Shampoo Planet
Botschaften der Solidarität und Liebe, wenn wir in unseren stillen Momenten draußen im Wind stehen.
Wir diskutieren viel über die Zukunft, meine Freunde und ich. Mein bester Freund Harmony sagt, die Folter wird irgendwann in der Zukunft wieder einen erholsamen Sport für Reiche darstellen. Er glaubt, die Zukunft wird wie Rap-Musik und Computer-Codes sein, angefüllt mit Xs, Qs und Zs: »Von der Computer-Tastatur befreite Buchstaben.«
Skye ist davon überzeugt, daß es in Zukunft eine Langeweile-Steuer geben wird, so daß du jedesmal, wenn du ein Video ausleihst oder einen größeren Bikini brauchst, einen Aufschlag für den Luxus der Langeweile zahlen mußt.
Anna-Louise denkt eher etwas alltäglicher und zieht es vor, »die Zukunft nicht so beiläufig zu behandeln wie ihr, Leute«. Sie denkt an die Zukunft eher in anderer Form: welchen Weg ihre Freunde wohl im Leben einschlagen werden und was für Kinder sie wohl bekommen mag.
Ich selbst, ja, ich stelle mir die Zukunft wie die Bechtol-Zentrale vor, aber ich habe auch noch eine andere Vision, während ich so diagonal über den frisch gepflügten Kartoffelacker hopse, zurück in Richtung Comfortmobile, und achtgebe, daß ich dabei die Furchen in der Erde nicht zertrete. Ich sehe diese Skizze vor meinem inneren Auge: einen trockenen Alkoholiker - diesen Typ, der zwar seit Jahren von der Flasche weg ist, aber dennoch Zeit seines Lebens von früh bis spät von einer kleinen Comic-Gedankenblase mit einer Wodkaflasche darin begleitet wird. Ich sehe diesen Typen, und er sitzt im River Garden Restaurant und nimmt ganz allein sein chinesisches Abendessen ein; und hinterher bekommt er zusammen mit der Rechnung einen Schicksalskeks, den er aufbricht. Als er die darin enthaltene Botschaft liest, löst sich die Comic-Wodkaflasche auf, die ihn so lange quälte, und er ist frei. Die Botschaft lautet: Das, von dem du glaubst, dass es nicht geschieht, wird nicht geschehen.
Jasmine und Dan lernten sich vor sieben Jahren am Unabhängigkeitstag kennen.
Zu der Zeit ging Mamas Freundin Rainbow mit Dan, und das Paar kam zum Grillen in unser altes Haus. Rainbow verfiel gleich dem Hasch im Gartenschuppen und siedelte dann über ins Wohnzimmer, wo sie mit dem Baby Mark die ganze Nacht lang Tarot-Karten legte. Unterdessen wurde die Chemie zwischen Jasmine und Dan unverzüglich wirksam. Wir Kinder waren natürlich noch zu klein, um die Chemie als solche zu erkennen - uns fiel bloß auf, wie schwierig es war, Jasmines Aufmerksamkeit zu erlangen. (»Jasmine, wo ist der Ketchup?« - »In der Küche, Schatz. Kannst du ihn dir selbst holen? Und jetzt erzähl mir von der neuen Unterteilung der Innenstadt in Zonen, Dan ...«- »Ich sage dir, Jasmine, diese Gegend hier schreit geradezu nach Bevölkerung aus der Mittelschicht.« - »Findest du wirklich?«)
Ich kann mich erinnern, daß in der Nacht am anderen Ende der Stadt über dem Uranium Park ein Feuerwerk veranstaltet wurde. Wir saßen auf dem Balkon mit Blick auf den Garten und versuchten vergebens, das Feuerwerk hinter der Wand aus Bäumen zu erspähen, wir hörten nur den Lärm, den es machte - gedämpftes Kreischen und dumpfe Detonationen, die manchmal die Wände schwach erzittern ließen.
Während ich Jasmine und Dan zusah, erinnerte mich der Lärm des Feuerwerks am anderen Ende der Stadt an Geräusche, die ich schon einmal gehört hatte - Geräusche, die ich aus dem Fernsehen kannte, aus einem Dokumentarfilm über den Zweiten Weltkrieg. Darin wurden einige Städte Europas zur größten Bestürzung ihrer Bewohner von den Nazis mit Panzern, Artillerie und Bomben angegriffen. Es waren Bürger, die niemals die technologischen und psychologischen Veränderungen in ihrer Welt wahrgenommen hatten, die es nicht für notwendig erachtet hatten, sich zu verteidigen, Mauern zu bauen, Gegenangriffe zu planen oder Waffen herzustellen - eingesäuselt in ihrem kollektiven Traum, in dem Glauben, daß das Undenkbare um alles in der Welt niemals geschehen würde. In dem Glauben, sie seien in Sicherheit.
12
Action ist angesagt: Jasmines Eltern riefen heute frühmorgens an und teilten mit, sie hätten »aufregende Neuigkeiten, die unser Leben verändern würden«.
Jasmine stürmt über den Flur und ruft: »Ich wiederhole die Worte, unser Leben verändern für die gesamte Zuhörerschaft im Studio. Jeder von uns könnte zur Zeit ein paar Veränderungen im Leben gebrauchen. Und jetzt auf, auf, auf.«
Daisy liegt wie ein Klotz auf ihrem
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