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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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ignoriert zu werden.«
    »Es tut mir leid, aber sie müssen verstehen…«
    »Nun, da wir unseren rechtmäßigen Platz im Theater Englands wiedererlangt haben, muß die Königin einer unserer Vorstellungen beiwohnen. Das ist unumgänglich. Ansonsten wäre es so, als würden wir auf den königlichen Misthaufen verwiesen. Ist es das, was die Königin Englands vom größten Dramatiker und jenen hält, die seine Meisterwerke aufführen? Muß ich das meiner Truppe sagen? Ich habe der Krone auf verschiedene Weise treu gedient. Ich verdiene bessere Behandlung von Eurer Hand, Majestät.«
    Penelope fand, daß eine dritte Entschuldigung mehr als überflüssig war. Aber sie hatte es schließlich versprochen. Ach, was soll’s? dachte sie. Schauspieler haben so ein empfindsames Ego. »Bitte, überbringt Eurer Truppe meine aufrichtigsten Entschuldigungen und sagt ihnen, sie sollen ihre Aufführung haben.«
    »Auf der Hauptbühne?«
    »Ja«, sagte Penelope und seufzte. »Auf der Hauptbühne.«
    »Sie werden erfreut sein.« Marlowe drehte sich zu dem Poster um, auf dem Storm Williams als Prinzessin Leogfrith in Wiederkehr der Amazonenprinzessin abgebildet war. Das Poster zeigte die arme Prinzessin, wie sie gefesselt über einer Grube mit fauchenden Tigern hing. »Ihre Schwester, nehme ich an?«
    »Ja«, sagte Penelope und dachte: Los, mach schon, eine klugscheißerische Bemerkung, und du bist tot.
    Sie war irgendwie enttäuscht, als Marlowe sagte: »Sie gibt eine ausgezeichnete Königin der Pikten ab. Sie verdienen sie gar nicht. Ich kann die Pikten nicht leiden. Sie sind Wilde.«
    »Oh, sie sind gar nicht so schlimm. Man muß sie nur ein bißchen besser kennenlernen.«
    »Vielleicht«, sagte Marlowe und kehrte dem Poster den Rücken zu. Er nahm Penelopes Hand und hob sie an die Lippen, bevor sie Einwände erheben konnte. »Bis zum Wochenende dann?«
    »Ja«, sagte Penelope und entzog ihm ihre Hand. Seine Lippen waren eiskalt.
    Marlowe lächelte Kathy an. »Adieu, schöne Lady.«
    Die Königin und ihre Hofdame standen am Ladentisch und beobachteten Marlowe, wie er die Straße überquerte, an Madame Astorias Laden vorbeiging und die Straße hinunter verschwand.
    »Nun ja.«
    »Ich bin froh, daß du gekommen bist. Er hat mich angemacht. Er ist richtig unheimlich.«
    »Ich würde noch eher eine Schlange küssen als Christopher Marlowe. Wären Andys Lippen so kalt, wäre er Schnee von gestern.«
    Penelope war gar nicht überrascht, als Samantha Dale an diesem Nachmittag bei Mycroft äf Co vorbeischaute. Sam war eine begeisterte Leserin und eine sehr gute Kundin. Oft kaufte sie zehn oder zwölf Bücher, um sich nach einer Woche zu beschweren, sie habe nichts mehr zu lesen.
    »Euer Majestät«, sagte Sam mit ihrem strahlenden Lächeln.
    »Ach, hör auf, ich fühle mich heute überhaupt nicht majestätisch. Ich wünschte, das alles wäre schon vorbei. Ich werde froh sein, wenn ich wieder die gute alte Penelope Warren sein kann.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Es ist eine Schande mit dem armen Schauspieler. Hast du eine Spur?«
    »Nein. Und auch nicht bei Carolyn. Ich habe wie verrückt die Aufzeichnungen durchgesehen. Ich habe das Gefühl, ich kenne jetzt die Lebensgeschichte eines jeden einzelnen, der mit den Festspielen in Verbindung steht, aber – «
    »Nichts?«
    »Weniger als nichts. Dem Mörder ist es scheinbar gelungen, all das zu zerstören, was verschwinden mußte, und nun ist er, na ja… fangt mich, wenn ihr könnt.«
    »Entschuldige, aber was hat Jack the Ripper damit zu tun?«
    Penelope erzählte ihr von der letzten Nachricht.
    »Er ist clever, und er spielt Spielchen mit dir. Ich frage mich, ob in den Aufzeichnungen überhaupt etwas Belastendes war. Was, wenn er sie nur gelöscht hat, um jeden zu verwirren?«
    »Und ich sitze hier und verschwende meine Zeit mit der Suche nach etwas, das gar nicht existiert.«
    »›Schön ist wüst…‹«
    »›… und wüst ist schön…‹« Penelope lächelte. »Nichts ist, wie es scheint. Danke, daß du mich daran erinnert hast.«
    »Gern geschehen«, sagte Sam und warf einen Blick auf die Bücherregale. »Also, was kannst du mir empfehlen? Ich habe absolut nichts mehr zu lesen.«
    Nachdem sie Kathy gesagt hatte, den Laden früh zu schließen, fuhren Penelope und Big Mike an Dutchs und Stormys Haus vorbei auf den kleinen Parkplatz hoch oben auf dem Crying Woman Mountain. Von dort hatte man einen guten Ausblick auf ganz Empty Creek und die nördliche Wüste.
    Ein kalter Wind wirbelte

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