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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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über das linke schlagen kann, wenn er mit einem Ruck das karierte Hosenbein hochzieht. Beruhigende, identitätslose Musik umplätschert uns aus Auto-Stereoboxen, die mit Krampen an den Deckenpaneelen festgemacht sind.
    »Hallo ihr Süßen. Gebt mir ein Küßchen«, sagt Großmama, und pflichtbewußt stellen wir uns für den rituellen Luft-Kuß an, wobei wir den Himmel über jedem ihrer Ohren küssen und dabei einen mwuah -Laut von uns geben.
    »Daisy, was hast du mit deinem Haar gemacht?« fragt Großmama und schaudert vor Daisys blonden Dreadlocks zurück.
    »Sie ist doch nicht etwa einer dieser Sekten beigetreten, nicht wahr, Jaz?« fragt Großpapa, woraufhin er sich sofort zu Daisy herumdreht und selbst wiederholt: »Du bist doch nicht etwa einer dieser Sekten beigetreten, junge Dame?« (Keine Zeit für eine Antwort vorgesehen.) »Die ganze Familie setzt sich jetzt. Setzt euch. Wir werden jetzt eine riesengroße Mahlzeit bestellen.«
    Wir sitzen um einen runden Tisch herum, und ich halte einen Platz frei für Anna-Louise, die gleich kommen muß und Murray mitbringt.
    »Laßt uns gleich mit dem Essen anfangen«, schlägt Großvater vor. »Ich bin am Verhungern. Eure Großmutter und ich lieben chinesische Küche. Wir haben überlegt, ob wir in diesem Jahr nicht einfach mal nach China abzwitschern sollten.«
    »Man kann dort herrliche Schnäppchen machen, habe ich gehört«, fügt Großmama hinzu.
    »Mit unseren Vielflieger-Bonuspunkten bekommen wir Gratis-Hin-und-Rücktickets«, sagt Großvater.
    »Und heutzutage gibt es ausgezeichnetes salz- und cholesterinarmes Essen auf den Flügen.«
    Vor meinem geistigen Auge sehe ich diese Neujahrs-Illustration, auf der ein bärtiger alter Mann eine Fackel hält, die das alte Jahr versinnbildlicht; aber auf dem Bild, das ich sehe, weigert sich das greise Jahr, dem Baby-Jahr die Fackel zu übergeben.
    Daisy erwähnt Folter und politische Gefangene in China, was Großmama mit ja, ja kommentiert, um dann wieder zu den Schnäppchen in Hongkong überzugehen.
    Das Dim Sum wird herbeigekarrt und die verschiedenen Speisen auf den Resopal-Tisch gestellt, was Großvater mit »Haut rein, Kinder - 's geht auf unsere Rechnung« kommentiert. Gebrauchte, gekochte Windeln voller Batteriekorrosions-Sprenkel; ungeliebte, matschige Wetterballons, mariniert in lauwarmem Aufwischwasser; knochige, zusammengeschrumpelte Hühnerkrallen, garniert mit Resten aus der Arztpraxis. Eine mürrische Wirtin schiebt goldene Würfelstücke herbei, die wie Schwämme aussehen und zucken und wabbeln wie Hundewelpen, die man soeben ihrer Mutter weggenommen hat.
    »Ich kann nichts essen«, sagt Daisy. Keiner von uns kann. Dieses Essen ist zu pervers. Glücklicherweise findet Daisy Chrysanthemenblüten, die sie in den Tee taucht, was sie gleich an mehreren Gläsern vornimmt. Mark und ich essen eine große Schale voller Schicksals-Kekse, und Mark klebt die kleinen Zettel mit den Botschaften zu einer Kette zusammen. Jasmine tut sich halbherzig eine Windel auf den Teller, während Großmama und Großvater alles in Reichweite befindliche Essen verschlingen.
    »Ihr habt selbst schuld, wenn ihr nichts von diesen Köstlichkeiten essen wollt«, bemerkt Großvater. »Irgendwie erinnert mich das an die guten alten Zeiten, als es noch hieß: je mehr desto besser.«
     

13
     
    Als Anna-Louise und Murray dazukommen, wird die diätetisch-düstere Stimmung unterbrochen, und beide streifen rasch ihre Jacken ab, denn der Übergang von Anna-Louises eiskaltem, rostigem Volkswagen-Käfer (genannt Bondo Bunny) ins molligwarme Restaurant bringt sie ins Schwitzen. Die Begrüßungshallos nehmen kein Ende. Anna-Louise begrüßt Großmama: »Hi, Mrs. Johnson. Quelle Schock?«
    »Wie bitte, Liebes?« Meine Großeltern lieben Anna-Louise.
    »Das ist Französisch für ›Was für 'n Schock‹. Tyler hat's mir beigebracht. Er ist jetzt zweisprachig, von Europa her.«
    »Ich verstehe.« Dieses kleine Bonmot kommt gut an. Anna-Louise setzt sich neben mich und fragt, was die große Neuigkeit sei.
    »Jetzt, da du gekommen bist, können wir es allen erzählen, Liebes.«
    Murray unterdessen wurde von meinen Großeltern während des ganzen Hallos unübersehbar übergangen und nur mit einem Grunzen zur Kenntnis genommen. Heute ist er noch ausgeflippter angezogen als gewöhnlich; mit seinen Dreadlocks, die etwas schlammverkrustet wirken, die Augen von einer winzig kleinen viereckigen Brille bedeckt, und unter seiner Wildlederjacke trägt er ein

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