Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
so viel Vertrauen in mich setzen? Ich habe sie nie darum gebeten und es auch nicht verdient.
»Du hast falsch gedacht. Jetzt beantworte die Frage.« Ich bin die Einzige, die sie niemals wie ein Kind behandelt. Sie hasst es wie die Pest, wenn man »Kind« zu ihr sagt. »Kind«, füge ich hinzu. »Dann verschwinde von hier. Nimm deine Spielsachen und spiel woanders.«
Sie hebt die Augenbrauen und zieht die Mundwinkel herunter. » Was hast du gerade gesagt?«
»Ich sagte: Kind , beantworte meine Frage und geh weg! Wir sind hier beschäftigt. Kannst du das nicht sehen?«
Wieder springt sie von einem Fuß auf den anderen – ein dunkler verschwommener Fleck in der Dunkelheit. »Verdammte Erwachsene«, stößt sie durch zusammengebissene Zähne hervor. »Ihr seid alle gleich. Ich bin verdammt froh, dass ich die beschissene Abtei verlassen habe. Du kannst zur Hölle fahren! « Die letzten Worte schreit sie, aber sie stockt ein bisschen dabei, als ob sie ein Schluchzen hervorrufen würden, das sie unbedingt vermeiden will.
Ich sehe nicht einmal, wie sich der verschwommene Fleck davonmacht. Die Lampen auf ihrem MacHalo leuchten auf, als sie sich wie die Enterprise blitzschnell in Bewegung setzt. Im nächsten Moment ist nichts mehr von ihr zu sehen.
Ich erschrecke, als ich merke, dass sie um eine Spur schneller geworden ist. Isst sie Unseelie-Fleisch? Wenn ja, dann werde ich sie mit Tritten in den Hintern durch ganz Dublin treiben.
»Warum hast du sie nicht zurückgehalten, MacKayla? Du hättest ihr Vertrauen ausnutzen können, um Informationen über das Buch zu bekommen.«
Ich zucke mit den Schultern. »Kinder gehen mir immer auf die Nerven. Lass uns eine andere Sidhe -Seherin suchen. Falls wir keine finden, fragen wir Jayne und seine Männer; sie müssen wissen, was los ist.«
Ich wende mich vom Barrons, Books and Baubles ab und schaue in das Ödland, das einst die größte Dunkle Zone Dublins war. Heute gibt es dort keinen einzigen Schatten mehr. Als Darroc an Halloween die Mauern zum Einsturz brachte und der Strom in Dublin ausfiel, sind die amorphen Vampire ihrem Gefängnis aus Licht entkommen und haben sich fettere Weiden gesucht.
Dani so weh zu tun, hat mich all meine Kräfte gekostet. Ich bin nicht in der Stimmung, am Barrons, Books and Baubles vorbeizugehen. Dann müsste ich mich mit dem Unvermeidlichen auseinandersetzen – nämlich, dass der Laden wie sein Besitzer still und tot ist.
Wenn ich daran vorbeiginge, müsste ich mich zwingen, keine sehnsüchtigen Blicke darauf zu werfen und nicht daran zu denken, dass ich den Laden in dieser Realität wohl nie mehr betreten werde.
Er ist weg. Wirklich und wahrhaftig weg.
Mein Buchladen ist für mich unwiderruflich verloren, als hätte ihn die Dunkle Zone verschlungen.
Er wird mir nie wirklich gehören. Ich werde nie wieder diese Kirschholztür mit den Butzenscheiben am Morgen zur Geschäftszeit aufschließen.
Ich werde nie wieder das Glöckchen der Registrierkasse hören oder mich mit einer Tasse Kakao und einem Buch vor den gemütlichen Gaskamin setzen und auf Jericho Barrons’ Rückkehr warten. Wir werden uns nie mehr necken, den Stimmenzauber üben oder mit den Seiten des Sinsar Dubh experimentieren. Ich werde nie verstohlene Blicke auf ihn werfen, wenn ich denke, dass er nicht zu mir sieht, und sein Lachen nie wieder hören oder die Treppe zu meinem Zimmer hinaufschleichen, das manchmal im dritten, manchmal im vierten Stock ist, wo ich vielleicht noch lange wachliege und mir ausdenke, was ich zu Barrons sagen soll,nur um dann alle Versionen zu verwerfen, weil Barrons keinen Wert auf Worte legt.
Nur auf Taten.
Nie mehr werde ich eins seiner Autos fahren oder seine Geheimnisse ergründen.
Darroc nimmt meinen Arm. »Hier entlang.« Er dreht mich um. »Temple Bar.«
Ich spüre seine Blicke, während er mich zurück zum Buchladen führt.
Ich bleibe stehen und sehe zu ihm auf. »Ich dachte nur, es könnte Dinge geben, die du aus deinem Haus in der LaRuhe brauchst«, sage ich beiläufig. Ich will wirklich nicht am Barrons, Books and Baubles vorbeigehen. »Und sollten wir nicht deine Truppen versammeln, nachdem du so lange weg warst?«
»Es gibt viele Behausungen, in denen ich Vorräte lagere, und meine Armee ist nie weit weg.« Er macht eine Geste und murmelt ein paar Worte in einer Sprache, die ich nicht kenne.
Die Luft ist plötzlich um etliche Grade kälter. Ich muss nicht hinter mich sehen, um zu wissen, dass die Prinzen zusätzlich zu
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