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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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für harte Zeiten. Wir waren Männer damals und trafen harte und notwendige Entscheidungen, um die Welt abzusichern. Ich bin nun eine ganze Zeitlang nicht mehr dieser Mann gewesen, aber ich erinnere mich immer noch daran, wie man solche Sachen erledigt.«
    »Was ist mit dem wirklichen Rafe geschehen?«, fragte ich den Mann im Stuhl.
    Er spuckte noch ein wenig Blut aus. »Beseitigt und ersetzt, schon vor langer Zeit.«
    »Wie lange?«
    Er lächelte. »Bevor du zurückkamst. Du hast den wahren Rafe nie getroffen.«
    »Ist er tot?«
    »Natürlich«, sagte der Unsterbliche und lächelte heiter. »Wir verachten offene Enden. Lass nie etwas hinter dir, was zurückkommen und dir das Genick brechen könnte.«
    Sein Kopf ruckte plötzlich scharf vor und zurück. Nach vorne, dann nach hinten; der Waffenmeister und ich schraken zurück. Das Fleisch schlug auf Rafes Gesicht Wellen. Die Wangenknochen hoben und senkten sich, das Kinn wurde länger, die Nase schmaler, und schon starrte uns ein neues Gesicht an. Völlig andere Züge, mit einer nicht gebrochenen Nase und einem unverletzten Mund, mit grimmigen grünen Augen, die in kalter Intelligenz leuchteten. Eine ganz neue Person saß im Diagnosestuhl und sah uns mit ungebrochener Arroganz an.
    Es war das Gesicht eines Teenagers mit uralten Augen.
    »Alle von uns können das tun«, sagte der junge Mann, der einmal Rafe gewesen war. Unheimlicherweise benutzte er Rafes bekannte Stimme. »Alle Unsterblichen. Siehst du, Waffenmeister, keine gebrochene Nase, kein Blut. Du machst mir keine Angst, weil du mich nicht verletzen kannst.«
    »Darauf würde ich kein Geld wetten«, sagte der Waffenmeister. »Ich habe zwanzig Jahre an diesem Ort verbracht und gelernt, wie man Leuten auf neue und innovative Art Schaden zufügt. Es wird Zeit, dass ich mir meine Hände wieder schmutzig mache.«
    Wahrscheinlich wäre nur jemand, der den Waffenmeister so gut kannte wie ich, auch so verstört gewesen. Onkel Jack hatte bei dem Söldner, Dom Langford, nur gespielt, um ihn in die richtige Stimmung zu versetzen. Aber der Waffenmeister spielte nicht mehr. Es war ihm todernst. Und ich ... ich wusste nicht, was ich denken sollte. Das Ding in diesem Stuhl jagte mir eine Scheißangst ein. Es war eine Sache, auf den Monitoren zu sehen, dass es nicht menschlich war, und eine ganz andere, das direkt vor der eigenen Nase auch gezeigt zu bekommen.
    »Rede«, sagte ich. »Sag uns alles, was du weißt.«
    »Oder?«, fragte Rafe.
    »Oder ich bring dich in die Alte Bibliothek zurück«, erwiderte ich. »Dort werde ich dich einsperren und dich allein mit dem Ding lassen, das dich nicht mag.«
    »William hatte recht? Da ist wirklich etwas, das da unten lebt?«
    »Oh ja«, sagte ich. »Sowas von. Wir werden was dagegen unternehmen müssen, wenn wir mal eine freie Minute haben. Obwohl - wenn ich ›wir‹ sage, dann meine ich jemanden, der verdammt noch mal eine ganze Ecke mutiger ist als ich.«
    Der Teenager wand sich unbehaglich in seinem Stuhl, die Schläuche klapperten aneinander. Er atmete schwer und sah nicht mehr annähernd so selbstsicher aus wie zuvor.
    »Das spielt er nicht. Wenn ich die Anzeigen richtig lese, ist er ernsthaft traumatisiert. Was zur Hölle habt ihr da unten gesehen, Eddie?«
    »Frag mich das später«, sagte ich und beugte mich vor, um direkt in Rafes Gesicht zu sehen. »Wie ist dein Name? Dein richtiger Name?«
    Er schmunzelte. »Mein Name ist Legion, denn wir sind viele.«
    »Brauchst du noch einen Klaps?«, fragte der Waffenmeister. »Das dauert zu lange, Eddie.« Er hielt eine hypodermische Nadel hoch, die groß genug war, ein Pferd zu ängstigen, und schob den dünnen Strahl einer klaren Flüssigkeit aus der Spitze. »Ich habe hier die Wahrheit in Reinform. Es interessiert mich nicht, was die Monitore sagen, er ist einem Menschen ähnlich genug, es wird funktionieren. Wir schieben die Nadel an seinem Augapfel vorbei in den Stirnlappen des Gehirns, und er wird uns Dinge sagen, von denen er nicht mal weiß, dass er sie weiß. Natürlich ist ein bestimmtes Maß an Gehirnschaden dabei unvermeidlich. Also Rafe, sag uns, was wir wissen müssen. Und bei der ersten Antwort, die du nicht gibst, oder falls die Anzeigen mir sagen, dass du lügst, dann ist - schwupps! - die Nadel drin. Mir ist egal, wie viele Dosen du von dem Zeug brauchst. So viel Wahrheit kannst du ja gar nicht sagen, oder?«
    »Schon gut, schon gut!« Rafe nahm sich einen Moment Zeit, sich zu sammeln, und richtete dann seinen

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