Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
irgendjemanden eine neue Welt schaffen sollte, dann für meine Schwester.
Okay, das war also geklärt. Ich hatte Alina nicht hintergangen, weil ich ihretwegen nicht komplett den Verstand verloren hatte.
Wieso fühlte ich dann trotzdem, wie sich etwas Dunkles in meinem Inneren wand und ans Licht drängte? Was fraß mich auf?
»Verdammte Hölle, Ryodan, das haben wir schon tausendmalbesprochen«, explodierte Barrons. »Auf dem ganzen verfluchten Rückweg hatten wir kein anderes Thema. Du bist von unserem Plan abgewichen. Du hattest die Aufgabe, sie in Sicherheit zu bringen. Sie sollte nie erfahren, dass ich es war. Es ist deine Schuld, dass sie jetzt weiß, dass wir nicht sterben können.«
Ich erstarrte. Ryodan war auch am Leben? Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie er in Stücke zerfetzt wurde und in eine dreißig Meter tiefe Schlucht stürzte. Ich hob die Augenbrauen. Hatte Barrons gesagt, dass sie »nicht sterben können«? Was sollte das heißen? Niemals? Egal, was passierte?
Er schwieg einen Moment und hörte seinem Gesprächspartner am Telefon zu.
»Du wusstest, dass ich kämpfen und gewinnen würde. Ich gewinne immer. Deshalb solltest du uns ja trennen und auf mich schießen damit sie mich nicht tot sieht. Bring das nächste Mal mehr Munition mit. Versuch’s mit einem Raketenwerfer. Meinst du, du könntest mich mit so einem Geschoss treffen?«, fragte er sarkastisch.
Ein Raketenwerfer? So etwas würde Barrons auch überleben?
»Du bist derjenige, der alles vermasselt hat. Sie hat uns beim Sterben zugesehen.«
Allerdings. Und warum waren sie dann nicht tot? Wieder schwieg Barrons eine Weile, und ich hielt den Atem an.
»Mir ist scheißegal, was sie denken. Und komm mir nicht mit diesem Abstimmungsquatsch. Niemand hat abgestimmt. Lor weiß nicht einmal, in welchem Jahrhundert wir sind, und Kasteo hat seit tausend Jahren kein einziges Wort mehr von sich gegeben. Weder du noch einer der anderen wird sie töten. Falls das irgendjemand tut, dann ich, aber nicht in nächster Zukunft. Ich brauche das Buch.«
Ich stutzte. Er sprach von der »nächsten Zukunft« und deutete damit an, dass es später passieren würde. Und er brachte mich nur nicht um, weil er das Buch brauchte.
Um diesen Blödmann hatte ich getrauert? Seine Rückkehr feierte ich? Über die Bemerkung mit den »tausend Jahren« dachte ich nicht nach – das hob ich mir für später auf.
»Falls du dir einbildest, ich hätte es so lange gesucht, nur um meine beste Chance ungenutzt zu lassen, dann kennst du mich echt schlecht.«
Da war sie wieder, diese »beste Chance«, von der Barrons schon gesprochen hatte, als er auf Fiona einstach, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich war seine »beste Chance«. Wobei?
»Sag das weiter. Du, Lor, Kasteo, ihr solltet euch zurückhalten. An deiner Stelle würde ich die Sache abblasen. Alles andere würdest du bereuen, dafür sorge ich schon. Gib mir keinen Grund dafür. Oder willst du einen sinnlosen, ewig währenden Krieg? Möchtest du, dass wir uns gegenseitig an die Kehle gehen?«
Stille.
»Ich vergesse nie, wem meine Loyalität gilt. Du hast deinen Treueeid vergessen. Erhalt ihre Eltern am Leben. Befolge meine Befehle. Es ist ohnehin bald alles vorbei.«
Ich ballte die Fäuste. Was war bald vorbei?
»In diesem Punkt irrst du dich. Eine Welt ist nicht so gut wie die andere. Einige sind besser. Wir wussten von Anfang an, dass sie eine Wildcard ist. Nach allem, was ich neulich Nacht über sie erfahren habe, muss ich dieses Spiel wohl beenden. Hast du Tellie schon gefunden? Ich muss sie befragen – vorausgesetzt, sie lebt noch. Du weißt nicht, wo sie ist? Setz mehr Leute auf sie an.«
Was meinte er mit »Was ich neulich Nacht über sie erfahren habe«? Dass ich mich auf Darroc eingelassen hatte? Dass ich, wie er meinte, bereit war, ihn zu betrügen? Oder gab es noch etwas? Wer war Tellie, und was wollte er von ihr wissen?
»Darroc ist tot. Sie wird V’lane sagen, dass Dani das erfunden hat. Keiner wird dem Kind glauben.« Wieder langes Schweigen. »Selbstverständlich wird sie tun, was ich sage. Wenn es sein muss, werde ich mich selbst um V’lane kümmern.« Pause. »Den Teufel kannst du.«
Es herrschte lange Stille, und ich begriff, dass er das Gespräch beendet hatte.
Ich stützte mich mit einer Hand gegen den Türrahmen und betrachtete die Treppe.
»Bewegen Sie Ihren Hintern hier herein, Miss Lane. Sofort .«
»Ich habe gehört …«, begann ich.
» Ich habe zugelassen , dass Sie
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