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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Einkaufszentren genau wie ich, auch wenn sie über das heutige äußerst beschränkte Kaufangebot im Ridgecrest eingeschnappt zu sein scheinen. Aber diese eher karge Fülle ist gut, weil die beiden davon vielleicht gelangweilt werden, die Stadt früher verlassen und mein Leben entkomplizieren.
    »Oh, was soll ich euch da noch vormachen«, sage ich. »Heutzutage ist es für euch beide stinklangweilig hier. Ihr dürft nicht denken, dies sei ein normales Einkaufszentrum. Es ist nur noch Zeitverschwendung. Wenn ihr vor einigen Jahren hier gewesen wäret, hättet ihr allein auf der Mode-Esplanade noch sechs Schuhgeschäfte zur Auswahl vorgefunden.«
    »Nein, nein. Wir mögen das Ridgecrest. Wir haben viel Spaß. Stimmt's, Monique?«
    »Oh, oui. Serr amüsant. Serr futuristisch.«
    Ein Haufen zerlumpter Kids rast heulend auf Skateboards den widerhallenden Lieferantenkorridor hinunter, genau auf die ausgebrannte Wand vor uns zu, wobei sie mit ihren kleinen schwarzen Stiefeln gegen die Wand und das danebenliegende Fenster treten und unter lautem Geschrei ihre Fäuste in Skihandschuhen schwenken, auf deren Finger sie ein Muster aus Anti-Ladendiebstahl-Magnetstickern geklebt haben. Dann donnern die Bälger auf ihren Brettern unter Gejohle die stillgelegte Rolltreppe hinunter mit Kurs auf die abgetaute und vergessene Eisbahn, deren Oberfläche mit Zigarettenkippen und Cola-Bechern übersät ist, hinuntergeworfen von den darüber verlaufenden Geschäftsgalerien. Das ganze Szenario erinnert mich an das Sprichwort, wonach im Dritten Weltkrieg mit Atomwaffen und im Vierten Weltkrieg mit Stöcken und Steinen gekämpft werden wird. Aber wann fand der Dritte Weltkrieg statt? Es muß ein unsichtbarer Krieg gewesen sein, und jetzt befinden wir uns mitten im Vierten Weltkrieg. Es muß einfach eine Erklärung für das geben, was dem Einkaufszentrum widerfahren ist.
    »Tyler! Frenchies!« Wir drehen uns um und sehen Daisy und Murray, die eine Unmenge von frechen, laserbedruckten Stickern gegen Pelzmäntel und Tierfallen heranschleppen, auf denen Sprüche wie B eiss dir den Fuss ab proklamiert werden. »Los kommt und helft Daisy und mir, den Frieden zwischen den Spezies zu fördern!«
    Ich frage Murray, ob er meint, daß Lancaster der richtige Ort sei, um gegen Pelze zu protestieren, zumal wir instinktiv auf Das Großartige Teriyake Erlebnis zusteuern!
    »Na ja, ehrlich gesagt haben wir noch keinen einzigen Pelz ausfindig gemacht, aber wir werden weiter danach Ausschau halten. Und sollten wir einen ausfindig machen, werden wir ihn mit diesen Stickern zukleistern. Eine Handvoll haben wir den Skateboardlümmeln überlassen. Sie wollten auch mithelfen.«
    Bei Murrays Worten sehe ich schon im Geiste, wie die johlenden Bengel in der ganzen Galerie B eiss-dir-den- F uss-ab- Sticker an geschwärzte Schaufenster, Sperrholzbarrikaden und die vergessenen Skulpturen im Skulpturengarten kleben.
    »Murray, das hier sind Stephanie und Monique.«
    »'allo.« »'allo.«
    »Hi. Daisy spricht viel von euch Frenchies. Wollt ihr 'nen Sticker?«
    Die Frenchies (der neue Spitzname ist legitimiert) lehnen höflich ab. Wir schwatzen ein paar Minuten lang über Diät-Cola und Gurken-Maki-Sushi. Monique muß bald zu einer Verabredung mit dem Millionär, den sie gestern abend kennengelernt hat. Er heißt Kirk. Stephanie will eine Alleinfahrt im La Car unternehmen. Daisy und Murray wollen zum Supermarkt in der Innenstadt, um weiter Jagd auf Pelze zu machen und »Haut-Nahrung« (was auch immer das sein mag) einzukaufen. Ich meinerseits werde mich, wie bereits erwähnt, um vier mit Anna-Louise treffen.
    »Daisy und ich haben entschieden, uns zu unabhängigen Nationen uns selbst gegenüber zu erklären«, sagt Murray. »Völlige Freiheit und Autonomie.«
    »Wir werden jeder unser eigenes Land werden. Und wir werden uns zu atomwaffenfreien Zonen erklären.«
    Die Frenchies, alarmiert durch die bürokratischen Instinkte ihrer Vorfahren, werden aktiv. »Aber was ist mit einer Regierung?«
    »Regierung?« fragt Daisy zurück. »Ich belasse es bei Stimmungswechseln.«
    Die Süßen sind plötzlich todernst: »Wie könnt ihr bloß alle so leichtsinnig mit eurer Freiheit umgehen?« fragt Stephanie. »Wie könnt ihr so unbekümmert von Demokratie reden?«
    »He, Prinzessin Stephanie«, unterbricht sie Murray. »Mir ist aufgefallen, daß das Wort Demokratie gewöhnlich immer dann fällt, wenn jemand vorhat, deine persönlichen Rechte zu mißbrauchen.«
    »Ich habe von einem

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