen. Wir sind nicht die ganze Zeit zusammengeblieben, sondern haben uns getrennt, um eigene Sachen zu erledigen.
Das Buch muss Barb allein erwischt und sie dazu gebracht haben, es aufzuheben.
Ein eisiger Schauer steigt so schnell mein Rückgrat hinauf, dass mir das
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