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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Futon, als Jasmine die Botschaft weitergibt, und murrt: »Ich kann einfach nicht glauben, daß du uns so hochzerrst. Was könnte von so vorrangiger Bedeutung sein, daß wir dadurch um eine REM-Phase gebracht werden?«
    »Mama und Paps haben nichts gesagt, Liebling, aber die Neuigkeit klang wichtig, und sie wollen, daß wir uns alle zum Brunch treffen. Und jetzt klebe deine Dreadlocks mit Tesafilm zusammen, oder was auch immer du sonst mit ihnen tust. Mark! Tyler! Auf, und ab geht's.«
    »Ab wohin?« nuschele ich und stolpere schielend und halb verstört den Flur hinunter in Richtung Toilette, wie alle Johnson-Kinder ein ziemlicher Morgenmuffel.
    »Zum River Garden.«
    »Das China-Restaurant?«
    »Genau.«
    »Zum Frühstück?«
    »Zum Brunch. Dim Sum. Weißt du, wo sie mit diesen kleinen Karren umherfahren und du dir aussuchen kannst, was du willst. Und wie ich gehört habe, sind die Dim-Sums dort einfach schnuckelig; also zieh dich hübsch an, und hilf auch Mark dabei, was zu finden, das zusammenpaßt. In der Familie hast du das Geschmacks-Gen geerbt. Ich würde wahrscheinlich bloß wieder eine kriminelle Geschmacksverirrung begehen.«
    Mehrere Badewannen-Rotationen später versammeln wir uns mürrisch in Jasmines Chrysler, diesem weißen Geheimdienst-Mammut mit verdunkelter Windschutzscheibe. Ziemlicher Mittelklasse-Kitsch. Jasmine schnauzt Mark an, er solle aufhören, an den Kleberesten auf den vorderen Scheinwerfern zu kratzen, die von Dans vor Jahren aufgesetzten Brustwarzenquasten übriggeblieben sind. »Mark, steig ein«, schreit sie, während Daisy und ich unsere Sitzgurte anlegen.
    Mit einem Satz schießen wir auf die Straße und rasen durch die trockenen, ebenen Straßen von Lancaster, unsere Nackenmuskeln angespannt vor Streß.
    »Erde an Mutter«, ruft Daisy vom Rücksitz, »ich dachte, Ex-Hippies seien bekannt für ihren freundlichen, verschmusten Fahrstil.«
    »Ich fahre nur so, wie Dan es mir beigebracht hat, Schnuckelchen.«
    Ich bringe die Rede auf Großmamas und Großpapas Geheimnis: »Vielleicht wollen sie uns bitten, ihren Zaster mit ihnen zu teilen«, schlage ich vor, aber Jasmine verwirft diesen Vorschlag.
    »Kaum, Tyler, wie du noch gut genug von deiner Unterrichts-Episode her wissen solltest.«
    Die Unterrichts-Episode fand vor über einem Jahr statt, bevor das erste Jahr College begann und bevor ich anfing, Geld zu verdienen, indem ich nachgemachte Uhren verscherbelte. Jasmine mußte in Tränen ausbrechen und ein verhängnisvolles Porträt von mir entwerfen, wie ich bis ins Jahr 2030 Pommes-Frites-Computer im Happy Burger bediente, um Großpapa dazu zu bringen, 'n bißchen Knete für Unterricht rauszurücken, einen Bruchteil von seinem und Großmamas Besitz, der ihr Haus, eine Teilzeit-Eigentumswohnung in Maui, Aktien in aller Welt und natürlich ein wahres Monster an Mobile-Home namens Betty umfaßt.
    Zehn Minuten später kommen wir mit einem Ruck vor dem River Garden zum Stehen, einem weißen Stuckkasten am Columbia River mit Wellblechdach und fetten, auf die Fassade genagelten, chinesischen Schriftzeichen. Vor dem Haupteingang parkt Großvaters Lincoln Continental, Spitzname: das Gebäude - wahrscheinlich das ausladenste Personentransport-Vehikel, das je gebaut wurde.
     
    Jasmines Vater ist Ingenieur, er zog wie die meisten Einwohner Lancasters nach dem Zweiten Weltkrieg hierher und brachte Großmutter, Jasmine und Jasmines zwei Brüder aus ihrer alten Heimatstadt Mount Shasta in Nordkalifornien mit.
    Ich wünschte, ich würde Großvater mehr mögen, als dies tatsächlich der Fall ist. Ich meine, er könnte mir dabei helfen, wenn er wollte, aber er... Ich werde jetzt einfach das Maul halten. Doch etwas werde ich sagen und zwar: Als er vor einigen Jahren in den Ruhestand trat, wurde immer offensichtlicher, daß ihn einzig und allein die Überwachung seiner Investitionen beschäftigte; er frohlockte hämisch über deren erfolgreiche Entwicklung und zeigte ganz deutlich, daß er nicht daran dachte, seine Gewinne mit der Familie zu teilen, als wäre die Tatsache, daß er uns ökonomisch im finstersten Mittelalter hielt, etwas, worauf man stolz sein könnte. Und ich finde, die Art, wie sowohl Großvater als auch Großmutter ihr Leben leben, ist von einer vagen, beständig verschwenderischen Aura umgeben, wie Straßenlaternen, die am hellichten Tage brennen; diese ihnen eigene Art, alles dreifach haben zu wollen. Aber vielleicht wird Großpapa auch nur alt: er altert, ohne daß er irgend etwas

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