Shampoo Planet
des Indischen Ozeans. Paris' Antipode ist Christchurch, Neuseeland. Honolulus Antipode ist in Afrika - Harare, Simbabwe.
Ich muß daran denken, wie verraten ich mich von Leuten fühle, einfach weil sie sich nicht die geringste Mühe geben, zu verbergen, wie egal ihnen alles ist.
Ich denke daran, daß in einer Beziehung die Person, die die andere am wenigsten braucht, die stärkere von beiden ist.
Ich lasse meine Planeten kreisen. Warum hat Stephanie angerufen? Ich hatte geglaubt, sie sei bereits aus meinem Leben verschwunden.
Ich höre, wie Jasmine unten kocht und Daisy Mark singend den Freiheitstanz beibringt, wobei er seine Füße auf die ihren setzt.
Ich erinnere mich, wie ich ein Baby war. Ich erinnere mich an singende Vögel auf der Kante meines Kinderbetts. Ein Hippie-Picknick? Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich den Himmel sah.
11
Ich spaziere quer über ein Rübenfeld, eine Baseballkappe schützt meine Augen vor der Sonne. Unter meinen Fußsohlen ist Wurzelgemüse - kühl, nahrhaft, schweigend -, das entweder Thanksgiving entgegenfiebert oder heißhungrigen, radioaktiven Mutanten als Nahrung dient.
Ich denke über die Zukunft nach.
Ich bin, was die Zukunft angeht, sehr optimistisch.
Für mich ist die Zukunft wie die Bechtol-Zentrale in Seattle, eine glänzende schwarze Nadel, eine hohe, dünne Maschine - ein Gebäude, das ein Versprechen abgeben kann - einen Impfstoff.
Jasmine selbst hat niemals Brandanschläge auf die Bechtol-Zentrale verübt, wie sie behauptet. Andere Hippies schon; Jasmine identifiziert sich bloß mit ihnen. Damals, zu Jasmines Zeit, stellte Bechtol nur langweilige militärische Radarsysteme her. Heutzutage aber, wenn sie auch zweifellos weiterhin Todesstrahlen und andere Megatech-Artikel fabrizieren, machen sie Millionen Menschen glücklich mit ihrer schnieken Luxus-Hotelkette, die sich um den ganzen Globus spannt, in der ich gerne angestellt wäre und die einen Teil von Bechtols großartiger Firmendiversifizierungsstrategie darstellt.
Aus diesem Grund hängt Bechtol dieser Tage nicht nur im Hotelwesen mit drin, sondern auch in der Genforschung, in Geflügelfarmen, der Fischzucht, dem Chromabbau, serienmäßiger Sportkleidung und einer Myriade anderer aufregender und profitabler Unternehmen. Die Diversifizierung war von Mister Frank E. Miller, dem CEO Bechtols, in Angriff genommen worden, einem Mann, dessen Biographie »An der Spitze des Lebens« ich viele Male gelesen und von Herzen allen meinen Freunden empfohlen hatte.
Als zukünftiger Angestellter bei Bechtol habe ich vor, mich so begehrt wie möglich zu machen, so daß sie gar nicht anders können, als mich einzustellen. Ich sehe mich schon auf einem Bechtol-Betriebspicknick mit Frank Fangen spielen, oder besser noch, wie ich Frank bei einem Londoner Frühstück mit Andacht von einer heiklen Fusion abrate, oder wie ich elegant meine Edelmetall-Marketing-Strategien mit Frank bei einem Cocktail in seinem Twinair 9000 Firmenjet erörtere, während wir uns auf dem Weg zu einer Inspektion der neutronenbetriebenen intelligenten Bomben-Anlagen in Alabama befinden. Frank wird mir zuhören. Er wird mir 'nen guten Posten zuschanzen - 'n echter Kumpel.
Ich denke gern an die Zukunft, wenn ich über Äcker und Wiesen spaziere, durch Felder voller Zwiebeln und Sonnenblumen und Hopfen, ganz allein, wie heute, wenn ich dabei über die Hügel schaue und mir vorstelle, wie Radiowellen aus wirklichen Städten wie Portland und Seattle und Vancouver herüberstrahlen und durch meinen Körper pulsieren.
Man denkt vielleicht, diese Feldspaziergänge seien still, aber das stimmt nicht, der Wind pfeift fast immer, voller dringender, unentschlüsselbarer Botschaften. Wenn ich durch Wind wie diesen gehe, stelle ich mir gern vor, daß es überall auf der Welt andere junge Leute gibt, die wie ich durch Felder wie dieses wandern - in Japan, in Australien, in Nigeria und in der Antarktis - und daß wir alle einander Botschaften der Hoffnung und Anteilnahme senden. Daß wir global sind.
Ich selbst halte mich für global. Ich verstehe mich als Teilnehmer an globalen Aktivitäten: In Flugzeugen sitzen, mit Maschinen reden, kleine geometrische Mahlzeiten zu mir nehmen und meine Wählerstimme per Telefon abgeben. Mir gefallen diese Vorstellungen. Ich weiß, es gibt Millionen Leute wie mich in Kellern und Modeboutiquen, in Schulen und an Straßenecken, in Cafes und überall, die genauso denken wie ich, und wir alle senden einander
Weitere Kostenlose Bücher