Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
entschlüsseln. Der Waffenmeister leistet gute Arbeit, er hat wirklich einen erstklassigen Verstand für jemanden, der kein Unsterblicher ist. Geh zur Seite, Eddie. Du musst hier nicht sterben. Verschwinde einfach durch dein nützliches kleines Ding, und du kannst zum armen William zurückkehren, wenn ich weg bin. Und du wirst mich nicht wiedersehen.«
»Ich bin schon einem wesentlich besseren Mann entgegengetreten, der diese Waffe besaß«, sagte ich. »Und ich bin immer noch da.«
»Ach, Eddie. Du hast noch nie einen Mann wie mich getroffen. Ich bin ein Unsterblicher.«
»Und ich bin ein Drood. Alles für die Familie, schon vergessen?«
Ich war bereit, ihn anzuspringen. Ich wusste, die Chancen standen nicht gut, ich wusste auch, dass selbst wenn ich meine Rüstung schnell genug hochfuhr, die Seltsame Materie sie glatt durchschlagen konnte, aber ich hatte keine Wahl. Ich konnte Rafe nicht davonkommen lassen. Ich konnte einfach nicht. Ich bereitete mich auf den Sprung vor, als sich Ethel auf einmal in der Alten Bibliothek materialisierte. Ein grimmiges rotes Leuchten erfüllte die Luft - eine schwere, überwältigende Präsenz, wie ein nie endender Donnerschlag. Rafe duckte sich weg vor ihr. Dann schrie er auf und warf die Pistole fort. Rauch kräuselte sich von der Stelle fort, an der seine Hand sich an der Waffe verbrannt hatte. Ein rotes Glühen konzentrierte sich um die Pistole und löste sie dann in nichts auf.
Wie kannst du es wagen!, sagte Ethel. Ihre Stimme dröhnte so laut, dass es in meinem Kopf widerhallte. Für Rafe muss es schlimmer gewesen sein. Er schlug beide Hände auf die Ohren, als ob er sie so draußen halten konnte. Du hast mir Substanz gestohlen, meine schiere Existenz in dieser Welt! Du hast sie dir gewaltsam genommen!
»Es tut mir leid, es tut mir leid!«, jammerte Rafe.
Das ist nicht genug! Gib mir deinen Torques zurück. Du bist ihn nicht wert. Eine kurze Pause entstand, und dann sprach Ethel wieder, diesmal mit ihrer normalen Stimme. Eddie, das ist echt komisch. Ich kann ihm diesen Torques nicht nehmen, weil er keinen hat. Das Ding da um seinen Hals ist eine Fälschung.
»Er ist kein echter Drood«, sagte ich. »Er sieht nur wie einer aus.«
Rafe drehte sich um, um wegzurennen, aber ich war sofort auf ihm. Ich schlug ihn mit einem einzigen Hieb nieder, und er traf hart auf dem Boden auf. Ich trat ihm in die Rippen, und aller Atem entwich seinem Körper. Ich trat ihn erneut, und es fühlte sich einfach zu gut an. Rafe schrie auf, er rollte sich vor Schmerz zusammen. Ich langte hinunter, packte sein T-Shirt und hob ihn hoch, sodass mein Gesicht direkt vor seinem war.
»Wo ist Rafe? Was ist mit dem wirklichen Rafe passiert?«
»Das wirst du nie erfahren«, sagte Rafe. Seine Stimme war scharf und trotzig, aber er konnte mich nicht ansehen.
»Durchsuch das Herrenhaus, Ethel. Sieh zu, ob du noch mehr von diesen Bastarden mit falschem Torques findest. Wenn das der Fall ist, sag es dem Seneschall, er soll sich um sie kümmern. Geh.«
Das grelle rote Glühen verschwand in einem Augenblick, und der übliche ruhige goldene Schimmer der Alten Bibliothek kehrte zurück. Ich ließ Rafe los, und er fiel wieder zu Boden.
»Du bist zu spät«, sagte er. »Sie sind alle weg.«
»Nun«, erwiderte ich, »das musst du ja sagen, oder?«
Rafe war auf einmal gar nicht mehr zusammengeschlagen und getroffen, er sprang über den Boden der Bibliothek nach vorn. Er kniete neben Williams bewusstloser Gestalt nieder, zog ihm den Kopf zurück und drückte ein Messer gegen die Kehle des Bibliothekars. Ich wollte ihn ergreifen, hielt jedoch abrupt inne, als ich eine dünne Blutspur an Williams Halsseite herunterlaufen sah, an der die Messerklinge die Haut geritzt hatte.
»Raus hier, Eddie«, sagte Rafe und lächelte wieder. »Und sag allen, sie sollen sich raushalten, bis ich sicher verschwunden bin. Oder ihr habt keinen Bibliothekar mehr übrig.«
»Ich kann dich nicht gehen lassen, Rafe«, sagte ich entschlossen. »Oder wer auch immer du bist. Du bist eine klare und akute Gefahr für die ganze Familie.«
»Ich werde ihn töten!«
»Er würde das verstehen. Alles für die Familie.«
Wir sahen einander an, beide waren wir bereit zu tun, was wir tun mussten; dann sah sich Rafe plötzlich hektisch um. Er sah etwas und wich panisch zurück. Das Messer an Williams Hals sank herab. Rafes Gesicht war bleich vor Schreck, seine Augen waren auf etwas so Furchtbares gerichtet, etwas so Schlimmes, dass er an
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