Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
die Frau, die ich einmal war. Wenn Sie Krieg wollen, können Sie ihn haben. Lassen Sie’s drauf ankommen. Liefern Sie mir einen Grund, den dunklen Ort in meinem Kopf aufzusuchen.«
»Dunklen Ort?«, murmelte Barrons.
»Als ob Sie keinen hätten«, gab ich zurück. »Im Vergleich zu Ihrer Höhle sieht mein Ort aus wie ein weißer Strand an einem Sonnentag.« Ich zwängte mich an den Männern vorbei und stapfte die Treppe hinauf. Mir war so, als würde ich ein leises Lachen hinter mir hören, und ich spähte über die Schulter. Die drei Männer starrten mich mit den toten, gefühllosen Blicken von Scharfrichtern an.
Aber, hey – sie schauten mich an!
Hinter der Chrombalustrade im oberen Stock erstreckten sich riesige Wände aus dunklem Glas. Ohne Türen oder Fenstergriffe.
Mir war nicht bekannt, wie viele Räume es hier gab. Wenn man nach der Größe in der unteren Etage ging, könnten es fünfzig oder mehr sein.
Wir gingen an der Glaswand entlang, bis irgendein winziges Detail, das mir nicht auffiel, den Eingang markierte. Barrons drückte die Handfläche auf ein dunkles Glaspaneel, das zur Seite glitt, dann schob er mich durch die Öffnung. Er kam nicht mit herein, sondern ging wortlos weiter.
Das Paneel schloss sich hinter mir. Ich war allein mit Ryodan im Innersten des Chester’s. Der Raum – Wände, Decke, Boden – bestand nur aus Glas. Ich konnte hinaussehen, aber niemand herein. Oben knapp unter der Decke befanden sich Dutzende kleiner LED-Monitore, die Bilder von den Überwachungskameras in den verschiedenen Bereichen des Clubs zeigten, als könnte man durch den Glasboden nicht genug sehen. Ich rührte mich nicht vom Eingang weg. Jeder Schritt war eine Herausforderung, da man das Gefühl hatte, keinen sicheren Boden unter den Füßen zu haben.
»Mac«, sagte Ryodan.
Er stand im Halbdunkel hinter einem Schreibtisch – ein großer dunkler Mann in weißem Hemd. Nur die Bildschirme über unseren Köpfen spendeten Licht. Am liebsten hätte ich mich auf Ryodan gestürzt, um ihn anzugreifen, ihm die Augen auszukratzen, ihn zu beißen und auf ihn einzuschlagen und zu guter Letzt mit meinem Speer zu durchbohren. Die abgrundtiefe Feindseligkeit, die ich für ihn empfand, versetzte mich selbst in Erstaunen.
Er hatte mich dazu gebracht, Barrons zu töten.
Hoch oben auf den Felsen hatten er und ich den Mann, der mein Leben fast seit meiner Ankunft in Dublin beschützt hatte, geschlagen, aufgeschlitzt und erstochen. Seit Tagen fragte ich mich, ob sich Ryodan Barrons’ Tod wünschte.
»Ich dachte, Sie haben mich ausgetrickst, damit ich ihn töte. Ich dachte, Sie hätten mich hintergangen.«
»Ich habe Sie bekniet zu gehen. Das haben Sie nicht getan. Sie hätten nie erfahren sollen, was er ist.«
»Sie meinen, was ihr alle seid«, korrigierte ich ihn. »Ihr alle neun.«
»Vorsicht, Mac. Über manche Dinge spricht man nicht. Niemals.«
Ich tastete nach meinem Speer. Er hätte mir auf dem Felsen die Wahrheit sagen können, hatte es aber bevorzugt, mich leiden zu lassen – genau wie Barrons. Je länger ich darüber nachdachte, wie mir die beiden die Wahrheit vorenthalten hatten, umso wütender wurde ich. »Ich habe gerade die Erfahrung gemacht, dass Sie zurückkommen, wenn ich Sie erdolche und töte. Also kann ich es wieder tun.«
Der Speer war in meiner Hand, doch plötzlich wurde meine Hand von einer riesigen Faust umschlossen, welche die Speerspitze auf meinen Hals richtete.
Ryodan konnte sich bewegen wie Dani, Barrons und die anderen. So schnell, dass ich mich nicht verteidigen konnte. Er stand hinter mir und hatte den Arm um meine Taille gelegt.
»Drohen Sie mir nie wieder. Stecken Sie den Speer weg, Mac. Oder ich nehme ihn Ihnen ein für alle Mal weg.« Er drückte mir die Speerspitze an die Kehle, um seine Warnung zu unterstreichen.
»Das würde Barrons nicht zulassen.«
»Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, was mir Barrons alles zugesteht.«
»Weil er mich für eine Verräterin hält.«
»Ich habe Sie auch mit Darroc gesehen. Und gestern Nacht gehört, was Sie auf der Straße zu ihm gesagt haben. Wenn Taten und Worte übereinstimmen, ist die Wahrheit offensichtlich.«
»Ich dachte, Sie beide seien tot. Was haben Sie erwartet? Derselbe Überlebenswille, den Sie bei anderen bewundern, stößt Sie bei mir ab. Ich vermute, er macht Ihnen Angst. Das macht mich unberechenbarer, als Ihnen lieb sein kann.«
Er führte meine Hand zum Holster und steckte den Speer hinein.
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