Shakespeare, Katz & Co
Umgang mit königlichen Hoheiten konnte manchmal recht anstrengend sein.
»Würde jemand die Königin umbringen, um ihren Platz einzunehmen? Wer würde das wollen? Und was hat Burbage damit zu tun?«
»Ja, Euer Majestät.« Kathy fuhr einfach damit fort, Bücher aus dem Frühjahrskatalog zu bestellen.
Penelope erwischte Bobby in seinem Büro an der ASU. »Erzählen Sie mir von Carolyn Lewis.«
»Schon wieder?«
»Ich fürchte, ja.«
Penelope stellte die gleichen Fragen und erhielt ungefähr die gleichen Antworten und kam ungefähr zu den gleichen Schlüssen, als sie den Hörer wieder auflegte. Carolyn Lewis war Dr. Jekyll und Mrs. Hyde, die sich während ihrer Regierungszeit als Königin scheinbar nach Macht und Männern verzehrte, die sie eigentlich nicht leiden konnte. In der Schule war sie dann wieder die hingebungsvolle Lehrerin.
Und was sagt mir das? fragte sich Penelope.
Absolut gar nichts, antwortete sie.
»Ich gehe Master William Shakespeare besuchen«, teilte sie Kathy mit. »Ich bin bald wieder zurück.«
»Sie nicht auch noch, Penelope«, stöhnte Master Will, als sie in sein Büro platzte. »Ich bin unschuldig. Ich habe niemanden umgebracht.«
Penelope hob die Hände. »Ich will nur ein paar Informationen.«
»Ich sollte George anrufen.«
»Ich bin nicht von der Polizei.«
»Könnte man aber fast meinen.«
»Wir wollen beide den Mörder finden. Helfen Sie mir.«
»Nun…«
Nach einigem Sträuben kooperierte Shakespeare schließlich und wiederholte alles, was Penelope schon einmal gehört und gelesen hatte.
Sie hoffte auf irgendwelche Kleinigkeiten, die sie in eine lohnendere Richtung weisen würden. Ist das zuviel verlangt? ^fragte sie sich.
Offensichtlich.
»Vielen Dank jedenfalls«, sagte Penelope, als Shakespeare schließlich geendet hatte.
»Es tut mir leid, wirklich. Der Streit ist einfach eskaliert. Ich habe einen kleinen Vorschlag gemacht, und er hat einen seiner künstlerischen Temperamentsausbrüche bekommen. Künstler! So sind sie alle. Schauspieler, Maler, Schriftsteller.«
»Auch Dramatiker?«
»Die besonders«, gab Shakespeare verlegen zu, »aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
So zog sich die Woche hin und wurde nur vom zweiten und dritten Teil von Lolas Fitneßbericht, weiteren Suchaktionen nach Harold – wenn die Maus schon weiter bei ihr wohnte, konnte sie auch einen Namen haben – und Penelopes wachsendem Frust unterbrochen, der sich ob ihrer Unfähigkeit, Klarheit in die Mordfälle zu bringen, ansammelte. Sie beschloß wieder einmal, nicht mehr darüber nachzudenken, und hoffte, daß ihr die Antwort auch so einfallen würde. Wie Perth Amboy. Und dann fiel ihr ein, daß ihr Perth Amboy gar nicht selbst eingefallen war, sondern Andy. Und auch noch im Schlaf.
Penelope wartete mit angriffsbereitem Ellbogen und hatte Mühe, die Augen offenzuhalten, bis Andy fest eingeschlafen war.
Rumms.
»Umph.«
»Schnell, wer hat die Königin und Richard Burbage umgebracht?«
»Daryl Hannah.«
Naja, es war ein Versuch wert gewesen. Penelope machte es sich bequem, zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch und schloß die Augen. Sie war beinah eingeschlafen, als sie sich kerzengerade aufsetzte und Andy noch einmal den Ellbogen in die Rippen stieß.
»Aua.«
»Das ist dafür, daß du von Daryl Hannah geträumt hast.«
Nachdem sie in Vorbereitung für das Wochenende die Pflanzen draußen gegossen hatte, ging Penelope mit ihrer Gießkanne durch das Haus und tat dasselbe mit den anderen Pflanzen.
Und da war er.
Du bist verhaftet, Harold! Pfoten an den Kübel.
Die königliche Maus schaute mit großen braunen Augen zu ihr auf und zuckte nervös mit den Schnurrbarthaaren. Ohne Zweifel hatte Harold die Befürchtung, daß das faule Leben vorbei war.
Er war sehr niedlich.
»Nein, du kannst nicht bleiben. Tut mir leid«, sagte Penelope, hob die Pflanze hoch und trug sie nach draußen. Dabei summte sie Born Free vor sich hin.
Harold schaute Penelope an und zog die Nase kraus.
»Ach, was soll’s.«
Penlope ging zurück in die Küche, füllte eine kleine Schüssel mit Leber-Crunchies und eine andere mit Wasser und trug sie zurück zu Harold.
»Merk dir für die Zukunft, Abendessen gibt es um sieben«, sagte sie, »und sei pünktlich.«
Die königliche Maus zu fangen und mit Segenswünschen, Glückwünschen und genug Futter für eine Party wieder freizulassen war nach Penelopes Ansicht die einzig sinnvolle Tat der Woche. Das heißt, falls man die Tatsache nicht dazuzählte, daß
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