Shampoo Planet

Wochenendseminar in Big Sur teilnahm, aber ich habe es nur selten benutzt - es gibt kaum Werbung dafür, und es ist insofern ziemlich suspekt. Es ist immer besser, Produkte zu kaufen, für die viel Werbung gemacht wird, vorzugsweise solche, die von einer Berühmtheit wie Bert Rockney, meinem Lieblingsschauspieler, eingeführt werden - eine steroidale Todesmaschine und Star der kolossalen Hollywood-Filmproduktion »HawkWarrior«, die ich mir fünfmal angesehen habe und wärmstens empfehle. Mit Bert erfährt dein Fluchtdollar eine optimale Wertnutzung.
    Aber abgesehen davon: sauberes Haar, sauberer Körper, sauberer Geist, sauberes Leben. Du könntest von einem Moment auf den anderen berühmt werden, und deine ganze Persönlichkeit könnte zutage treten. Und was fände man dann wohl vor? Dreh die Dusche auf.
     

29
     
    Ich schließe die Tür meines Zimmers hinter mir, gehe den Flur entlang, die Treppe hinunter, an Mark vorbei, der gerade seine tägliche Dosis Gefühls-Crack zu sich nimmt, indem er sich in seinem Raumschiff-Enterprise-Schlafanzug farbige Comics reinzieht, aufgekratzt von allzu vielen Schüsseln vorgezuckerten Frühstücksgriesbreis.
    Ich schlurfe auf einen Teller Mueslix zu Daisy in die Küche, die, mit einer willkürlichen Auswahl aus Unterwäsche und Sweatshirt bekleidet, die Morgenzeitung nach ihrem Horoskop durchwühlt und ihre Tages-Rallye an Telefonaten aufnimmt.
    Ich habe Probleme, mich nach Jasmines superkurzem, eingefärbtem Glitter-Rock-Schnitt nun auch noch an Daisys Dreadlocks zu gewöhnen. Vielleicht sind Leute mit merkwürdigen Haarschnitten wie Strukturen, die erst interessant werden, nachdem sie Schiffbruch erlitten haben - Ranch-Häuser in Florida, halb versunken in Erdhöhlen, Pleite gegangene Einkaufszentren, Zivilisationen nach einem Atomkrieg. Mich überkommt ein wärmendes Gefühl der Tragik, wenn ich daran denke, daß ich für die Welt erst von Interesse sein werde, sobald ich zerstört bin. Eitelkeit der Jugend. Rat des Tages: Laß dich niemals zerstören.
    Zwischen den Telefonaten entwickelt sich zwischen Daisy und mir ein knappes Gespräch. Daisy hat ihr eigenes Telefon sowie ihre eigene Telefonnummer, um die Masse ihrer Anrufe zu bewältigen. Murray behauptet, sie habe ihre eigene Vorwahl.
    »Irgendwas Aufregendes gestern abend unternommen?« frage ich.
    »Nada. Godzilla-Videos in Zeitlupe angeschaut, 'n paar Schandtaten begangen.« Schandtaten begangen ist ein feststehender Begriff zwischen Daisy und Murray, der besagt, daß sie mächtig rumgemacht haben. »Und du? Deine Basketballjacke ist völlig hinüber. Hast du einer Kuh beim Kalben zur Seite gestanden?«
    »'ne lange Geschichte.«
    »Kein amusement mit den französischen Invasoren?« »War nicht eingeladen.«
    »Na, die sind ganz bestimmt imstande, sich selbst durchzuschlagen. Aber, Mann, die Cowboy Bar muß so ziemlich der uncoolste Platz der Stadt sein. Auf Erden. Oh, sieh mal«, Daisy blickt strahlend auf ihr Horoskop, »der heutige Tag bringt mir alle Selbstbestätigung. Nicht schlecht.«
    Die Türglocke säuselt »Greensleeves«, und Mark hoppelt hinüber, um zu öffnen. Stephanie und Monique stürzen sich auf ihn, kitzeln ihn, schnappen seine Arme und Beine und schlenkern ihn hin und her wie eine Hängematte.
    »'allo, 'allo, 'allo.« Sie winken Daisy und mir zu, als wir in den Flur treten, beide in voller Kriegsbemalung und mörderisch aufgedonnert.
    »Fertig für unsere tour zum Einkaufszentrum?« Mark ist außer Gefecht gesetzt, und Stephanie greift in ihr Munitionshandtaschenchaos und entnimmt ihm ein Bündel Rechnungsbeläge zu Lasten der väterlichen Kreditkarten. »Wir waren gestern abend in der Cowboy Bar, und stellt euch bloß vor -Monique hat einen Millionär kennengelernt.«
    »In Lancaster?« fragt Daisy.
    Monique reibt sich die Hände. »Hab' ich ein Glück.« Während ich nach meinem Blazer greife, geht Daisy an das klingelnde Telefon. Ihre Miene wird eisig. »Es ist Dan«, sagt sie. »Kannst du Mama Bescheid sagen?«
    Ich sehe, wie Mark drüben im Wohnzimmer das Fenster öffnet und sich hinausschlängelt.
     

30
     
    Ich glaube, wie du mit Blumen umgehst, offenbart, wie du mit deiner Liebe umgehst. Auch wenn das abgedroschen klingt, hör dir meine Beispiele an.
    Dan, der göttliche Liebhaber schlechthin, findet, daß Blumen eine ausgezeichnete Idee sind. »Die Bepflanzung der Beete rund ums Haus für 'n Hunderter kann den Wiederverkaufswert des Grundstücks um zwanzig Prozent hinauftreiben. Das