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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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man so einen wichtigen Posten keinem Unterirdischen überließ, aber er war ein sehr gelangweilter Unsterblicher. Er lümmelte in seinem Stuhl und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Er schmollte, weil man ihm einen Job aufgehalst hatte, der seiner Ansicht nach überflüssig war. Niemand konnte ins Schloss eindringen, und schon gar nicht hier herunter kommen. Er blätterte langsam durch die Seiten eines Magazins, und seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehr gut entnehmen, um was für ein Magazin es sich handelte. Ich konnte kaum glauben, dass er mich nicht gehört hatte, aber als ich näher herankam, sah ich, dass er Kopfhörer in den Ohren hatte. Er hörte Musik von seinem iPod. Während er Wache schob. Einige Leute verdienen wirklich alles Schlimme, was ihnen passiert.
    Ich blieb zurück, gegen eine Wand gedrückt, die außerhalb seines Blickwinkels lag. Ich benutzte den Gemini-Duplikator, um ein weiteres Ich zu schaffen, und wieder einmal wurde ich von der Verdoppelung meiner Sinneswahrnehmungen geradezu umgehauen. Ich bekam das schnell unter Kontrolle, und meine beiden Ichs sahen sich gegenseitig genau an und betrachteten das neue, jugendliche Aussehen durch zwei Paar Augen. Ich gestikulierte mir selbst zu, an Ort und Stelle zu bleiben, während ich in der Kaverne bis zu dem Hochsicherheits-Glasbüro kam. Der Wachposten sah nicht einmal auf, bis ich direkt vor ihm stand, und selbst dann erhob er sich nicht. Er starrte mich nur mürrisch an und zog widerwillig die Kopfhörer aus den Ohren. Ich winkte ihm gebieterisch zu, aus seinem Büro herauszukommen, da ich mit ihm reden wolle. Er gab meiner gespielten Autorität nach, machte aber eine Show daraus, sein schmieriges Blättchen wegzuräumen und zu mir nach draußen zu schlurfen. Wahrscheinlich hatte man ihm gesagt, dass er das Büro nicht verlassen dürfe, ohne sich abzusichern, aber Langeweile verführt einen zu den schlimmsten Dingen. Er sah mich böse an.
    »Was willst du?«
    »Sieh mal, wer gekommen ist, dich zu besuchen!«, strahlte ich und winkte fröhlich. Der Wachmann sah mein zweites Ich einen Augenblick lang verblüfft an. Sofort glitt ich hinter ihn und packte ihn in einem Würgegriff. Nach ein paar Sekunden zerrte ich seinen bewusstlosen Körper zurück ins Büro und arrangierte ihn so sauber in seinem Sessel, dass es aussah, als döse er nur. Ich wurde allmählich richtig gut darin. Keiner von uns beiden sprach davon, den Wachmann zu töten, auch wenn wir beide daran dachten. Ich hatte diese Unterhaltung mit mir selbst schon hinter mir.
    »Ich gehe in den Computerraum«, sagte ich. »Und du gehst wieder raus in die Kaverne und stehst Schmiere.«
    Ich schnitt mir selbst eine Grimasse. »Wer hat dich denn zum Befehlshaber erklärt?«
    »Ich. Du. Ist doch egal, ich bin das Original, also ...«
    »Das weißt du doch gar nicht. Das ist nicht sicher. Ich habe dieselben Erinnerungen wie du.«
    »Ich kann nicht fassen, dass ich mit mir selber streite. Ich gehe in den Computerraum, weil ich näher dran bin. Und jetzt ab mit dir!«
    »Schon gut, schon gut! Meine Herrn, ich kann nicht glauben, dass ich so einen Ton draufhabe.«
    Ich hastete den Korridor hinunter, während ich meine Aufmerksamkeit dem Computerraum zuwandte. Ich konzentrierte mich darauf, meine Gedanken nach vorn zu holen, während ich die meines Duplikats nach hinten schob. Das war leichter, solange ich nicht mit mir selber sprach. Ich zog den Skelettschlüssel hervor, den der Waffenmeister mir gegeben hatte. Ein simpel aussehender Schlüssel, aber aus altem und vergilbtem menschlichem Knochen gefertigt. Die Tür zwischen dem Wachraum und dem Computerraum wurde durch ein kompliziertes elektronisches Schloss mit Nummerntastatur gesichert. Ich aber drückte den Schlüssel nur gegen die Tastatur - und er wand sich schnell durch die Funktionen hindurch und öffnete mir die Tür. Skelettschlüssel. Der Waffenmeister liebt diese kleinen Scherze. Ich wartete darauf, dass ein Alarm ertönte, aber da kam nichts. Ich schlich in den Computerraum, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich vor das Hauptterminal.
    Das sah alles sehr geradlinig aus. Natürlich kannte ich keines der Passwörter und keine Dateinamen, aber das würde kein Problem sein. Ich wollte gerade aufrüsten, damit ich diesen Trick mit der goldenen Fingerkuppe anwenden könnte, den Luther mir gezeigt hatte, als ich innehielt und mir alles wieder einfiel. Ich konnte die Rüstung hier nicht brauchen. Das würde ganz sicher jeden Alarm

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