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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eingebrochen?«
    »Ich war in Eile«, sagte ich mit so viel Würde, wie ich zusammenkratzen konnte.
    Er sah mich lange streng an. »Und du bist unsere große Hoffnung auf die Befreiung. Ich glaube, ich gehe und haue mich eine Runde aufs Ohr.«
    Er schnaubte laut, wies mit ziemlich unnötiger Gründlichkeit auf die Hintertreppe und schlurfte davon. Beinahe sofort schwang eine Tür zu meiner Rechten auf, und eine ganze Horde Jugendlicher kam heraus. Sie unterhielten sich laut. Ich trat zurück, um sie vorbeizulassen, und obwohl sie das alle taten, sahen einige von ihnen mich seltsam an, so als ob ich etwas nicht gesagt oder getan hatte, was sie erwarteten. Einer von ihnen blieb sogar stehen und schaute zu mir zurück. Der Ausdruck auf seinem Gesicht vermittelte deutlich, dass er glaubte, etwas sei nicht in Ordnung, aber er konnte seinen Finger nicht ganz drauf legen. Ich konnte nicht an ihnen vorbei, um zur Treppe zu kommen, also wandte ich mich beiläufig ab und ging auffällig in den Raum hinein, aus dem sie gerade gekommen waren.
    Das Zimmer stellte sich als eine Art Gemeinschaftsraum heraus, mit noch mehr Teenagern, die in Gruppen herumstanden, in bequemen Sesseln saßen, tranken und sich unterhielten. In einer Ecke befand sich eine Bar, hinter der ein Kobold stand. Ich schlenderte zur Bar und verlangte ein Beck's in der Flasche. Als er es mir gab, zwinkerte er mir doch tatsächlich durchtrieben zu. Gott bewahre uns alle vor Amateur-Verschwörern. Selbst wenn sie eine verflucht heiße Gerüchteküche unterhalten. Ich war etwas beunruhigt, weil ich den Unterirdischen ein wenig mehr versprochen hatte, als ich zu halten imstande war. Ich hielt mich vornehmlich hier auf, um meiner Familie Informationen zu besorgen, nicht um eine Revolution der Geknechteten zu starten. Wenn ich die Informationen fand, wegen der ich hier war, konnte es gut sein, dass ich sie mir nur schnappen konnte, um dann schnellstens zu verschwinden. Meine Pflicht der Familie gegenüber kam vor allem anderen. Ich hatte durchaus vor, dann wiederzukommen, vorzugsweise gefolgt von einer großen Armee gerüsteter Droods, und die Unsterblichen in Blut und Feuer untergehen zu lassen. Und dann würden wir natürlich auch alle Kobolde befreien. Aber das wäre dann nicht heute oder morgen. Vielleicht würde es Jahre dauern. Die Unsterblichen waren die tödlichsten und verschlagensten Feinde, denen wir uns je gegenübergesehen hatten; jede Attacke musste sorgfältig geplant werden. Und dann war da ja noch das Problem mit der Apokalyptischen Tür und dem durch sie ausgelösten Ende der Welt. Ich hatte noch eine Menge zu erledigen, bevor ich auch nur daran denken konnte, die Kobolde zu befreien.
    Aber dennoch - es schien nicht richtig zu sein, ihre Hilfe unter falschen Voraussetzungen in Anspruch zu nehmen.
    Ich wanderte durch den Gemeinschaftsraum, nahm einen Schluck aus der Flasche, wenn jemand mir zu nahe kam, nickte, lächelte und hörte bei so vielen Unterhaltungen wie möglich zu, ohne wie ein Lauscher zu wirken.
    Jeder in diesem Raum war ein Teenager, fünfzehn oder höchstens sechzehn Jahre alt. Aber alle hatten die gleichen kalten, uralten Augen, als hätten sie schon alles gesehen, was es zu sehen gab, und es mit ihrem Zeichen versehen. Keiner von ihnen wäre besonders hübsch oder gar schön zu nennen gewesen. Attraktiv war eher das Wort, das auf sie zutraf. Lange Erfahrung hatte ihr Siegel auf den Gesichtern hinterlassen, aber nicht in Form von Falten oder schlaffem Fleisch. Es lag eher in ihren Ausdrücken und der Art, wie sie sich gaben. Sie alle hatten perfekte Haut, vollkommene Zähne und keinen Makel, sie alle sahen aus, als seien sie gut in Form, auch wenn das vielleicht mit ihrem Formwandeln zusammenhing. Keiner von ihnen musste lange dick sein, und sie konnten sich die Muskeln formen, die sie brauchten - oder diese schreckliche Knochenrüstung, die ich unten im Hotel gesehen hatte. Sie konnten alles sein, also warum hatten sie sich nicht anziehender gemacht? All diese Jugendlichen waren auf trotzige Weise gewöhnlich.
    Nun, umso einfacher ist es, mich unter euch zu mischen.
    Der Gemeinschaftsraum selbst hatte das Flair eines besonders altmodischen Herrenklubs und nichts von einem Jugendtreff. Alles war sehr ruhig, ordentlich und gesittet. Keiner erhob seine Stimme. Sie alle schienen sehr entspannt zu sein und sich in ihrer Haut wohl zu fühlen. Es herrschte eine Vertrautheit, die zwischen Leuten herrscht, die sich seit Ewigkeiten kennen. Und

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