Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
ließ sie wider besseres Wissen am Leben, Barrons zuliebe. Er ist es leid, Ihnen gefällig zu sein. Das sollten Sie auch nicht vergessen.«
19
S ie haben sie in einem gläsernen Raum einquartiert? Können Sie ihnen nicht ein bisschen Privatsphäre geben?« Ich starrte meine Eltern durch die Glasscheibe an. Zwar war das Zimmer mit Teppichen, einem Bett, einem Sofa, einem kleinen Tisch und zwei Stühlen behaglich eingerichtet, aber Wände, Decke und Boden bestanden wie Ryodans Büro aus Glas, nur dass man hier von außen nach innen, jedoch nicht von innen nach außen schauen konnte. Jeder, der hier vorbeikam, konnte meine Eltern beobachten.
Ich richtete den Blick nach links. Die Dusche war ein wenigabgeschirmt, die Toilette nicht. »Wissen sie, dass die Leute in ihr Zimmer sehen können?«
»Ich verschone ihr Leben, und Sie bitten um Privatsphäre. Ich tue das nicht für Sie oder Ihre Eltern. Es ist eine Versicherung für mich«, erwiderte Ryodan.
Barrons gesellte sich zu uns. »Ich habe Fade gebeten, Leinentücher und Klebeband zu bringen.«
»Wofür?«, fragte ich erschrocken. Wollten sie Mom und Dad in Leinen einpacken und wie Pakete verkleben?
»Damit sie die Tücher an die Wände kleben können.«
»Oh, danke«, murmelte ich. Einen Moment sah ich schweigend durch die Scheibe. Dad saß Mom gegenüber auf dem Sofa, hielt ihre Hände und redete leise mit ihr. Er war robust und gut aussehend wie immer, und die zusätzlichen silbernen Fäden in seinem Haar ließen ihn noch gesetzter erscheinen. Mom hatte den glasigen Blick, den sie jedes Mal bekam, wenn sie mit etwas nicht fertig wurde. Und ich ahnte, dass Dad über normale, alltägliche Dinge sprach, um sie in einer Realität zu erden, die sie kannte. Zweifellos versicherte er ihr, dass alles wieder gut würde, denn genau das tat Jack Lane: Er verbreitete Sicherheit und Geborgenheit und machte einen glauben, dass man sich auf all das, was er sagte, verlassen konnte. Das machte ihn zu einem so großartigen Anwalt und einem so wundervollen Vater. Kein Hindernis schien zu groß, keine Bedrohung zu furchteinflößend, solange Daddy da war. »Ich muss mit ihnen sprechen.«
»Nein«, wehrte Ryodan ab.
»Warum?«, wollte Barrons wissen.
Ich zögerte. Ich hatte Barrons nie erzählt, dass ich mit V’lane in Ashford gewesen war oder ein Gespräch meiner Eltern über die Umstände unserer Adoption mit angehört hatte. Dad hatte damals eine mich betreffende Prophezeiung erwähnt, nach der ich angeblich die ganze Welt ins Verderben stürzen würde.
Nana O’Reilly – die siebenundneunzig Jahre alte Frau, die ich zusammen mit Kat in ihrem Haus am Meer besucht hatte – hatte von zwei Prophezeiungen gesprochen: eine verhieß Hoffnung, die andere warnte vor der Zerstörung der Welt. Falls ich tatsächlich Teil einer Prophezeiung sein sollte, war ich entschlossen, die erste zu erfüllen. Und ich wollte mehr über die zweite erfahren, damit ich sie umgehen konnte.
Ich wollte die Namen der Leute wissen, mit denen Dad vor vielen Jahren gesprochen hatte, als er in Irland gewesen war, um Alinas Krankheitsgeschichte zu erforschen. Und ich wollte ganz genau erfahren, was sie gesagt hatten.
Aber es war ganz und gar unmöglich, Dad in Barrons’ und Ryodans Anwesenheit die entsprechenden Fragen zu stellen. Wenn die beiden Wind von einer Prophezeiung bekamen, nach der ich für den Untergang der Welt verantwortlich sein sollte, sperrten sie mich wahrscheinlich ein und warfen den Schlüssel weg.
»Sie fehlen mir. Und sie müssen wissen, dass ich am Leben bin.«
»Das wissen sie. Ich habe auf Video aufgenommen, wie Sie hereingekommen sind, und Barrons hat ihnen das Band gezeigt.« Ryodan legte eine Pause ein, dann fügte er hinzu: »Jack hat auf einem Lebenszeichen von Ihnen bestanden.«
Ich sah Ryodan scharf an. War da der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht? Er mochte meinen Vater. Respektierte ihn. Ich strahlte innerlich. Ich war immer stolz auf meinen Daddy, wenn jedoch ein Typ wie Ryodan Sympathien für ihn hegte … auch wenn ich den Besitzer des Chester’s nicht ausstehen konnte, nahm ich das als Kompliment.
»Zu schade, dass Sie nicht seine leibliche Tochter sind. Seine Familie hat gute Gene.«
Ich bedachte ihn mit einem Blick, den ich von Barrons gelernt hatte.
»Allerdings ist niemand wirklich sicher, woher Sie stammen, stimmt’s, Mac?«
»Meine biologische Mutter war Isla O’Connor, Leiterin des Haven der Sidhe -Seherinnen«, informierte ich ihn
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