Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
meine Schwester war ein wenig … raffinierter als ich.
»Bin gleich zurück«, verspreche ich und drehe mich langsam um, um Zeit zu haben, mich für das Gespräch mit Dani zu wappnen. Ich werde ihr weh tun müssen, um sie loszuwerden.
Sie strahlt mich eifrig an. Die wilde kastanienbraune Lockenmähne wird von einem schwarzen Fahrradhelm mit hell brennenden Lichtern gezähmt. Sie trägt einen langen Ledermantel und schwarze Sneaker. Irgendwo unter dem Mantel ist das Schwert des Lichts, es sei denn, Darroc hat es gespürt und ihr weggenommen.
Falls es noch da ist, frage ich mich, ob ich es schnell genug ziehen könnte, um mich zu durchbohren, bevor sie die Möglichkeit hat, mich aufzuhalten.
Ich habe Ziele. Ich konzentriere mich auf sie. Mir bleibt keine Zeit, meinem schlechten Gewissen nachzugeben, und sinnlos ist es noch dazu. Wenn ich meine Pläne erfüllt habe, dann wird alles, was heute in der Gasse vorfällt, nie geschehen sein; es spielt also keine Rolle, was ich dieser Dani antue, weil sie das in der Zukunft, die ich für sie kreiere, nicht erleben muss.
Die enorme Freiheit, die mir damit gewährt wird, raubt mir momentan den Atem. Nichts, was ich von jetzt an tue, wird wieder auf mich zurückfallen. Ich bewege mich in einer straffreien Zone. Schon seit dem Zeitpunkt, in dem ich mich entschieden habe, alles rückgängig zu machen.
Ich studiere Dani mit eigenartiger Distanz und überlege, wie viel ich für sie ändern soll. Ich könnte den Tod ihrer Mutter ungeschehen machen und ihr ein Leben geben, in dem sie ihre sanfte, offene Art behalten kann und nicht hart und verbissen wird. In dem sie Spaß haben und wie Alina und ich an einem Strand spielen kann, statt in den Straßen Monster zu jagen und zu töten – als Rowena sie im zarten Alter von … acht? Zehn?… zu einer Waffe machte.
Jetzt, da sie meine Aufmerksamkeit hat, strahlt sie, und wenn Dani strahlt, dann geht die Sonne auf. Sie hüpft voller Energie von einem Fuß auf den anderen. »Wo warst du, Mac? Du hast mir gefehlt! Mann – ich meine, Menschenskind« , korrigiert sie sich mit einem schelmischen Grinsen, bevor ich meine Drohung wahrmachen kann, die ich vor, wie mir scheint, Ewigkeiten ausgesprochen habe: Wenn sie mich noch einmal mit Mann anredet, werde ich von ihrem vollen Namen Gebrauch machen. »Du wirst nicht glauben, was sich hier abgespielt hat. Ich habe Shade-Busters erfunden, und die ganze Abtei benutzt sie – obwohl mir bisher noch niemand gesagt hat, wie klug ich doch bin. Sie tun so, als wäre ich durch Zufall über die Erfindung gestolpert oder so, während die dummen Sidhe -Schafe in einer Gazillion Jahren nie etwas auf die Reihe kriegen«,murrt sie unmutig, aber dann strahlt sie wieder. »Und du wirst es nicht fassen – ich kann’s ja selbst kaum –, aber ich habe einen Jäger runtergeholt und getötet, den Mistkerl.« Sie runzelt irritiert die Stirn. »Na ja, vielleicht hat mir Jayne ein bisschen geholfen. Aber ich habe das Biest getötet. Ah, und, verdammt, das wird dich umhauen – Mann! « Sie hüpft wieder von einem Fuß auf den anderen – so schnell, dass ich sie nur noch verschwommen wahrnehme. »Das verfluchte Sinsar Dubh war in der Abtei, und es …«
Mit einem Mal bleibt sie still stehen, sieht mich mit offenem Mund an, bringt aber keinen Ton heraus.
Sie starrt an mir vorbei, auf mich , dann wieder an mir vorbei. Sie presst die Lippen zusammen, und ihre Augen werden schmal – sie steckt die Hand blitzschnell in den Mantel.
Ich sehe ihr an, dass ihr Schwert nicht dort ist, wo es sein sollte. Aber sie weicht nicht zurück – nicht Dani. Sie bleibt standhaft. Wäre ich noch dazu in der Lage, würde ich lächeln. Sie ist dreizehn und hat das Herz einer Löwin.
»Geht hier etwas vor sich, was ich nicht kapiere, Mac?«, fragt sie gepresst. »Ich stehe da und bemühe mich, einen Grund zu finden – irgendeinen komischen Grund, warum du diesen Mistkerl küsst, finde aber keinen.« Sie funkelt mich an. »Ich denke, das ist ein bisschen schlimmer, als wenn ich mir Pornos ansehe, Mann.«
O ja, sie ist sauer. Sie entschuldigt sich nicht einmal für das Mann. Ich straffe die Schultern. »Es geht eine Menge vor, was du nicht verstehst«, erwidere ich kühl.
Sie mustert mein Gesicht und überlegt, ob ich die Doppelagentin spiele oder undercover mit dem Feind operiere. Ich muss sie zweifelsfrei überzeugen, dass ich das nicht tue. Sie soll gehen und mir fernbleiben. Ich kann es mir nicht leisten, dass
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